Man kann nichts erzwingen, sondern man braucht Geduld. Man muss der Pflanze einfach die Zeit lassen, die sie benötigt. Das ist auch im Leben so, dass man manchmal Geduld haben muss, bis die Zeit für etwas reif ist.
Man kann nichts erzwingen, sondern man braucht Geduld. Man muss der Pflanze einfach die Zeit lassen, die sie benötigt. Das ist auch im Leben so, dass man manchmal Geduld haben muss, bis die Zeit für etwas reif ist.
Am 20. März war offizieller Frühlingsbeginn. Die Natur erwacht wieder zu neuem Leben und inspiriert auch uns alle. Gleichzeitig lädt sie uns zu einem nachhaltigeren Leben ein.
Sigrid und Gerhard spazieren mit uns durch ihren Garten. Ihr Hund läuft neben uns und die Natur rundherum ist zu neuem Leben erwacht. Wir gehen an blühenden Narzissen und Tulpenfeldern vorbei und an einem Zelt, das aus lebendigen Weiden so gezogen wurde, dass es im Sommer ein natürliches Blätterdach bildet. Daneben setzen wir uns auf eine Natursteinbank und beginnen mit dem Interview für den SONNTAG.
Wobei man ab der ersten Sekunde merkt, dass Sigrid und Gerhard Zoubek zwei unglaublich naturverbundene Menschen sind: „Die Natur kommt definitiv von Gott, sie ist so faszinierend“, sagt Sigrid und zeigt mit einem Lächeln auf ein kleines Pflänzchen, das zwischen zwei Steinen wächst und das ihr gerade jetzt zum ersten Mal auffällt: „Sehen Sie sich diese kleine Mariendistel an.
Wir haben vor 20 Jahren im Garten eine solche Distel gesetzt, doch dann war sie jahrelang verschwunden. Und jetzt kommt sie da bei diesem Stein wieder – was für eine Freude. Alleine dieses Pflänzchen ist für mich so ein Wunder. Und das kann ganz einfach nur von Gott kommen.“
Auch Gerhard ist überzeugt davon, dass die gesamte Schöpfung von Gott stammt und dass wir sie deshalb schätzen müssen: „Gott ist nicht nur in der Kirche zu finden, sondern vor allem auch in der Natur.
Wir alle miteinander haben den Auftrag, diese Erde zu erhalten und bestmöglich mit ihr umzugehen. Wir müssen aufstehen und mit ganzer Kraft etwas für die Schöpfung tun.“
Sigrid und Gerhard sehen ihren Beitrag für die Schöpfung vor allem in einer nachhaltigen Landwirtschaft. Die beiden betreiben den Biohof „Adamah“ in Glinzendorf in Niederösterreich und beliefern zahlreiche Haushalte im Umkreis von 100 Kilometern wöchentlich mit einem Bio-Kistl: „Wir haben vor 20 Jahren mit einer unglaublichen Freude, Kraft und Vision begonnen.
Es gab zwar immer wieder kleine Tiefs und Rückschläge, aber wir haben trotzdem immer an unserer Vision festgehalten. Heute beliefern wir mehr als 30.000 Menschen mit Bio-Produkten“, erklärt Gerhard. Seine Frau Sigrid ergänzt: „Wir glauben ganz einfach an das Gute in den Menschen.
Wir spüren nämlich eine immer größer werdende Sehnsucht nach Nachhaltigkeit. Immer mehr Menschen wollen im Einklang mit den Pflanzen und der Natur leben. Auch dann, wenn sie es gar nicht gelernt haben – und etwa in der Stadt aufgewachsen sind.“
Mit ihrem Beispiel will Familie Zoubek vor allem auch anderen Mut machen. Ihrer Ansicht nach ist es keinesfalls zu spät für ein Umdenken und sie vertrauen darauf, dass die Zukunft der Erde positiv sein kann: „Ja das stimmt.
Auch wir haben klarerweise miterlebt, was für Folgen die konventionelle Landwirtschaft haben kann und was passiert, wenn man z.B. zu viel spritzt und düngt und alles aus dem Boden herausholen möchte. Wir haben damals unseren Boden auch untersuchen lassen, da war er komplett kaputt. Das ist schlimm!
Aber wir sind trotzdem optimistisch, weil es so faszinierend ist, wie schnell es dann geht, dass wieder Regenwürmer, Marienkäfer und Fliegen da sind, wenn man auf nachhaltige Landwirtschaft umstellt. Uns hat das persönlich so bestärkt zu sehen, wie grandios sich die Natur regenerieren kann. Sie wird immer stärker sein als wir Menschen.“ Seit 20 Jahren setzt die Familie Zoubek auf nachhaltige Landwirtschaft und der Boden und die Produkte sind längst „gesund und biologisch“.
Gerade jetzt im Frühling spüren Gerhard und Sigrid eine ganz starke Bindung zur Natur und sie schöpfen sehr viel Kraft aus ihr. Und sie sind überzeugt, dass wir von Pflanzen extrem viel für das eigene Leben lernen können: „Pflanzen haben ihren Zyklus.
Man kann nichts erzwingen, sondern man braucht Geduld. Man muss der Pflanze einfach die Zeit lassen, die sie benötigt. Das ist auch im Leben so, dass man manchmal Geduld haben muss, bis die Zeit für etwas reif ist.
Außerdem lehren uns die Pflanzen, dass wir versuchen, aus jeder Situation im Leben das Beste zu machen. Oft wachsen Pflanzen in den kleinsten Ritzen, denn sie können sich im Normalfall nicht aussuchen, wo ihr Samen hinfällt. Das ist auch im Leben so – oft suchen wir uns die Situationen nicht aus, müssen aber trotzdem schauen, wie wir das Beste daraus machen“, sagt Gerhard überzeugt.
Seine Frau nickt und ergänzt, dass wir von Pflanzen zudem auch Mitgefühl lernen können: „Ich meine das im Sinne von Mitgefühl füreinander. Denn viele Pflanzen muss man pflegen. Man muss sie gießen oder vor Frost schützen. Nur dann gedeihen sie. Das ist auch bei uns so.
Wir müssen Freundschaften pflegen, Mitgefühl mit Menschen haben, denen es nicht so gut geht, und manchmal müssen wir auch jemanden gesundheitlich oder altersbedingt pflegen.“
Zum Abschluss unseres Interviews möchten Sigrid und Gerhard Zoubek noch eine wichtige Botschaft anbringen: „Es reicht nicht die Natur nur wertzuschätzen, sondern wir müssen auch aktiv mit gutem Beispiel vorangehen.
Jeder von uns hat dabei eine wichtige Verantwortung und jeder kann auch tatsächlich einen Unterschied machen. Das fängt schon mal bei dem an, was wir einkaufen.
Andererseits geht es aber auch ganz grundlegend um die Wertschätzung der Natur. Das fängt schon damit an, dass wir nicht von vornherein sagen dürfen, dass das eine Kulturpflanze ist, die leben darf. Und das andere ein Unkraut ist, das wir abtöten und vernichten müssen – notfalls auch mit Gift.
Auch wenn man zum Beispiel auf Urlaub fährt, gehört es zur Wertschätzung der Schöpfung, dass man in der Zwischenzeit die Pflanzen in seiner Wohnung nicht verdorren lässt. Es geht langfristig nämlich nur mit der Natur und niemals gegen die Natur.“
Gerhard und Sigrid Zoubek sind erfolgreiche Bio-Pioniere in Österreich. Der Name ihres Hofes „Adamah“ leitet sich vom biblisch-hebräischen Namen für Ackerboden ab.