Dipl. Theol. Simon Mödl, Diözesane Dienststelle „Junge Kirche“: Einladung zum Diözesanen Weltjugendtag am 12. März.
Dipl. Theol. Simon Mödl, Diözesane Dienststelle „Junge Kirche“: Einladung zum Diözesanen Weltjugendtag am 12. März.
Spannungsfeld Kirche und Jugend: Was der Leiter der neuen diözesanen Dienststelle „Junge Kirche“, Simon Mödl, dazu zu sagen hat. "Der SONNTAG" berichtet.
Auf der einen Seite zerbrechen klassische Strukturen, in denen man sich als junger Mensch bewegen konnte, die Halt gegeben haben. Die Anforderungen an einen selbst, sich zu verorten, sich selbst zu bestimmen, werden immer höher.
Zum anderen gibt es den wirtschaftlichen Druck, mit einer Jugendarbeitslosigkeit, die immer höher wird“, sagt Simon Mödl, Leiter der Dienststelle „Junge Kirche“ in der Erzdiözese Wien, über die Herausforderung im Hinblick auf die jungen Menschen.
„Der Identitätsstifter Arbeit fällt oft weg oder ist phasenweise bedroht. Das, was wir heute an Geld in die Hand nehmen, um Jugendliche auf ihrem Ausbildungsweg zu begleiten, das erspart uns später viel an Nachfolgekosten und Problemen, die sonst entstehen“, so Mödl. Es sei „eine gesamtgesellschaftliche Aufgabe, nicht eine ganze Generation verlorengehen zu lassen“.
Generell sei es schwierig, von „der Jugend“ zu sprechen: „Wir haben in der Gesellschaft die Auflösung der Milieus, das immer Wichtiger-Werden von Peer-Groups, in denen sich Jugendliche bewegen. Trends, die gesetzt werden, breiten sich aus, werden schnell gehypt und verschwinden auch wieder genauso schnell.“ Es gebe zugleich „auf der einen Seite die engagierten Jugendlichen, die soziale Projekte vorantreiben, und auf der anderen Seite Jugendliche, die in ihrer eigenen Welt leben, die kein Interesse haben, sich mit den Nöten jenseits des eigenen Lebens auseinanderzusetzen“.
Berührungspunkte zwischen Kirche und Jugend sieht Mödl „dort, wo, oft auch noch in der Pfarre, sogenannte Jugendarbeit stattfindet, wo es Gruppen von Jugendlichen gibt, die etwas auf die Beine stellen“. Dabei funktioniere die klassische Mund-zu-Mund-Propaganda noch immer am besten. „Wo es eine lebendige Katholische Jugend oder Jungschar gibt, da kommen Neue dazu“, sagt Mödl: „Diese Neuen merken: Das ist attraktiv, das strahlt aus.“
Wichtig sei es auch, „immer professioneller zu werden, weil die Jugendlichen heutzutage Qualität gewohnt sind“. Die Kirche selbst ist für viele Jugendliche oft kein Thema. Eine Chance für die Kirche sieht Mödl da, „wo Antworten auf schwierige Fragen gegeben werden“. Er nennt die Shell-Jugendstudien, die immer wieder feststellen, „dass klassische Werte“ für Jugendliche wichtig sind: Familie, Heimat, wichtige Bezugspersonen, die man um sich hat. Mödl: „Das sind eigentlich klassische christliche Werte.“
Die Kirche spreche nicht immer die Sprache der Jugend, „weil kirchliche Sprache oft eine sehr theologische Sprache ist“, unterstreicht Mödl, und nennt sofort Papst Franziskus. „Er versteht es, die Sprache der Jugend zu sprechen, weil er mit sehr einfachen und klaren Worten sehr tiefe Botschaften rüberbringen kann.“ Wenn dieser Geist weiterhin ausstrahle in die Kirche, dann sei das sehr begrüßenswert.
Von Papst Benedikt XVI. gebe es den Satz: „Der Glaube ist einfach.“ Mödl: „Wir haben diesen einfachen Glauben vielfach verkompliziert. Natürlich ist es gut, dass wir Theologie betreiben, dass das Ganze vernünftig durchdacht ist. Wenn das aber am Ende hinter einer Sprache versteckt wird, die keiner mehr versteht, dann ist der Glaube nicht mehr einfach, sondern wahnsinnig kompliziert geworden.“
Wie Mödl einem 17-jährigen Jugendlichen das Wesen des Christentums in wenigen Sätzen erklären würde?
„Zum einen ist da der Glaube an Gott, der für die Menschen Mensch geworden ist und uns erlöst hat, das führt zu weiteren Fragen. Weiters ist der Satz von Paulus wichtig: Es geht um den Glauben, der in der Liebe wirksam wird. Das sind die zwei Seiten des Glaubens, die wichtig sind. Der Glaube an Jesus, der keine diffuse Gottheit ist, sondern eine personale Beziehung ermöglicht.“
Christlicher Glaube heiße auch, „aktiv zu sein, sozial unbequem zu sein“. Mödl: „Da sind wir wieder bei Franziskus, der manchmal mit seiner harschen Kritik an Missständen diesen sozialkritischen Anspruch verkörpert.“ Eine jugendsensible Kirche sollte sich dafür einsetzen, „dass die Mitte des kirchlichen Lebens, die Liturgie, auch jugendgerecht ist“. Mödl: „Dass ein Jugendgottesdienst gefeiert wird, der nicht nur so heißt, sondern auch diesen Geist ausstrahlt. Dass sich das in der Musik, in der Gestaltung, auch der Predigt widerspiegelt. Das kann dann sehr anziehend wirken.“
Was die Dienststelle „Junge Kirche“ dazu beiträgt, dass sich Kirche und Jugend leichter annähern können? „Wir wollen die verschiedenen Ressourcen, Talente und Fähigkeiten, die da sind, neu miteinander vernetzen und so Neues ermöglichen“, sagt Mödl: „Gemeinsam innovative Konzepte erarbeiten, damit das, was an Gutem da ist, weitergeführt oder neu belebt wird. Wo wir merken, da kommen wir mit unseren alten Konzepten nicht mehr weiter, da gilt es auch hier, Neues zu entdecken.“
Die Dienststelle mit Ministranten- und Kinderseelsorge, Jungschar, Jugendseelsorge und Katholischer Jugend vereine so viele Zugänge zu Glauben und Spiritualität, „dass es möglich wird, unterschiedliche Angebote zu setzen, in denen sich Leute ganz unterschiedlicher Zugänge wiederfinden können“.
Mödl: „Diese ganze Bandbreite, die wir in unserer Dienststelle erleben, das ist eine große Chance.“
Artikel zum Thema:
Erzdiözese bündelt Jugendarbeit: Die „Junge Kirche“ ist gestartet
Junge Kirche:
www.erzdioezese-wien.at/jungekirche
Einladung zum Diözesanen Weltjugendtag am 12. März.
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