Eine durchwegs positive Bilanz zum Reformationsjubiläum haben am Dienstagabend, 31. Oktober 2017, Kardinal Christoph Schönborn und der lutherische Bischof Michael Bünker gezogen.
Eine durchwegs positive Bilanz zum Reformationsjubiläum haben am Dienstagabend, 31. Oktober 2017, Kardinal Christoph Schönborn und der lutherische Bischof Michael Bünker gezogen.
Kardinal Schönborn: "Grundanliegen der Reformation muss Grundanliegen jedes Christen sein".
Eine durchwegs positive Bilanz zum Reformationsjubiläum haben am Dienstagabend, 31. Oktober 2017 Kardinal Christoph Schönborn und der lutherische Bischof Michael Bünker gezogen. Im vergangenen Jahr habe es in der Ökumene zwischen katholischer und evangelischer Kirche durchaus Fortschritte gegeben, hielten beide im ORF-Doppelinterview ("ZIB2 History" zum Reformationstag bzw. Jubiläum "500 Jahre Reformation") fest. Der "Grundwasserspiegel des Vertrauens" sei im Jubiläumsjahr gestiegen, so Bünker. Dafür gelte es dankbar zu sein.
Die katholische und evangelische Kirche seien sich in den vergangenen Jahren unvergleichlich näher gekommen als jemals zuvor, bestätigte Kardinal Schönborn. Die Kirchen hätten aus der Vergangenheit schmerzlich gelernt, "dass das Grundanliegen der Reformation das Grundanliegen jedes Christen sein muss. Diese Erkenntnis hat uns näher gebracht." Martin Luther wollte keine neue Kirche gründen sondern das Christentum erneuern, Und er habe die zentrale Frage nach einem gnädigen Gott gestellt, betonte der Kardinal. Diese Frage sei für Katholiken wie Protestanten gleich wichtig. Kardinal Schönborn verwies in diesem Zusammenhang auch auf Papst Franziskus, der wie noch kein Papst zuvor die fundamentale Gemeinsamkeit von katholischer und evangelischer Kiche betont habe.
Zugleich sprachen sich der Wiener Erzbischof wie auch der lutherische Bischof gegen eine Ökumene aus, die in einer katholisch-evangelischen Einheitskirche ihr Ziel findet. "Wir wollen kein einförmiges Christentum", so Kardinal Schönborn wörtlich. Eine Verschiedenheit, die nicht trennt sondern eint, "tut gut".
In gleicher Weise betonte Bischof Bünker: "Eine Einheitskirche kann nicht das Ziel sein." Und mit den Worten von Papst Franziskus plädierte der Bischof dafür, "geeint in den Unterschieden voranzugehen". Die vorhandenen Unterschiede müssten nicht trennen, sondern könnten die Kirchen auch stärker miteinander verbinden, meinte der lutherische Bischof.
Bünker wies auch auf das Motto hin, unter dem das Reformationsjubiläum in Österreich stand: "Freiheit und Verantwortung". Wiewohl für Martin Luther religöser Pluralismus noch kein Thema gewesen sei, habe mit der Reformation die Idee von der persönlichen Freiheit des Einzelnen und des zuallererst persönlich verantworteten Glaubens seinen Ausgang genommen. Diese Entwicklung führe zum hohen Gut der Religionsfreihit.
Das Christentum zeichne sich durch Respekt vor der Freiheit und dem Gewissen des anderen, durch Nächstenliebe und durch den Verzicht auf Gewalt aus, sagte Kardinal Schönborn. Aus dieser Haltung heraus seien die Christen aufgefordert, den Muslimen die Hand entgegenzustrecken. Eine solche Haltung beeindrucke durchaus auch viele Muslime, berichtete der Kardinal von entsprechenden Erfahrungen.
Am 31. Oktober 1517 hatte Martin Luther der Legende nach seine 95 Thesen an die Schlosskirche von Wittenberg angeschlagen. Das war der Anstoß für die Reformation.