Das Thema Mission ist in der Erzdiözese Wien seit Jahren präsent – im Bild die Einladung für die Stadtmission 2003.
Das Thema Mission ist in der Erzdiözese Wien seit Jahren präsent – im Bild die Einladung für die Stadtmission 2003.
Der Kölner Theologe Hans-Joachim Höhn spricht am 10. März in Wien beim „Theologischen Tag“ über Kirche, Heimat und Mission.
Die Kirche hat zu selten das missionarische Vorbild Jesu im Blick“, sagt der Kölner Theologe Hans-Joachim Höhn im Gespräch mit dem „Sonntag“.
Jesu „Sendung“ bestehe in der Begegnung mit Menschen, die er fragt: „Was willst Du, das ich für Dich tun soll“? Höhn: „Am Anfang steht die Erkundigung nach den Sorgen und Nöten von Menschen, denen nach gängiger Ansicht kaum zu helfen ist. Nicht eine objektive Diagnose, was dem Menschen fehlt, leitet sein Handeln.
Jesus will hören, was der Bedürftige will.“ Eine missionarische Kirche, die nur getrieben sei „von der Sorge um ihren Mitgliederstand oder um ihr gesellschaftliches Ansehen, setzt die falschen Prioritäten“. „Einer Kirche, die nur hört und sagt, was sie hören und sagen will, ist bald selbst nicht mehr zu helfen“, sagt Höhn: „Ihre Verkündiger wollen Gott zur Sprache bringen. Aber sie reden an den Menschen vorbei, indem sie von deren Weh und Wollen nichts hören (wollen?). Darum verstehen sie auch nicht, warum sie nicht verstanden werden."
An vielen Orten in Deutschland habe man XXL-Pfarreien errichtet. Höhn: „In diesen größeren Räumen spielt sich aber nichts ab, das die Chance auf die Antreffbarkeit des Evangeliums vergrößert“. Es müssten „daher neue Sozialformen des Christseins und Kircheseins gefunden“. Erfolgreiche Ansätze lassen sich, so Höhn, „im Bereich der City- und Passantenpastoral entdecken“.
„Unverzichtbar“ seien die Projekte der Sozialpastoral, „aber auch neue Initiativen im Bereich Medien“. Höhn: „Vor allem die Internetpräsenz der Kirche müsste professionalisiert und erweitert werden. Andernfalls wird die mediale Antreffbarkeit des Christentums von Plattformen bestimmt, die alle Klischees gegenüber der Kirche bestätigen: moralischer Rigorismus, dogmatische Intoleranz, traditionalistische Borniertheit."
„Eine missionarische Kirche könne nur eine diakonische Kirche sein“, ist Höhn überzeugt: „Das diakonische Handeln ist ein Grundvollzug der Kirche und kein nachrangiger Ableger von Liturgie und Verkündigung. Gottes- und Nächstenliebe stehen nicht zueinander im Verhältnis von Grund und Folge. Sie schließen sich wechselseitig ein. Die Kirche der Zukunft mag kleiner sein, aber sie wird es sich nicht leisten können, in Fragen der Diakonie kleinlich zu werden.“
Von politischen Bürgerinitiativen sei zu lernen, „wie man öffentliche Aufmerksamkeit für ein soziales Anliegen finden kann“. Höhn: „Die Zahl der Mitglieder ist dabei zweitrangig. Hauptsächlich kommt es darauf an, sich effizient vernetzen zu können, das eigene Anliegen öffentlichkeitswirksam zu inszenieren, kampagnenfähig zu werden, flexibel in der Wahl der Aktionsformen zu sein.“
Für viele Zeitgenossen wurde Kirche zur „fremden Heimat“, gehören Glaube und Kirche darum „nur zu ihrer Kindheitsgeschichte“. „Neue Geschichten sind nicht hinzugekommen. Neben einem schleichenden Verlust von Nähe und Zugehörigkeit gibt es aber auch abrupte Kündigungen der Zugehörigkeit“, sagt der Theologe: „Die Kirche verliert Menschen, weil sie pastoral verprellt wurden, sich moralisch gegängelt fühlen oder weil sie spirituell obdachlos geworden sind.“
Prof. Dr. Hans-Joachim Höhn, Universität zu Köln, Philosophische Fakultät, Institut für Katholische Theologie, |
Pastoralamt der Erzdiözese Wien: März 2015 „Theologischen Tag“
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Webseite: "Der Sonntag"
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