Enzyklika als lesestoff Judith Braunisch (Pfarre Grinzing, Wien 19) und Christian Zettl (Pfarre Lanzenkirchen) mit dem päpstlichen Rundschreiben „Laudato si“.
Enzyklika als lesestoff Judith Braunisch (Pfarre Grinzing, Wien 19) und Christian Zettl (Pfarre Lanzenkirchen) mit dem päpstlichen Rundschreiben „Laudato si“.
Angesichts der Hitzewellen im heurigen Sommer und des brennenden Regenwaldes ist die Schöpfungs-Enzyklika „Laudato si“ von Papst Franziskus aktueller denn je.
Wie unsere Pfarren auf diese Öko-Enzyklika reagieren.
Papst Franziskus gilt als einer der ganz großen weltweiten Botschafter für einen nachhaltigen Umgang mit der Schöpfung. Der Papst setzt sich dafür ein, dass wir alle unsere Verantwortung wahrnehmen und aktiv etwas für den Erhalt der Umwelt, für alle Lebewesen – Menschen, Tiere, Pflanzen – tun.
Damit hat Papst Franziskus weit über die kirchlichen Grenzen hinaus ein starkes Gewicht und möchte die Menschen wachrütteln. Auch unreligiöse Menschen betrachten in dieser Beziehung unser Kirchenoberhaupt als Vorbild.
Wie genau Papst Franziskus zum Umweltschutz – und generell zum Schutz der sogenannten Schöpfung – steht, hat er 2015 in einem eigenen Rundschreiben festgehalten – in einer sogenannten Enzyklika. Sie trägt den Titel „Laudato si“ und beginnt mit den schönen Worten aus dem „Sonnengesang“ des heiligen Franz von Assisi: „Laudato si’, mi’ Signore, cum tucte le tue creature – Gelobt seist du, mein Herr, mit allen deinen Geschöpfen.“
Das Beispiel des heiligen Franziskus von Assisi bringt die Menschen zum Staunen über die großartige Schöpfung. Ein Kernsatz von Papst Franziskus in diesem Rundschreiben lautet: „Die Welt ist mehr als ein zu lösendes Problem, sie ist ein freudiges Geheimnis, das wir mit frohem Lob betrachten.“
Papst Franziskus glaubt, dass die Menschheit in der Lage ist, zu kooperieren, um eine nachhaltige Entwicklung des gemeinsamen Hauses zu meistern. Er unterstreicht die wachsende Sensibilität für den Respekt vor der Umwelt und die Sorge für die Natur.
Zugleich beklagt er Umweltverschmutzung und Wegwerfkultur. Angesichts der fortschreitenden Erderwärmung sei es notwendig, den Lebensstil, den Konsum und die Produktion zu ändern. Ein schwerwiegendes Problem ist auch die Frage nach sauberem und trinkbarem Wasser geworden. „Jedes Jahr verschwinden Tausende von Pflanzen und Tierarten, die wir nicht mehr kennen können, die unsere Kinder nicht mehr sehen können“, schreibt der Papst.
Franziskus setzt sich für einen intensiven Dialog zwischen Wissenschaft und Glaube ein.
Worin die Ursachen für die ökologische Krise zu suchen sind? Papst Franziskus macht dafür hauptsächlich die Vorherrschaft des technologischen Paradigmas verantwortlich.
Dem setzt er eine ganzheitliche bzw. „integrale Ökologie“, entgegen. Was das heißt? Weil alles in der Welt miteinander verbunden ist, muss dem eine ganzheitliche Sicht der Wirklichkeit entsprechen und müssen für die Krisen ganzheitliche Lösungen gefunden und umgesetzt werden.
Positiv verweist der Papst auf die weltweite Ökologiebewegung. Er setzt auf ökologische Erziehung und Spiritualität und beklagt den Konsumismus.
