Antworten von Kardinal Christoph Schönborn in der Tageszeitung HEUTE 22.März 2024
Heute muss ich ein Wort über eines meiner Lieblingstiere sagen: den Esel! Bei uns ist er selten geworden. Zur Zeit Jesu gab es ihn überall. In Jesu Leben hat er eine wichtige Rolle gespielt. Jesus wurde in Betlehem in einem Stall geboren. Ochs und Esel waren dabei. Das neugeborene Kind wurde in ihre Futterkrippe gelegt. Bald mussten seine Eltern mit ihm nach Ägypten flüchten, um sein Leben zu retten. Seine Mutter dürfte, mit ihm in den Armen, auf einem Esel geritten sein. Reisen hieß freilich damals und bis in die neuere Zeit, zu Fuß gehen.
Einmal machte Jesus eine Ausnahme. Daran erinnert der kommende Palmsonntag. Jesus wollte feierlich in Jerusalem einziehen. Als Reittier wählte er ganz bewusst einen Esel, denn er wollte zeigen, dass er nicht Krieg und Gewalt bringt, sondern Frieden. Auf einem Esel kann man nicht in den Krieg ziehen. Den Krieg brachten die Reiterheere ins Land. Heute sind es Panzer, Drohnen und Raketen. Die Menschen jubelten Jesus zu. Sie winkten ihm zu mit Palmzweigen. Für mich ist ihre Begeisterung ein Bild für die tiefe Sehnsucht nach Frieden. Wie schön wäre es, wenn die Weltpolitik sich an Jesus auf dem Friedensesel ein Vorbild nähme!