In Niederösterreich haben die von Land und Gemeinden finanzierten öffentlichen Kindergärten eine wesentlich bessere finanzielle Ausgangsbasis als private Kindergärten.
In Niederösterreich haben die von Land und Gemeinden finanzierten öffentlichen Kindergärten eine wesentlich bessere finanzielle Ausgangsbasis als private Kindergärten.
Seit Jahren werden die Bedingungen zur Führung von Pfarrkindergärten in Niederösterreich immer schwieriger. Vier Pfarren arbeiten an einem gemeinsamen Konzept, das das Weiterbestehen ihrer Kindergärten über das „Schicksalsjahr“ 2022 hinaus sichern soll.
Seit Jahren werden die gesetzlichen Anforderungen für Kindergärten immer anspruchsvoller, sowohl an die räumliche Ausstattung (Brandschutz, Barrierefreiheit, Sicherheit…) wie auch an die pädagogische Aus- und Weiterbildung. Der private Träger eines Kindergartens muss immer mehr ein Bildungsspezialist sein, um mithalten zu können. Das macht es für einzelne Pfarren zunehmend unmöglich, erfolgreich einen Kindergarten führen zu können. Dazu kommt, dass in Niederösterreich die von Land und Gemeinden finanzierten öffentlichen Kindergärten eine wesentlich bessere finanzielle Ausgangsbasis haben als private Kindergärten.
Während also etwa in Wien die in der Nikolausstiftung der Erzdiözese zusammengefassten Kindergärten ohne Subvention seitens der Erzdiözese auskommen und daher sogar expandieren können, musste die Erzdiözese in den vergangenen Jahren den nur noch neun niederösterreichischen Pfarrkindergärten mit rund 420 Plätzen bisher jährlich 390.000 Euro zuschießen – ohne damit aber den Abstand zu den öffentlichen Kindergräten, was Ausstattung oder Gehälter betrifft, aufholen zu können. Die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter leisten zwar mit großem Einsatz ausgezeichnete Arbeit – aber es wird immer schwieriger, Nachwuchs zu finden und zu halten. Um einen zeitgemäßen Betrieb zu garantieren und konkurrenzfähige Gehälter zu zahlen, wäre laut den Berechnungen der Erzdiözese aber eine Erhöhung der jährlichen Zuschüsse aus Kirchenbeitragsgeld auf 750.000 Euro nötig. Dazu wären dringende bauliche Investitionen in mehrfacher Millionenhöhe gekommen.
Der Wirtschaftsrat der Erzdiözese hat daher im Februar 2020 die Notbremse gezogen. Er beschloss, die Zuschüsse einzustellen – aber erst mit Herbst 2022, damit die Kindergärten zweieinhalb Jahre Zeit haben, um Alternativen zu finden. Die Verantwortung für einen Kindergarten liegt ja in der jeweiligen Pfarre, die autonom über Schließung oder Fortführung entscheidet. So hat die Diözesanleitung die Pfarrer unverzüglich über den Beschluss des Wirtschaftsrats informiert und sie gebeten, mit den Leitungen der Kindergräten, den politischen Gemeinden und sonstigen hilfreichen Stellen Kontakt aufzunehmen und Zukunftsszenarien zu entwickeln.
Da die Pfarrkindergärten auf die Zuschüsse der Erzdiözese angewiesen sind, lässt deren Entfall ab Herbst 2022 im Wesentlichen zwei verschiedene Szenarien zu. Mehrere Pfarren haben sich bereits für das erste Szenario entschieden: die Überführung des Kindergartens in öffentliche Trägerschaft bzw. die Übernahme der Plätze durch einen Landeskindergarten. Zuletzt war dies etwa beim Domkindergarten in Wiener Neustadt der Fall.
Für einen anderen Weg haben sich vier Pfarren gemeinsam entschieden. Neben Neunkirchen, wo erst vor wenigen Jahren der Kindergarten neuerrichtet wurde, sind das Pottschach, St. Valentin und Wimpassing. Gemeinsam mit einer sehr aktiven und konstruktiv agierenden Bürgerplattform („We are family“) arbeiten sie an einem Konzept, dass die Zukunft ihrer vier Pfarrkindergärten sichern soll. Dazu soll eine kluge Bündelung ihrer Ressourcen und die Suche nach weiteren Partnern und Subventionsgebern beitragen. In mehreren Gesprächen mit den Proponenten hat die Erzdiözese eine erneute Befassung des Wirtschaftsrates zugesagt, wenn ein Konzept vorgelegt wird, das Hand und Fuß hat. Es ist also keineswegs schon so, dass – wie gerade eine Zeitung geschrieben hat – alle Pfarrkindergärten „dichtgemacht“ werden.