Bei der alltäglich gelebten Umweltverantwortung nennt Papst Franziskus ganz konkret
„Auch wenn Enzyklika ein sehr kompliziertes und oft unbekanntes Wort ist, so verbirgt sich dahinter doch etwas sehr Lesenswertes. Im konkreten Fall hat Papst Franziskus in ,Laudato si’ den Zustand der Erde thematisiert und wie wichtig unser konkretes Handeln ist“, sagt Markus Gerhartinger (Umweltbeauftragter der Erzdiözese Wien). „Mir hat besonders die positive Haltung zu uns Menschen sehr imponiert, wenn Papst Franziskus sinngemäß schreibt: ,Der Zustand der Welt ist kritisch, aber die Menschheit besitzt noch die Fähigkeit zusammenzuarbeiten, um unser gemeinsames Haus, die Erde, zu schützen’“, sagt Gerhartinger.
„Einzelmaßnahmen sind schön und gut, aber um wirklich glaubwürdig und wirksam sein zu können, muss sich die Pfarre als Ganzes fairwandeln lassen“, sagt Christian Zettl (EMAS-Pfarre Lanzenkirchen).
Dazu gehört, dass Schöpfungsverantwortung, Einsatz für weltweite Gerechtigkeit (Stichwort Fairer Handel) und soziales Engagement zusammengedacht werden und in allen Bereichen des pfarrlichen Lebens Berücksichtigung finden. Zettl: „Ein gutes Beispiel dafür sind die Fairwandeln-Pfarren in unserer Diözese (www.fairwandeln.at).
In der Pfarre Lanzenkirchen haben wir den Weg des 2006 initiierten ökumenischen Projekts ,Kirchliches Umweltmanagement EMAS’ (www.schoepfung.at/emas ) gewählt, in dem die ethischen Impulse des Schöpfungsglaubens in den Alltag des pfarrlichen Lebens und Betriebs übergeführt werden.“ „Bei uns in Lanzenkirchen verwenden wir – in Kooperation mit dem örtlichen Weltladen – seit vielen Jahren ausschließlich fair gehandelten Kaffee und Orangensaft.
Außerdem ist die Pfarre eine Selbstverpflichtung eingegangen, ausschließlich umweltfreundliche Mehrweg-Getränkeflaschen zu verwenden, die uns ein regionaler Getränkehändler liefert“, berichtet Zettl.
Wichtig sei es auch, den „Energieräubern“ auf die Spur kommen. „Die Pfarre kann hier dazu anspornen und Vorbild sein, indem sie – wie in Lanzenkirchen im Rahmen des Umweltmanagementprogramms EMAS – ihren Energieverbrauch öffentlich macht und zeigt, wie dieser durch gezielte Maßnahmen gesenkt werden kann“, betont Zettl: „In Lanzenkirchen etwa durch die Umstellung aller Leuchtkörper auf LED und den Umstieg auf einen Umweltzeichen-zertifizierten Ökostromlieferanten.“
„Dass sich eine Pfarre an den Anliegen der Enzyklika ,Laudato si’ orientiert, kann sich in mehreren Bereichen zeigen: Es gibt in der Pfarre ein Bewusstsein dafür, dass Schöpfungsverantwortung wesentlich zu unseren christlichen Aufgaben gehört; das Thema ist in Gottesdiensten, in der pfarrlichen Öffentlichkeits- und Bildungsarbeit präsent.
Die Pfarre ist im eigenen Bereich um Nachhaltigkeit und Fairness bemüht und fördert Projekte zugunsten von Menschen, die unter den Auswirkungen von Klimawandel und Umweltschäden besonders leiden“, sagt Judith Braunisch (Pfarre Grinzing, Wien 19). „Jede und jeder kann versuchen, bescheidener und ressourcenschonender zu leben“, ist sie überzeugt: „Öffentliche Verkehrsmittel nutzen, zu Fuß gehen, radfahren, auf Flugreisen verzichten, weniger kurzlebige Konsumgüter verbrauchen, regionale Lebensmittel kaufen oder umweltfreundliche Energieträger nutzen.
Auch Bewusstseinsbildung und Beispielwirkung im eigenen Umfeld sind wichtig.“ Ihre Hoffnung: „Dass wir, aufgerüttelt durch viele mahnende Stimmen – auch der Jugend –, endlich vom Wissen zum Handeln kommen.“
Markus Gerhartinger Umweltbeauftragter der Erzdiözese Wien
Fairwandeln-Pfarren in unserer Diözese www.fairwandeln.at
ökumenisches Projekt ,Kirchliches Umweltmanagement EMAS’ www.schoepfung.at/emas
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E-Mail-Adresse: redaktion@dersonntag.at