Der Jakobsweg und die Auswirkungen des Pilgern im Leben des Einzelnen schildert der Kinofilm "Footprints".
Der Jakobsweg und die Auswirkungen des Pilgern im Leben des Einzelnen schildert der Kinofilm "Footprints".
Bischöfe Turnovszky und Scharl bei Premiere.
Der Jakobsweg und die Auswirkungen des Pilgern im Leben des Einzelnen schildert ein Kinofilms, der am Freitag, 10. November 2017 in Österreich startet - im Beisein von zwei Bischöfen. Die Dokumentation "Footprints, der Weg des Lebens" des spanischen Regisseurs Juan Manuel Cotelo begleitet eine Gruppe junger Amerikaner auf einem 40-tägigen Fußmarsch auf dem Camino de Santiago quer durch Nordspanien, mit wunderschönen Naturaufnahmen und viel Humor und Tiefgang zugleich. Die Österreich-Premiere des Films ist am Freitag um 18 Uhr im Village-Cinema in Wien-Mitte, gefolgt von einer Podiumsdiskussion mit Weihbischof Stephan Turnovszky und zwei Darstellern des Films.
Die Filmidee entstand durch "eine Fügung", erklärte der Regisseur Cotelo am Donnerstag, 9. November im Interview mit "Kathpress". "Ein Priester aus Arizona rief mich an und sagte, er werde mit zehn jungen Männern den Küstenweg nach Santiago de Compostela gehen. Und er fragte, ob ich nicht einen Film darüber drehen will", berichtete der Spanier, der mit seinem Marienerscheinungs-Film "Marys Land" im deutschsprachigen Raum bekannt wurde. Nach nur einem Monat Vorbereitungszeit startete man, Cotelo selbst war mit einer der beiden Kameras unterwegs. "Ich bin immer gelaufen - zuerst vorgegangen, habe dann gefilmt und bin dann wieder nachgelaufen. Nach fünf Tagen war ich halbtot", so der Chef der Filmfirma "Infinito+1".
Ziel Cotelos war es, der spirituellen Dimension des Camino nachzugehen. "Es gibt unzählige Filme über den Jakobsweg in seiner historischen, kulturellen, geografischen bis hin zu gastronomischen Bedeutung. Über die Religion jedoch nichts", erklärte der Filmemacher. Dies erstaune im säkularisierten Zeitalter nicht, würde doch heute auch bei der Besichtigung von Kathedralen oder von religiösen Gemälden in Ausstellungen meist "völlig vergessen, worum es dabei eigentlich geht". Zugleich deuteten die Pilgerströme - mit zuletzt 290.000 Santiago-Wallfahrern bis Ende Oktober wurde die Rekordmarke vom Vorjahr erneut weit übertroffen - auf einen enormen Bedarf nach Spiritualität, nach "Geistesnahrung in einer Trockenzeit".
Den Zuseher wolle er einladen, "nicht unbedingt den Camino zu gehen, im Film aber Lektionen für den eigenen Lebensweg zu finden und Gott in diesem zu entdecken". Möglich sei dies, da das Pilgern auch eine Metapher für das Leben sei, in dem es leichte und schwierige Etappen gebe, "mit Sonne oder Regen, einsam oder gemeinsam, starken und schwachen Tagen". Es erleichtere das Nachdenken über den Sinn des Lebens und somit auch eine Überwindung von Problemen, "die wir oft deshalb nicht lösen, da wir nicht genügend nachdenken", sagte Cotelo. Das Pilgern schaffe zudem "perfekte Bedingungen" und den nötigen Abstand, um im Leben den gewohnten Weg zu verlassen, vergleichbar mit Exerzitien.
Alle diese Aspekte scheinen auch in dem als Dokumentation gedrehten Film auf. Elf junge Männer machen sich dabei auf den Weg quer durch Spanien, "als Gruppe, aber auch jeder individuell mit dem Rucksack seiner eigenen Lebensgeschichte", so Cotelos Kurzfassung des Inhalts. Hoffnungen und Freuden seien ebenso die Wegbegleiter wie Leiden und Probleme, umrahmt von einem gemeinsamen Erlebnis. "Im Gehen in der Gruppe merkt man: Es geht sich besser und leichter, wenn man auf die Leute um sich sieht und an die anderen denkt, also etwa: Ist der andere müde und hungrig? Das hilft dabei, dass das eigene Leiden dann weniger wichtig wird."
Ebenfalls als Camino-Pilger wird sich Weihbischof Stephan Turnovszky bei der Wiener Kinopremiere am Freitag an der Diskussion beteiligen: Im Sommer 1993 sei er in 28 Tagen von der französischen Grenze bis zu dem westspanischen Wallfahrtsort gegangen, berichtete der Bischof in der aktuellen Ausgabe der Wiener Kirchenzeitung "Der Sonntag". Nach Tagen des Rhythmus-Findens habe er auch in der zweiten Pilgerwoche eine Krise durchlebt, bedingt durch falsches Schuhwerk, Blasen an den Füßen und "enorme Schmerzen", schreibt Turnovszky. Besonders das Durchhalten sei für ihn eine wertvolle Erfahrung gewesen.
Unmittelbar vor dem Film gibt es in Wien von 15 bis 17 Uhr im Ordenszentrum "Quo Vadis" eine Vorpremierenfeier, an der sich auch der zweite Weihbischof der Bundeshauptstadt beteiligt: Franz Scharl ist bei einem "Get Together" mit den Schauspieler-Pilgern anwesend, im Anschluss steht "Wir pilgern zum Kino" auf dem Programm. Das "Quo vadis?" gilt als zentraler Treffpunkt und Informationsstelle für Pilgern in Österreich. Auch der Jakobsweg durch Wien, dessen Beschilderung diesen Sommer erfolgte, führt über die Einrichtung in der Passage am Stephansplatz.
Der Film "Footprints - der Weg deines Lebens", dem in Spanien heuer der beste Kinostart einer Dokumentation gelang, steht in der deutschen Synchronfassung in Österreich bisher in einzelnen Kinos in Wien, Graz, Linz, Salzburg, Wiener Neustadt, Amstetten, Lustenau, Villach, Wörgl auf dem Programm. Zusatzinformationen und eine ständig aktualisierte Liste der Spieltermine gibt es auf der begleitenden Homepage www.footprintsderfilm.com.