Katholische Aktion schlägt österreichisches Plenarkonzil vor Appell an die Bischofskonferenz: Synodale Versammlung der Bischöfe, Priester und Laien wäre wichtiges Signal eines gemeinsamen Aufbruchs.
Die Katholische Aktion Österreich (KAÖ) ruft die Bischöfe auf, ein Plenarkonzil der katholischen Kirche in Österreich auf den Weg zu bringen. Einen entsprechenden Vorschlag hat die KAÖ an alle Mitglieder der Österreichischen Bischofskonferenz, die vom 17. bis 20. März zu ihrer Frühjahrsvollversammlung zusammentritt, übermittelt. Eine synodale Versammlung der Bischöfe, Priester und Laienkatholik:innen wäre ein wichtiges Signal eines gemeinsamen Aufbruchs der Kirche in Österreich. Zwar gebe es in den einzelnen Diözesen Reformprozesse unterschiedlicher Ausprägung, der von Papst Franziskus auf weltkirchlicher Ebene durchgeführte synodale Prozess eröffne aber neue wichtige Möglichkeiten auch auf nationaler Ebene, betont das PräsidentInnenteam der KAÖ.
Das am 26. Oktober 2024 verabschiedete Schlussdokument dieser weltkirchlichen Versammlung, das Papst Franziskus eins zu eins ins Lehramt übernommen hat, empfiehlt ausdrücklich synodale Versammlungen auf regionaler oder nationaler Ebene. Wenn man diesen „Zwischenräumen“ zwischen der Ortskirche und der Universalkirche mehr Bedeutung beimisst, „können diese zu einer bedeutungsvolleren Präsenz der Kirche in der heutigen Welt beitragen. Die zunehmende Mobilität und die heutigen Vernetzungen machen die Grenzen zwischen den Kirchen fließend und erfordern oft ein Denken und Handeln in einem ‚weiten soziokulturellen Raum‘“, heißt es darin. Solche Versammlungen sollten auch „Räume des Zuhörens und des Dialogs mit anderen Christen und Vertretern anderer Religionen, öffentlichen Einrichtungen, Organisationen der Zivilgesellschaft und der Gesellschaft insgesamt einschließen“.
Ein österreichisches Plenarkonzil wäre zudem ein wichtiger Schritt hin zu mehr Miteinander, Mitverantwortung und gegenseitiger Rechenschaftspflicht, so das KAÖ-PräsidentInnenteam Ferdinand Kaineder, Katharina Renner und Thomas Immervoll. „Synodalität heißt gemeinsames Unterwegssein, gegenseitiges Zuhören und Vertrauen, Dialog und gemeinschaftliche Entscheidungsfindung; und am Ende braucht es Entscheidungen mit hohem Verbindlichkeitscharakter.“
Wenn Entscheidungen einmal getroffen sind, brauche es in der Umsetzung und Praxis Transparenz, Rechenschaftspflicht und Evaluierung, hält das Schlussdokument der Weltsynode ausdrücklich fest. „Wir müssen in der Kirche in Österreich Wege und Abläufe etablieren, die genau dieses schaffen: gemeinschaftliche Entscheidungsfindung und gegenseitige Rechenschaft. Nur so kann auf Dauer das Vertrauen wachsen und erhalten bleiben“, unterstreichen die KAÖ-Verantwortlichen.
Der Schritt in eine von synodalem Geist und Sein getragene Kirche wäre auch ein Zeichen in Richtung der gesamten Gesellschaft, erklären Kaineder, Renner und Immervoll und verweisen auf eine entsprechende Aussage der Weltsynode, die lautet: „Wir leben in einer Zeit, die von immer größeren Ungleichheiten, wachsender Enttäuschung über traditionelle Regierungsmodelle, Ernüchterung über das Funktionieren der Demokratie, zunehmenden autokratischen und diktatorischen Tendenzen und der Vorherrschaft des Marktmodells ohne Rücksicht auf die Verletzlichkeit der Menschen und der Schöpfung geprägt ist. Die Versuchung kann darin bestehen, Konflikte mit Gewalt statt durch Dialog zu lösen. Authentische Praktiken der Synodalität ermöglichen es Christen, eine kritische und prophetische Stimme zu sein.“
„Wir appellieren daher eindringlich an unsere Bischöfe, die vielen Chancen, die ein österreichisches Plenarkonzil bietet, zu ergreifen, einen entsprechenden Beschluss zu fassen und die dafür nötigen Ressourcen für die zeitnahe konkrete Umsetzung bereitzustellen“, so das KAÖ-PräsidentInnenteam.
Ein Plenarkonzil (oder „Nationalkonzil“) ist eine besondere Versammlung der gesamten Bischofskonferenz eines Landes. Hier kommen Diözesanbischöfe, weitere Vertreter des Klerus und in der Regel auch Laien zusammen, um über theologische, seelsorgliche und organisatorische Fragen zu beraten, die das gesamte Kirchengebiet betreffen.
Im 19. und 20. Jahrhundert lösten Bischofskonferenzen in vielen Ländern Plenarkonzilien weitgehend ab. Gleichwohl sind sie im Kirchenrecht bis heute ausdrücklich vorgesehen und können in Zeiten großer Umbrüche wichtige Impulse zur Erneuerung geben. Ein Beispiel aus jüngerer Vergangenheit ist das Plenarkonzil der Katholischen Kirche in Australien. Der deutsche synodale Weg war bzw. ist streng genommen kein Plenarkonzil im Sinn des geltenden Rechts.
Die von Papst Franziskus eingeleitete Weltsynode (oft auch „Synodaler Prozess“ genannt) hat im Oktober 2024 ihr Schlussdokument vorgelegt, das der Papst „eins zu eins“ in das kirchliche Lehramt übernommen hat. Darin wird die Bedeutung einer synodalen Kirche hervorgehoben, die auf Zuhören, Dialog und gemeinschaftliche Entscheidungsfindung setzt. Es wird ausdrücklich empfohlen, solche synodalen Versammlungen auf lokaler, regionaler und nationaler Ebene abzuhalten, um dem gemeinsamen Auftrag, Menschen mit dem Evangelium zu erreichen, gerecht zu werden und die Kirche näher an den Realitäten der Gesellschaft zu verorten.
Die Katholische Aktion Österreich will die Dynamik der Weltsynode 2021-2024 aufgreifen und die Kirche in Österreich zu einem mutigen Schritt in Richtung synodaler Entscheidungsfindung anregen. Ein Plenarkonzil könnte die Anliegen und Bedürfnisse aller Gläubigen aufgreifen, um verbindliche Reformen voranzubringen. Nicht zuletzt würde es ein starkes Signal dafür senden, dass Kirche heute gemeinsam unterwegs sein und in Verantwortung für eine glaubwürdige Zukunft handeln will – zum Wohl der Gesellschaft und zum Wohl des ganzen Volkes Gottes.