"Josef, Sohn Davids fürchte dich nicht!"
"Josef, Sohn Davids fürchte dich nicht!"
Die Darstellung des schlafenden Hl. Josef wurde von Papst Franziskus populär gemacht. Josef hört auf die Stimme Gottes, wie er sie in seinen Träumen, in seinem Innersten also, wahrnimmt, steht auf und handelt.
Die Evangelien berichten zurückhaltend von Josef. Zwei schwer kompatible Stammbäume finden wir von ihm, von vier entscheidenden Träumen Josefs wird berichtet. Eines der schönsten Zeugnisse über ihn finden wir bei Matthäus: dort wird er als „Gerechter“ bezeichnet, als einer also, der danach trachtete,in allem den Willen Gottes zu tun. Er spielt eine stets schweigsame aber tragende Rolle bei den Berichten über die Geburt und Kindheit Jesu. Nach der Erzählung vom Verschwinden und er Wiederauffindung des zwölfjährigen Jesus im Tempel kommt er aber nur mehr indirekt vor: Jesus gilt bei seinem öffentlichen Auftreten als „Sohn Josefs“ oder auch „Sohn des Zimmermanns.“
Josef ( יוֹסֵף ) -„Gott fügt hinzu“
Je sparsamer die Evangelien, umso blühender die spätere Tradition, die auch viele Künstler inspiriert hat. Josef erscheint da meist als alter, ehrwürdiger Greis mit langem Bart und einer Lilie als Zeichen der Keuschheit in der Hand. Josef mit verklärtem Blick und dem Jesuskind im Arm oder Josef auf dem Sterbebett von Maria und Jesus umgeben. So, oder so ähnlich wird der Zimmermann aus Nazareth meist dargestellt.
„Einspruch“ meint Josef Grünwidl, Pfarrer von Perchtoldsdorf. Josef von Nazareth sei kein ehrwürdiger Greis, der tugendsam mit verklärtem Blick im Abseits steht. In Josef sieht er vielmehr einen jungen, tatkräftigen Mann, der die Sorgen und Herausforderungen des Alltags im Vertrauen meistert, dass Gott das Nötige hinzufügt. Das sage schon sein Name: Josef heißt übersetzt „Gott fügt hinzu“. So gesehen ist Josef einer, der sich nie in den Mittelpunkt drängt, aber immer auf dem Sprung ist, das zu tun, was er in seinem Gewissen - etwa in seinen Träumen - klar als Gottes Willen erkannt hat. In diesem Sinn ist Josef tatsächlich ein zeitloses Beispiel für Glaubende.
Der Heilige des Alltags
Ähnlich sieht das auch Papst Franziskus. In seinem apostolischen Schreiben „Patris Corde“ (Mit väterlichem Herzen), mit dem er am 8. Dezember 2020 das laufende Jahr zum Josefsjahr ausgerufen hat, vergleicht der Papst die Gestalt des Zimmermanns aus Nazareth mit den vielen Menschen von nebenan, die erst im Zuge der Pandemie entdeckt wurden, weil sie unser Zusammenleben grundlegend sichern. Josef, so der Papst, ist der Heilige des Alltags, einer, der aufmerksam für die Weisung Gottes aufsteht und handelt.
„Geht zu Josef“
Eine besondere Rolle spielte die Gestalt Josefs in der Biographie einer der einflussreichsten spirituellen Lehrerinnen in der katholischen Tradition. Teresa von Avila, weihte nicht nur den Großteil ihrer Klöster dem Hl. Josef, sie ermutigte ihre Schwestern auch nachdrücklich, sich in allen Angelegenheiten der Fürsprache des Nährvaters und Beschützers Jesu anzuvertrauen. „Geht zu Josef!“, dieser der Geschichte Josefs, des Sohnes Jakobs entlehnte Satz, gab Theresa gern als Ratschlag. Er wurde übrigens auch zu einer Art katholischem „Bonmot“, das Geschichte machte. Man findet es nicht selten als Inschrift über Kapellen oder in der Nähe von Darstellung des Hl. Josef, häufig auch auf Latein: „Ite ad Joseph!“
Vor allem aber sieht ihn Teresa als einen sicheren Lehrer im kontemplativen Gebet. Der schweigsame Josef nimmt in der Stille aufmerksam die Wirklichkeit in den Blick und handelt im Vertrauen auf Gott. Genau das meint im Kern christliche Mystik, oder mit den Worten des Papstes: „Hier geht es um jenen christlichen Realismus, der nichts von dem, was existiert, wegwirft …Der Glaube, den Christus uns gelehrt hat, ist der Glaube, den wir am heiligen Josef sehen, der nicht nach Abkürzungen sucht, sondern dem, was ihm widerfährt, „mit offenen Augen“ begegnet und persönlich Verantwortung übernimmt.“ (Patris Corde) Christliche Mystik verweigert sich nicht der konkreten Wirklichkeit, im Gegenteil: Alles wird zu einer Gelegenheit, Gott zu begegnen.
Josef in der Geschichte
Während die Ostkirchen Josef seit der Antike im Zusammenhang mit dem Weihnachtsfest besonders feiern, setzte sich seine Verehrung im Westen erst spät, etwa ab dem hohen Mittelalter, vor allem verbreitet durch den Franziskanerorden durch. Seit 1445 wird sein Fest in der ganzen Kirche am 19. März gefeiert. Seit 1956 wird am 1. Mai zusätzlich der Gedenktag "Josefs, des Arbeiters" begangen.
Josef ist seit 1870 Patron der gesamten Kirche, zudem der Patron von Mexiko, den Philippinen, Kanada, Peru, Böhmen, der Steiermark, von Kärnten und Tirol. Außerdem ist er der Patron der Ehepaare und der Familien, der Kinder und Jugendlichen, der Erzieher, der Zimmerleute, Holzfäller, Tischler, Handwerker, Arbeiter, Ingenieure, und Schutzheiliger in Wohnungsnot, in Versuchungen und verzweifelten Lagen sowie für einen friedlichen Tod.