Die gegenwärtig in Österreich lebenden Nachfahren der Opfer des nationalsozialistischen Rassenwahns "sind und bleiben eine warnende Stimme", erklärte Scharl.
Die gegenwärtig in Österreich lebenden Nachfahren der Opfer des nationalsozialistischen Rassenwahns "sind und bleiben eine warnende Stimme", erklärte Scharl.
Wiener Weihbischof am Gedenktag an Genozid an Sinti und Roma: Blick auf vergangene Schuld ohne Einsatz für Verbesserungen jetzt ist "Heuchelei".
Nicht nur der rund 500.000 von den Nationalsozialisten ermordeten Roma und Sinti solle gedacht werden, auch die Verfolgungsgeschichte der Jenischen unter dem NS-Regime bedarf einer Aufarbeitung. Das hat der Wiener Weihbischof Franz Scharl - er ist in der Österreichischen Bischofskonferenz für die Romaseelsorge zuständig - anlässlich des internationalen Gedenktag an den Genozid an Sinti und Roma (2. August) gefordert. Dieses Anliegen wird laut Scharl indirekt auch im Regierungsprogramm von ÖVP und Grünen angesprochen, wo eine Prüfung der Anerkennung der jenischen Volksgruppe als Vorhaben genannt ist.
Eine Anerkennung der Verfolgung werde auch dem Sichtbarwerden der heutigen "Geschwister der Roma, Sinti und Jenischen mitten unter uns" Auftrieb verleihen, so der Bischof. Er äußerte die Sorge, dass es auch heute zu Ausgrenzung und Verfolgung kommt.
Die gegenwärtig in Österreich lebenden Nachfahren der Opfer des nationalsozialistischen Rassenwahns "sind und bleiben eine warnende Stimme", erklärte Scharl. Das alljährliche Gedenken nehme "uns Nicht-Roma bzw. -Sinti" in die Pflicht: Nur vergangenes Unrecht zu benennen sei "Heuchelei, wenn wir uns nicht für eine positive Veränderung hier und heute einsetzen", betonte der Wiener Weihbischof. Dass heuer erstmals die "HÖR" (HochschülerInnenschaft österreichischer Rom & Romnja) beim aktiven Gedenken am 2. August ins Rampenlicht der Öffentlichkeit tritt, bezeichnete er als "ein Highlight mit gesellschaftlich zusätzlichem Gewicht".
Die Jenischen führten seit der frühen Neuzeit eine nomadische Lebensweise in Europa. Aus dem "Fahrenden Volk" und den "Heimatlosen" entwickelte sich über Jahrhunderte eine jenische Identität mit eigener Sprache und Kultur. Mitte der 1930er Jahre gerieten sie ins Visier der von den Nationalsozialisten erheblich verschärften Maßnahmen zur "Bekämpfung der Zigeunerplage" und wurden später als "Asoziale" in Konzentrationslager deportiert.