Nach fast 400 Jahren erfüllt sich die Intuition und die Idee der großen Engländerin.
Zwei der wichtigsten, auf die englische Ordensgründerin Mary Ward zurückgehenden Frauenorden haben sich offiziell zu einer einzigen Gemeinschaft zusammengeschlossen. Die bisherige "Congregatio Jesu" (CJ) und das Institute of the Blessed Virgin Mary (IBVM-Loreto) bilden ab sofort unter dem gemeinsamen Namen "Congregatio Jesu" eine neue Gemeinschaft jesuitischer Prägung.
Dieser Schritt, der mit der kanonischen und rechtlichen Wirksamkeit am Dienstag in Kraft trat, vereint rund 1.800 Schwestern in einer weltweiten Kongregation. Die Bekanntgabe erfolgte feierlich im Geburtsort des Hl. Ignatius, dem spanischen Loyola, wo Jesuiten-Generaloberer Arturo Sosa das entsprechende Dekret verlas.
Die Fusion stellt die späte Erfüllung der ursprünglichen Intuition von Mary Ward dar.
Generaloberin Veronica Fuhrmann sprach von der Verwirklichung des Traumes der Gründerin: einer vereinten Kongregation, die nach denselben Konstitutionen lebt wie die Gesellschaft Jesu. Man teile nun auch in rechtlicher Hinsicht das "gleiche Charisma, dieselben Werte und dasselbe Verständnis von Nachfolge und Sendung".
Die Engländerin Mary Ward (1585–1645) war eine bahnbrechende und visionäre Gestalt der Kirchengeschichte. In einer Zeit religiöser Verfolgung und strenger Klausurvorschriften für Frauenorden forderte sie das Recht auf einen freien, nicht-klausurierten apostolischen Dienst von Frauen nach dem Vorbild der Jesuiten. Ihre Idee stieß im 17. Jahrhundert auf erbitterten Widerstand auch vonseiten der Jesuiten, die sich kein weibliches Pendant zur Gesellschaft Jesu vorstellen konnten; ihre Gemeinschaft wurde verboten. Sie selbst verfolgte ihre Berufung unbeirrt fort, ohne freilich die erfüllung ihrer Intuition zu erleben. Sie widmete sich der Bildung von jungen Frauen und erkannte Bildung als Schlüssel zur Emanzipation und zur gleichwertigen Teilhabe in der Kirche. Ungeachtet der Verbote gründete sie Schulen in ganz Europa, oft unter schwierigsten Bedingungen. Ein wichtiger Stützpunkt war für sie auch Wien: 1628 eröffnete Ward im "Stoss im Himmel", nahe von Maria am Gestade die erste öffentliche Mädchenschule, die eine Pioniereinrichtung für die umfassende Mädchenbildung im deutschsprachigen Raum wurde.
Auch wenn die Anerkennung ihres Ordens erst lange nach ihrem Tod erfolgte, war ihr unerschütterlicher Mut und ihr Einsatz für die Würde der Frau der Grundstein für das nunmehr vereinte weltweite Werk. Die gestern erfolgte Vereinigung der beiden Zweige schließt somit einen jahrhundertelangen Kreis und bestätigt das Vermächtnis Mary Wards in seiner ursprünglichen Form.