Der „Stairway To Heaven“ in der Michaelerkirche in Wien. Noch zu sehen bis Mittwoch, 14. Februar 2018 (Aschermittwoch)
Der „Stairway To Heaven“ in der Michaelerkirche in Wien. Noch zu sehen bis Mittwoch, 14. Februar 2018 (Aschermittwoch)
Bis Aschermittwoch ist in St. Michael in Wien die Skulptur „Stairway To Heaven“ zu sehen. Künstler Jochen Höller im Gespräch.
Es ist keine gewöhnliche Treppe, die derzeit in der Wiener Michaelkirche, links vom Hauptaltar, von unten nach oben führt.
Eine etwa fünf Meter hohe, dynamische Stiege aus über 130 Bibeln, errichtet vom Künstler Jochen Höller, lädt die Besucher und Besucherinnen des Gotteshauses ein, sich himmelwärts auszurichten.
Steigt man mit den Augen über die Bibel-Stufen in die Höhen des Kirchenraums, blickt man automatisch in das barocke Himmelsgeschehen über dem Altar, in dessen Zentrum die Dreifaltigkeit durch ein Strahlen-umkränztes Dreieck symbolisiert ist.
Jochen Höller setzt sich seit Jahren künstlerisch mit Texten und Büchern auseinander. Es geht ihm um die Wechselwirkung von Inhalt, Wort und Text und der Form, die die Skulptur oder die Collage dann annimmt.
Über seine Inspiration zur „Bibelstiege“, sagt er dem SONNTAG: „Zu der Skulptur ,Stairway To Heaven’ bin ich auch über die Frage gekommen ,Was passiert mit Bibeln, die keinen Besitzer oder keine Besitzerin mehr haben?’.
In manchen Religionen gibt es ja z. B. so etwas wie Bibel-Bestattungen. Ich habe dann angefangen Bibeln zu sammeln und die Idee gehabt, sie in einer Kirche zu präsentieren und einen ,Stairway To Heaven’ zu machen.“
Wie sind Sie zu den Bibeln gekommen?
Jochen Höller: Viele habe ich aus Verlassenschaften bekommen, über Einrichtungen wie die Caritas oder die Volkshilfe, die Wohnungsauflösungen machen und die Dinge sortieren, die die Nachkommen nicht mehr brauchen. Viele habe ich auch aus meinem Bekanntenkreis bekommen.
Ich habe gefragt, ob jemand eine Bibel zu Hause hat, die er nicht mehr braucht oder für ein Kunstwerk zur Verfügung stellen möchte. Einige stammen aus dem Antiquariat und von einem Verlag, der Bibeln mit Druckfehlern nicht verkaufen konnte. Diese Bibeln wären sonst im Altpapier gelandet.
Es sind ja 131 Bibeln…
Die Zahl ist aufgrund der Höhe und der Statik der Skulptur entstanden, die an den Altarraum angepasst ist. Die Michaelerkirche bietet vom Raum her sehr gute Vorrausetzungen: Der Himmel zeigt darin eine Dynamik nach unten und die Skulptur von unten nach oben.
Wie haben Sie die Bibeln befestigt?
Das ist die magische Künstlerhand mit etwas Hilfe von oben (lacht). Es ist natürlich eine Metallkonstruktion, die in den Büchern eingearbeitet ist. Die Bibeln sind hohl und auf einer Metalltreppe mit PU-Schaum fixiert.
Was bedeutet für Sie die Bibel als Buch?
Ich sehe sie als Leitfaden für die Menschheit. Was mich fasziniert ist, dass die älteste Bibel bereits 1.600 Jahre alt ist. Seit dem versucht die Gesellschaft nach den Grundsätzen dieses Buches zu leben.
„Stairway To Heaven“
Michaelerkirche
Michaelerplatz 4-5,
1010 Wien
zur Person
„Was passiert mit Bibeln, die keinen Besitzer mehr haben?“
Diese Frage beschäftigte den Künstler Jochen Höller.
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"transformiert statt ausrangiert"
Das Österreichische Katholische Bibelwerk und das Bibelwerk Linz laden zur kreativen Auseinandersetzung mit alten Bibelausgaben ein. Mehr Informationen: www.bibelwerk.at/wettbewerb
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