Für EU-Parlamentspräsident Martin Schulz gehört es zur Aufgabe der Kirche, sich in politische und wirtschaftliche Belange einzumischen.
Für EU-Parlamentspräsident Martin Schulz gehört es zur Aufgabe der Kirche, sich in politische und wirtschaftliche Belange einzumischen.
Martin Schulz betont "enorme Bedeutung" von Papstaussagen und hofft auf Worte zum Ukraine-Konflikt.
Der Präsident des Europaparlaments hofft auf eine starke Botschaft des Papstes bei seinen Reden in Straßburg am Dienstag, 25. November 2014. Denn "das Wort des Papstes hat eine enorme Bedeutung", sagte Martin Schulz im Interview der deutschen Katholischen Nachrichten-Agentur KNA. Der Papst biete Menschen "weit über den Rahmen der Kirche hinaus" Orientierung.
Zudem könne Franziskus durch seine Rede einen Einfluss auf die Konflikte in der Ukraine und Russland nehmen. Russland breche derzeit ständig das internationale Völkerrecht, so Schulz. Der Papst habe die Möglichkeit, auf dessen Verbindlichkeit hinweisen.
"Schließlich sind ja auch die Katholiken und Orthodoxen in der Ukraine ganz unmittelbar von dem Konflikt betroffen."
Für Schulz gehört es zur Aufgabe der Kirche, sich in politische und wirtschaftliche Belange einzumischen. Der "gerechte Anteil am Vermögen der Gesellschaft" für alle könne mit Unterstützung der Kirchen besser erreicht werden - "wenn auch nicht unbedingt leichter". Deshalb seien offene und kontroverse Debatten zwischen Kirche und Gesellschaft notwendig.
Am Dienstag will Papst Franziskus vor dem EU-Parlament und im Anschluss vor dem Europarat in Straßburg sprechen. Vor allem die Rede vor den Europaparlamentariern wird mit Spannung erwartet. ORF III überträgt die Rede, bei der auch der Präsident des Europäischen Rats, Herman Van Rompuy, sowie Kommissionschef Jean-Claude Juncker anwesend sein werden, am Dienstag ab 10.10 Uhr live.
Beobachter rechnen mit eindringlichen Worten des Papstes zu sozialen Fragen und zur Krise, zur Wirtschaft und zur Umwelt. Kardinalstaatssekretär Pietro Parolin sagte am Wochenende, der Papst wolle vor den europäischen Institutionen besonders den Umweltschutz und die Solidarität unter den Menschen ansprechen. Neben der Bewahrung der Schöpfung werde der Papst sich für jene einsetzen, "die neue Möglichkeiten außerhalb ihres eigenen Landes suchen".
Vatikansprecher Federico Lombardi betonte im Vorfeld, Papst Franziskus werde vor dem Europaparlament nicht als politischer Ratgeber auftreten. Das Kirchenoberhaupt sei von den Abgeordneten als moralische Autorität eingeladen worden und komme nicht als Staatsmann. Dessen sei er sich sehr bewusst.
Für Papst Franziskus ist die nur vierstündige Visite in Straßburg die erste Reise in ein EU-Land außerhalb Italiens. Gleich nach dem Konklave im März 2013 hatte Parlamentspräsident Schulz ihn dazu eingeladen. Zuletzt und erstmals hatte Johannes Paul II. (1978-2005) vor 26 Jahren vor den Europaabgeordneten gesprochen. Damals ging der Kalte Krieg in die letzten Monate; Meilensteine der europäischen Integration standen damals noch bevor.