Entscheidender als Schlagzeilenerfolge ist für gelingende kirchliche Kommunikation laut dem Sprecher der Erzdiözese Wien, Michael Prüller, dass Gläubige darüber Auskunft geben, was Gott in ihrem Leben bewirkt.
Entscheidender als Schlagzeilenerfolge ist für gelingende kirchliche Kommunikation laut dem Sprecher der Erzdiözese Wien, Michael Prüller, dass Gläubige darüber Auskunft geben, was Gott in ihrem Leben bewirkt.
„Schweigen darüber durchbrechen, was Gott im Leben Gläubiger bewirkt.“
Vieles aus dem kirchlichen Tätigkeitsfeld ist kein Thema für die Massenmedien; für diese sei meist die "winzigste Skandalgeschichte" interessanter als existenzielle Glaubensfragen. Entscheidender als Schlagzeilenerfolge ist für gelingende kirchliche Kommunikation laut dem Sprecher der Erzdiözese Wien, Michael Prüller, dass Gläubige darüber Auskunft geben, was Gott in ihrem Leben bewirkt. Auch unter kirchlichen Amtsträgern beobachte er oft eine Scheu vor diesem Bekenntnis. Das Schweigen über "das Glück der Verwandlung durch Christus" müsse viel öfter durchbrochen werden, so der ehemalige stellvertretende Chefredakteur der Tageszeitung "Die Presse" und seit 2011 als Leiter des Amtes für Öffentlichkeitsarbeit und Kommunikation der Erzdiözese Wien tätige Medienexperte.
Prüller äußerte sich bei der abschließenden Podiumsdiskussion der Österreichischen Pastoraltagung in Salzburg zum Thema Säkularisierung. Mit ihm tauschten sich am Samstag, 12. Jänner 2019 über anstehende "pastorale Prioritäten" für die katholische Kirche die Linzer Pastoralamtsleiterin Gabriele Eder-Cakl, "Pastoralinnovation"-Gründer Georg Plank und die Wiener Pastoralassistentin Vivian Perdomo Reyes aus.
Nachdem Papst Franziskus 2013 in sein Amt gewählt wurde, habe sich die journalistische "Jagdmeute" aus Respekt vor seiner Person Zurückhaltung auferlegt, blickte Prüller zurück. Zuletzt sei das Interesse der von ihm grundsätzlich geschätzten Medienlandschaft in Österreich an Skandalträchtigem wieder gestiegen. Er selbst habe mit seinem beruflichen Wechsel von einer sehr säkularen Redaktion in den Dienst der Kirche auch einen Wechsel vom "Außenblick" hin zu einer Innenperspektive vollzogen. Und er sei trotz kirchlicher Sozialisation überrascht gewesen, wie groß die "humanisierende Kraft" der institutionalisierten Kirche sei. Ihre Vertreter sollten den Mut aufbringen, auch in einem profanen Umfeld Gott zur Sprache zu bringen.
"Pastoralinnovator" Plank riet den rund 400 Teilnehmenden an der größten Seelsorge-Fortbildungsveranstaltung in Österreich, in ihrer pastoralen Arbeit dort anzuknüpfen, "wo schon etwas gut läuft", und nicht auf Defizite fokussiert zu sein. Freilich brauche es im Raum der Kirche auch Standards wie eine spürbare Willkommenskultur oder auch nur eine besucherfreundliche Infrastruktur, damit sich Dazukommende nicht fremd fühlen müssen. Plank regte dazu an, bei allen Planungen und Konzepten nicht auf einen einladenden "Modus des Erlebens" zu vergessen.
Auf Solidarität, Toleranz, Innovation und Hoffnung als Prinzipien der Seelsorgearbeit in der Diözese Linz wies Gabriele Eder-Cakl hin. Zu ersterem nahm sie Bezug auf den jüngsten Konflikt zwischen Caritas und FPÖ: Sie wisse von einem Pfarrer, der kürzlich von seinem Bürgermeister zu hören bekam, er solle nicht soviel über Solidarität reden. "Aber das ist unsere Aufgabe" und gerade jetzt ein "Zeichen der Zeit", berief sich die Pastoralamtsleiterin auf das christliche Menschenbild. "Pastorale Prioritäten" setze die Diözese Linz derzeit in die Qualität kirchlicher Angebote rund um Begräbnisse und Trauungen, wo man mit besonders vielen kirchlichen "Fernstehenden" in Kontakt kommt. Auch gebe es in dieser Ortskirche "mutige Beauftragungen" kompetenter Laienchristen etwa bei der Taufe.
Vivian Perdomo Reyes, die in der Canisiuspfarre in Wien-Alsergrund tätig ist, unterstrich, dass seelsorglicher Erfolg mehr sei als vorzeigbare Zahlen. Bei ihrer Zielgruppe - Kinder und Jugendliche - wolle sie diese zu "Subjekten" der Pastoral machen, ihnen also Freiräume zukommen lassen, die dann wiederum auch für andere attraktiv sein könnten.
Zeitdiagnostik und daraus folgende Konsequenzen für das seelsorgliche Handeln standen im Mittelpunkt der zum 20. Mal im Salzburger Bildungszantrum St. Virgil veranstalteten Pastoraltagung. Für die nächstjährige Tagung von 9. bis 11. Jänner 2020 werde es um Bibel und Pastoral gehen, kündigte Anna Findl-Ludescher vom veranstaltenden Österreichischen Pastoralinstitut an.