Woran leidet der Planet?
Woran leidet der Planet?
"Der Sonntag" hat einige Stellungnahmen zur Umwelt-Enzyklika "Laudato si" eingeholt.
Die neue Enzyklika von Papst Franziskus enthält viele wunderbare Aussagen und Gedankengänge. Als Umweltbeauftragter für die gesamte Erzdiözese Wien gefällt mir der Gedanke der "ökologischen Umkehr" (216-221) besonders gut. Papst Franziskus führt dort u.a. aus, dass er achtsame Umgang mit der Natur, der Schöpfung nicht die Angelegenheit einiger weniger Christen ist, sondern ein Anliegen ALLER Christen sein muss: "Die Berufung, Beschützer des Werkes Gottes zu sein, praktisch umzusetzen gehört wesentlich zu einem tugendhaften Leben: sie ist nicht etwas Fakultatives, noch ein sekundärer Aspekt der christlichen Erfahrung." (217)
Markus Gerhartinger
Umweltbeauftragter Erzdiözese Wien
Mit der Enzyklika "Laudato si" bezieht Papst Franziskus umfassend Stellung zu den großen ökologischen Herausforderungen unserer Zeit, die als eng vernetzt mit globalem Wirtschaften und dem Streben des Menschen nach dem Machbaren erkannt werden. Klimaschutz durch Energieeffizienz oder auch der sorgsame Umgang mit nicht-energetischen Rohstoffen sind Themen, die auch für die Industrie von zentralem Interesse sind, sowohl um wirtschaftlich erfolgreich zu sein, aber auch um einer globalen gesellschaftlichen Verantwortung gerecht zu werden. Dementsprechend propagiert die Industriellenvereinigung (IV) ein wirtschaftliches Wachstum, das sich zunehmend vom Ressourcenverbrauch und der Belastung unserer Umwelt entkoppelt. Dabei vertritt die IV die Auffassung, dass nur ein ökologisch wie wirtschaftlich erfolgreicher Weg, der Wohlstand schafft, Nachahmung in den ärmeren Regionen der Welt findet, was aufgrund der großen Zahl von Menschen in diesen Staaten entscheidend ist für die Bewältigung von Themen wie Klimawandel und Wasserknappheit. Fortschritt in Wissenschaft und Technik kann dabei nur ein Teil eines umfassenderen Innovationsverständnisses sein, das auch gesellschaftliche Entwicklung im Sinne bewussten und ökologisch verträglichen Handels mit umfasst.
Christoph Neumayer
Generalsekretär Industriellenvereinigung
Die klaren und direkten Worte, die Papst Franziskus in der Enzyklika über die Schwächen der internationalen Politik in Bezug auf den Klimawandel findet, sind sehr zu begrüßen. Die Regierungen müssen wirksame Maßnahmen setzen und sich auf ein starkes Klimaprotokoll in Paris Ende des Jahres einigen. Als Langfristziel müssen hier bis 2050 100 Prozent erneuerbare Energie verankert werden - weltweit und in Österreich. Investitionsentscheidungen sind langfristige Entscheidungen, die teilweise für Jahrzehnte gelten. Die österreichische Regierung muss jetzt rasch handeln – im Sinne der Wirtschaftlichkeit und unserer Umwelt.
Walter Saurer
Energiesprecher Greenpeace Österreich
Franziskus hat mit seinem päpstlichen Lehrschreiben die brennendsten Zukunftsfragen formuliert und sehr deutlich gemacht, dass es höchste Zeit ist, die Weichen in Richtung nachhaltige Zukunft zu stellen. Inzwischen müsste auch der letzte Bremser - ob Politiker oder Manager - die Glocken läuten gehört haben. Wir brauchen ein neues globales Klimaschutzabkommen und die Dekarbonisierung der Weltwirtschaft sehr schnell bis 2050. Der Papst stellt sich nun entschieden den Leugnern und Skeptikern entgegen und schließt sich der etablierten Wissenschaftsmeinung an, nach der der Klimawandel größtenteils menschengemacht ist.
Andrea Johanides
Geschäftsführerin WWF Österreich
Ich bin persönlich ein Fan von Papst Franziskus, sein Engagement zeigt von großem Weitblick für die katholische Kirche und für den ganzen Erdball. Er traut sich mit der neuen Umweltenzyklika auch unangenehme Themen anzusprechen und mahnt zu einem verantwortungsvollen Umgang mit unserer Schöpfung. Er warnt vor den Gefahren der Gentechnik und der Atomkraft und spricht jeden einzelnen Menschen an. Ich sehe "Laudato si" deshalb als Rückenwind und Ansporn zu weiteren Anstrengungen in unserer Umwelt- und Energiepolitik.
Stephan Pernkopf
NÖ. Landesrat für Umwelt, Landwirtschaft und Energie
Der Papst stellt mit "Laudato si" im Jahr einer wichtigen UN-Klimakonferenz die Zusammenarbeit von Kirche und Klimawissenschaft auf erneuerte Fundamente. Aber vor allem stärkt Papst Franziskus den unzähligen "Menschen guten Willens" den Rücken, die sich weltweit, unter teils schwierigsten Bedingungen, für den Schutz der Erde und des Weltklimas einsetzen. Die Enzyklika ist damit auch ein Signal, das über Länder- und Konfessionsgrenzen hinweg Gehör finden wird.
Leonore Gewessler
Politische Geschäftsführerin GLOBAL 2000
Ein Ende der Fehlinterpretation der Maxime „Machet euch die Erde untertan“ fordert Papst Franziskus in der soeben erschienenen Enzyklika "Laudato si": Nicht die Plünderung der Natur, sondern ihr Schutz und die Übernahme von Verantwortung für sie seien das Gebot der Stunde – ein Bekenntnis zu Natur- und Umweltschutz aus Rom, das der Umweltdachverband, die Interessenvertretung von Dutzenden Umwelt- und Naturschutzorganisationen in Österreich, begrüßt.
Sylvia Steinbauer
Leitung Öffentlichkeitsarbeit & Kommunikation Umweltdachverband
Umwelt- und Klimaschutz sind bestimmende Themen unserer Zeit. Es freut mich, dass Papst Franziskus mit seiner neuen Enzyklika diese Themen aufgreift und ich hoffe, dass sich daraus eine lebhafte Diskussion entwickelt.
Ulli Sima
Stadträtin für Umwelt und Tierschutz
Markus Gerhartinger
Umweltbeauftragter Erzdiözese Wien
Generalsekretär Industriellenvereinigung
Energiesprecher Greenpeace Österreich
Andrea Johanides
Geschäftsführerin WWF Österreich
NÖ. Landesrat für Umwelt, Landwirtschaft und Energie
Leonore Gewessler
Politische Geschäftsführerin GLOBAL 2000
Leitung Öffentlichkeitsarbeit & Kommunikation
Stadträtin für Umwelt und Tierschutz
"Der Sonntag" - Die Zeitung der Erzdiözese Wien