Erst waren sie einfache Mönche, eine katholische Gemeinschaft mitten unter Muslimen in Algerien. Dann wurden sie (unter immer noch nicht ganz geklärten Umständen) aus ihrem Kloster entführt und getötet.
Erst waren sie einfache Mönche, eine katholische Gemeinschaft mitten unter Muslimen in Algerien. Dann wurden sie (unter immer noch nicht ganz geklärten Umständen) aus ihrem Kloster entführt und getötet.
Papst Franziskus hatte zu Jahresbeginn das Martyrium von insgesamt 19 Ordensmännern und -frauen anerkannt, die zwischen 1994 und 1996 in Algerien ermordet wurden.
Der Vatikan setzt ein Signal angesichts von islamistischem Terrorismus: Die sieben 1996 ermordeten Trappisten von Tibhirine und zwölf weitere algerische Märtyrer werden am kommenden Samstag seliggesprochen. Der Seligsprechungsgottesdienst im algerischen Oran am 8. Dezember 2018, dem Hochfest Mariä Empfängnis, wird vom Präfekten der vatikanischen Heiligsprechungskongregation, Kardinal Giovanni Angelo Becciu, geleitet. Unter den neuen Seligen ist auch der frühere Bischof von Oran, Pierre Claverie (1938-1996). Der Dominikaner wurde wenige Wochen nach den Märtyrer-Mönche von Tibhirine bei einem Bombenattentat zusammen mit seinem muslimischen Chauffeur vor seinem Bischofshaus getötet.
Die französischen Trappisten des 1938 gegründeten Klosters Notre-Dame de l'Atlas im Norden Algeriens wurden im März 1996 während des Bürgerkriegs entführt. Zu der Tat bekannte sich eine terroristische Splittergruppe, die die Freilassung eines ihrer Anführer verlangte. Gut zwei Monate später, Ende Mai, wurden die abgetrennten Köpfe der Mönche gefunden; die Körper blieben bis heute verschwunden.
Bis heute ist unklar, ob die sieben Trappisten tatsächlich von ihren Entführern oder aber vom algerischen Militär und Geheimdienst getötet wurden. Der französische Regisseur Xavier Beauvois griff die Ereignisse in seinem vielfach preisgekrönten Film "Von Menschen und Göttern" (2010) auf und machte ihr Schicksal damit einem breiteren Publikum bekannt.
Die Ordensmänner lebten in ihrem Kloster im Atlasgebirge im Einvernehmen mit der lokalen muslimischen Bevölkerung, von der sie für ihre Dienste etwa zur medizinischen Versorgung der Menschen allseits geachtet wurden. Die bedrohten Mönche von Tibhirine hätten nicht ausgeharrt, um ihre christliche Gemeinschaft zu verteidigen, gab Kurienkardinal Becciu zuletzt in einem Interview mit dem Portal "cath.ch" zu bedenken. "Sie liebten einfach das Land und die Menschen, mit denen sie zusammen lebten."
Papst Franziskus hatte im vergangenen Jänner das Martyrium von insgesamt 19 Ordensmännern und -frauen aus Frankreich, Spanien und Belgien anerkannt, die zwischen 1994 und 1996 in Algerien ermordet wurden. Der frühere Erzbischof von Algier, Henri Antoine Marie Teissier, betonte im Vorfeld der nunmehrigen Seligsprechung, dass das nun abgeschlossene Verfahren "Pierre Claverie und 18 Gefährten" tatsächlich allen Opfern - auch den muslimischen - der damaligen islamistischen Gewalt gewidmet sei.
Nach Angaben des heute 89-jährigen Erzbischofs Teissier entstand der Wunsch nach einer Seligsprechung der algerischen Märtyrer bei einer Pilgerfahrt nach Rom im Heiligen Jahr 2000. Papst Johannes Paul II. habe damals bei einer Gedenkfeier im Kolosseum für die Märtyrer des 20. Jahrhunderts auch die Trappisten von Tibhirine erwähnt.
Allerdings, so Erzbischof Teissier, habe es zu Beginn keineswegs Einstimmigkeit in der Frage gegeben. Andere Ordensgemeinschaften, etwa die Weißen Väter, verwiesen darauf, dass es in anderen Ländern Afrikas ebenfalls Opfer gegeben habe, so im Kongo oder in Ruanda - warum also die Algerier hervorheben? Und die Kleinen Schwestern vom Heiligsten Herzen Jesu hätten geltend gemacht, dass es nicht ihre Berufung sei, "sich in den Vordergrund zu setzen". Es habe Jahre gebraucht, bis das Verfahren schließlich 2007 tatsächlich aufgenommen wurde.
Das es nun so schnell geht, hält der Erzbischof allerdings für wenig erstaunlich: Das Glaubenszeugnis der algerischen Märtyrer sei "von großer Aktualität"; siehe auch die Ermordung des französischen Priesters Jacques Hamel durch Islamisten im Juli 2016. Hamel, ein früherer Algerien-Soldat, hatte eine starke geistliche Bindung zu den Mönchen von Tibhirine. Und der Postulator (Anwalt) der "19 algerischen Märtyrer", der Trappist Thomas Georgeon, sagte zuletzt, deren Seligsprechung könne auch eine neue geistliche Dynamik für den islamisch-christlichen Dialog bringen.
Unter dem Radar bleiben einstweilen Pläne, nach denen möglicherweise wieder eine religiöse Gemeinschaft ins Kloster Tibhirine einziehen könnte. Entsprechende Pläne hatte 2015 der Vorsitzende der algerischen Bischöfe und heutige Erzbischof von Algier, Paul Desfarges, offenbart. Seitdem bleiben aber weitere Informationen darüber aus. Nach seinen Worten wurde das Kloster seit dem Mord nie ganz aufgegeben. Regelmäßig werde es von in Algerien lebenden Priestern besucht. Einige einheimische Landarbeiter kümmerten sich um die rund 2.000 Obstbäume des Anwesens.