Lonny Glaser hat in den 1950er-Jahren das kirchliche Institut "Janineum" gegründet und in den folgenden Jahrzehnten Tausenden Intellektuellen aus Osteuropa Studienaufenthalte in Österreich ermöglicht.
Lonny Glaser hat in den 1950er-Jahren das kirchliche Institut "Janineum" gegründet und in den folgenden Jahrzehnten Tausenden Intellektuellen aus Osteuropa Studienaufenthalte in Österreich ermöglicht.
Würdigung von Weihbischof Krätzl für Gründerin des kirchlichen Instituts "Janineum.
Als "Brückenbauerin für den Frieden über nationale und konfessionelle Grenzen hinaus" hat der emeritierte Wiener Weihbischof Helmut Krätzl die für ihr Wirken im Sinne der Völkerverständigung und Versöhnung in Europa vielfach ausgezeichnete "Janineum"-Gründerin Lonny Glaser zu ihrem 90. Geburtstag gewürdigt.
"Lonny Glaser hat in ihren 90 Jahren unglaubliche politische Bewegungen und Umwälzungen erlebt. Und doch war für sie das Reich Gottes immer nahe, dort wo wieder alle Erwartung Friede wird", sagte Krätzl bei einer Dankmesse für die Jubilarin am Sonntag, 25. Jänner 2015, in der Wiener Pfarrkirche Oberbaumgarten.
Glaser hatte in den 1950er-Jahren das kirchliche Institut "Janineum" gegründet und in den folgenden Jahrzehnten Tausenden Intellektuellen aus Osteuropa Studienaufenthalte in Österreich ermöglicht. Am 18. Jänner vollendete sie ihr 90. Lebensjahr.
Glasers Weg vom Lehrerberuf über die Sozialarbeit in den diplomatischen Dienst sei "nicht gradlinig gewesen" aber auch "nie im Widerstand zu Gott"; ihre Frömmigkeit "nüchtern und erdverbunden, im Sinne des menschgewordenen Wortes Gottes", sagte Weihbischof Krätzl. Trotz vieler "Möglichkeiten in der Welt", habe Glaser den "Ruf Gottes nie ignoriert", der sie nicht in den Orden, "sondern genau nach ihren Fähigkeiten" zur Gründung des "Janineums" geführt habe. "Wir brauchen weiterhin ihre Freundschaft, ihre Mütterlichkeit, ihr so lebendiges Vorbild."
Die bis 2009 bestehende kirchliche Stiftung "Janineum" wurde von Glaser auf Initiative der Kardinäle Franz König und Stefan Wyszynski (Warschau) 1957 gegründet. Mit der Gründung verband Glaser das Ziel, lange vor dem Fall des "Eisernen Vorhangs" einen Beitrag zum geistigen Austausch und zur Völkerverständigung in Europa zu leisten. Der erste Stipendiat kam bereits im Gründungsjahr, weitere 6.000 Wissenschaftler, Künstler und Studierende aus Polen und anderen damals kommunistischen Staaten in Ost- und Mitteleuropa folgten und nutzten ihre Studienaufenthalte in Österreich zur Weiterbildung, Forschung und Anbahnung von wissenschaftlichen und künstlerischen Kontakten sowie zur Begegnung mit Kultur und Kirche. Einer der prominentesten "Janineum-Studenten" war "Solidarnosc"-Vordenker Prälat Jozef Tischner (1931-2000).
Die Initiative Lonny Glasers half mit, die vom KP-Regime angestrebte Abschnürung der katholischen Intelligenz von Europa zu überwinden. Unter den geänderten Bedingungen seit der "Wende" setzte sich das "Janineum" besonders für Versöhnung und Verständigung ein: Wissenschaftler aus verschiedenen Reformstaaten lebten und arbeiteten gemeinsam als "Janineum"-Stipendiaten in Wien. Auf diese Weise entstand ein Netz persönlicher Beziehungen zwischen Akademikern und Künstlern aus oft "historisch verfeindeten" Nationen.
Lonny Glaser hatte einen Teil ihrer Jugend im polnischen Bielsko-Biala (Bielitz) verbracht. Dort wurde sie von ihrer Lehrerin, der Ordensfrau Janina Wizor (nach der das Institut "Janineum" benannt wurde), tief geprägt. 1957, bei ihrem ersten Polenbesuch nach dem Krieg, entstand im Gespräch mit Kardinal Wyszynski die Grundidee des "Janineums": die Einladung von polnischen katholischen Akademikern nach Österreich, um ihnen die Möglichkeit zur wissenschaftlichen Arbeit und zum geistigen Austausch mit österreichischen Katholiken zu geben. Kardinal König entsprach der Bitte des polnischen Primas und sah in dem Vorhaben eine gute Möglichkeit, an der "Ostpolitik des Vatikans" mitzuarbeiten. Die Katholiken in Ostmitteleuropa sollten fühlen, dass sie nicht vergessen sind und der "Eiserne Vorhang" die gläubigen Christen nicht wirklich trennen kann.
Für Lonny Glaser war der "Hintergrund" ihrer Arbeit immer die katholische Kirche: "Nur in der Kirche war es mir möglich, ohne Eigenkapital und als Frau einer vermeintlichen Utopie nachzugehen und einen Nachkriegstraum zu verwirklichen - den Traum von Versöhnung, Verständnis, Frieden und Freundschaft zwischen Menschen, die sich als Feinde gegenüberstehen mussten, obwohl sie zu dem selben Kulturkreis gehören", hielt sie einmal rückblickend fest. Glaser wurde für ihr Wirken in den vergangenen Jahren vielfach ausgezeichnet, u.a. erhielt sie 1997 den "Kardinal-König-Preis" und 2008 das Große Ehrenzeichen für Verdienste um die Republik Österreich. Die polnische Jagiellonen-Universität ehrt Lonny Glaser mit der Verleihung des Ehrendoktorats.