Oft geht es um eigene psychische Belastungsreaktionen und körperliche Beschwerden
Oft geht es um eigene psychische Belastungsreaktionen und körperliche Beschwerden
Interview mit Eva-Maria Nadler, Leiterin der „Kontaktstelle für Alleinerziehende“.
Seit wann gibt es die „Kontaktstelle für Alleinerziehende“ und welche Veranstaltungen bietet sie betroffenen Frauen und Männern an?
Nadler: Die Kontaktstelle für Alleinerziehende ist einer von vielen Fachbereichen der Kategorialen Seelsorge der Erzdiözese Wien. Entstanden ist diese Beratungs- und Vernetzungseinrichtung vor über 30 Jahren durch das Engagement von Mitarbeiterinnen der Katholischen Frauenbewegung.
Was 1979 als Treffen für Alleinerziehende als einmaliges Ereignis geplant war, wurde aufgrund der großen Nachfrage rasch zur Institution. Die monatlichen Samstagstreffen mit Kinderbetreuung und gemütlichem Beisammensein sind bis heute ein wichtiger Treffpunkt für Alleinerziehende in den unterschiedlichsten Lebenssituationen.
Neben weiteren Gruppentreffen, wie Sonntagsbrunch, Cafe für Singlefamilien und Väterclub, die monatlich stattfinden, bietet die Kontaktstelle mit einem multiprofessionellen Team von Beraterinnen auch Einzelberatungen und -begleitungen vor, während oder nach einer Trennung/Scheidung.
Was brauchen alleinerziehende Mütter/Väter, wenn sie zur Kontaktstelle kommen?
Nadler: Die Fragestellungen an die Beraterinnen reichen von existentiellen Fragen, wie Beihilfen, Unterhaltsfragen und Rechtsauskünfte bis hin zu Wohnungsproblemen und Erziehungsschwierigkeiten.
Weiters geht es oft um eigene psychische Belastungsreaktionen und körperliche Beschwerden. Wir kooperieren auch mit vielen anderen Einrichtungen, sodass im Bedarfsfall an die entsprechenden Stellen weitervermittelt werden kann.
Wir sind eine geförderte Beratungsstelle, sodass wir Beratungen prinzipiell auch kostenlos anbieten können, wir ersuchen aber um einen Kostenbeitrag von 10 Euro pro Beratung, sofern es irgendwie möglich ist.
Welche Rolle spielt das Wohl des Kindes in Ihrer Arbeit?
Nadler: Das Wohl des Kindes steht in unserer Arbeit indirekt im Mittelpunkt, da es den Kindern meist nur dann wirklich gut geht, wenn es auch den Eltern gut geht. Gerade in Trennungssituationen sind alle Beteiligten seelisch sehr belastet und brauchen meist professionelle Unterstützung.
Was kann getan werden, damit die gemeinsame Obsorge nach einer Scheidung kein Sprung ins Ungewisse wird?
Nadler: Es sind einige Grundvoraussetzungen zu beachten. Wenn beide Elternteile gleichermaßen von Geburt an ihre Verantwortung für ihre Kinder zu gleichen Teilen ernst nehmen und auch in der Praxis leben, sollte auch nach einer Scheidung die Aufteilung der Verantwortung kein Problem darstellen.
Schwierig wird es meist dort, wo ein extremes Ungleichgewicht in der Aufteilung der Aufgaben der Kindererziehung und -betreuung herrscht. Im Sinne von Gleichberechtigung und im Sinne des Rechtes eines Kindes auf beide Elternteile muss hier sicher noch ein gesamtgesellschaftliches Umdenken und vor allem praktizierbare Arbeitsteilung – sei es durch Väterkarenz, gleicher Verdienst für Frauen und Männer, etc. – im Alltag geschaffen werden.
Zusätzlich zu den Rahmenbedingungen ist aber die grundlegende Einstellung zur Elternrolle ausschlaggebend.