Jesus ist geboren!
Jesus ist geboren!
Erzbischof Lackner: Botschaft von Weihnachten zeigt, wie menschenfreundlich Gott ist.
Österreichs Bischöfe haben in den Weihnachtsgottesdiensten am Christtag, 25. Dezember und Heiligen Abend, 24. Dezember 2017 an die tief im Inneren der Menschen vorhandene Religiosität erinnert, die sich gerade an diesem Fest deutlich zeige. "Gott ist uns nahe. Besonders dort, wo wir schwach, einsam, sündig oder einfach nur offen für Hilfe sind", fasste der Salzburger Erzbischof Franz Lackner die Weihnachtsbotschaft zusammen.
Kardinal Christoph Schönborn rief auf, den Inhalt der alten Weihnachtslieder zu überdenken, die das Themas der freiwilligen Übergabe des eigenen Herzens an das göttliche Kind, das Thema des Glaubens in Freiheit, variierten.
Kardinal Schönborn betonte in seiner Predigt am Christtag im Wiener Stephansdom, dass das Kind in der Krippe der Eigentümer der ganzen Welt und auch der Herzen der Menschen sei. Wenn es im Johannesevangelium heiße, "Aber die Seinen nahmen ihn nicht auf", dann zeige das, dass sich die Menschen von diesem Kind ihre Autonomie nicht nehmen lassen wollten. "Das Kind will nicht die Unterwerfung. Es wirbt um unsere Freiheit. Deshalb können wir ihm unser Herz schenken. Das kann nur, wer wirklich frei ist", erinnerte der Wiener Erzbischof.
Allzu oft - so der Salzburger Erzbischof Lackner - sei heute die Einstellung vorhanden, dass von Gott eigentlich gar nichts zu erwarten sei. Als Korrektur sei hier der Blick auf die Botschaft von Weihnachten hilfreich. Sie zeige nämlich, wie menschenfreundlich Gott in Wirklichkeit sei. "So sind wir eingeladen, von den Hirten damals zu lernen", sagte Lackner.
Er erinnerte, dass in Bethlehem ausgerechnet Menschen, die "ein leichtes Ziel für Mitmenschen waren, die ihnen Böses wollten, zu Adressaten der Botschaft des Engels" geworden seien. Eben diesen Menschen hätten die Engel den Frieden verkündet, als Erfüllung eines uralten jüdischen wie universal-menschlichen Traumes, als Friede sowohl im Himmel wie auch auf Erden.
Die Hirten seien "Hörende" gewesen, so Lackner am Christtag im Salzburger Dom: "Sie hielten bei ihrer Herde Nachtwache, und der Engel Gottes hat ihnen die Kunde gebracht: 'Euch ist der Retter geboren, er ist der Messias, der Herr!' In jener Nacht sind sie, die sozial-gesellschaftlich eher zur Randgruppe gehörten, uns Lehrer geworden. Seien wir wachsam."
Das Evangelium über die Geburt Jesu enthalte eine dreifache "Stallbotschaft", so der Eisenstädter Bischof Ägidius Zsifkovics bei der Weihnachtsmesse am Montag. So würden zum einen "die Dunkelheit, die Enge und Schlichtheit des Stalles" den Menschen dazu auffordern, sich selbst "von Lebensballast, von Ich-Zentriertheit und von Alltagslärm" frei und wieder aufmerksam zu machen, um überhaupt eintreten und die Menschwerdung Gottes erleben zu können. "Wer einen dicken Rucksack umhat, der bleibt schon in der engen Stalltür stecken", so Zsifkovics wörtlich.
Die zweite Stallbotschaft beinhalte die Erfahrung, "dass wir mit dem Christuskind und mit Josef und Maria nicht alleine im Raum sind". So seien Ochs, Esel und andere tierische Beobachter im Stall Zeichen dafür, dass bei der Menschwerdung Gottes "Tier und Mensch einander in einem gemeinsamen Raum vor den Augen ihres Schöpfers" begegnen.
Eine dritte und letzte Stallbotschaft gehe buchstäblich "durch die Nase. Gott wird Mensch nicht in sterilen Verhältnissen, sondern mitten im Prozess des Lebens", so Zsifkovics in Hinblick auf den in einem Stall herrschenden natürlichen "Gestank". Diese Stallbotschaft ergebe ein ganzes "Stallprogramm" für die Gesellschaft, vor allem für Christen. Sie sei der "Auftrag, auch und gerade dort in unserem Leben, wo die Umstände unerfreulich sind, Gott zu suchen und im festen Blick auf ihn unsere Umgebung positiv zu verändern". Christus sei dort zur Welt gekommen, "wo Schmutz und Gestank nicht ausgeblendet waren. Und er hat bekanntermaßen auch bei seinem Sterben keine parfümierte Umgebung und keine Wohlfühlkulisse für sich beansprucht. Wir dürfen also darauf vertrauen, dass er gerade dann bei uns Menschen ist, wenn es uns dreckig geht und uns alles zum Himmel stinkt", so der Eisenstädter Bischof.
Der St. Pöltner Bischof Klaus Küng hob die Notwendigkeit der Abkehr von Eitelkeit und Arroganz hervor. "Auch wir müssen, um die Geheimnisse Gottes begreifen zu können, klein werden und in aller Einfachheit darum bitten, damit uns ein tiefer Glaube geschenkt wird und wir erfassen können, wer dieses Kind ist und was es für die ganze Welt bewirkt hat", so Küng.
Der Feldkircher Bischof Benno Elbs betonte die Ebenbildlichkeit jedes Menschen mit Gott: "Gott steigt ein in unser Leben und gibt den Rechtlosen das Recht, den Würdelosen die Würde zurück und macht uns alle zu Kindern Gottes. Gott wurde Mensch, damit der Mensch vergöttlicht wird. Jede und jeder von uns ist in den Augen Gottes kostbar und erlangt eine göttliche Würde."
Der Grazer Bischof Wilhelm Krautwaschl wies auf das Wirken des Weihnachtsgeheimnisses im Alltag hin: "Weihnachten ist kein Opium, das über Finsternisse hinwegtröstet, sondern jene Lebenseinstellung, die den Menschen die Möglichkeit gibt, der Finsternis und der Angst zu begegnen - trotz allem."
Der Kärntner Bischof Alois Schwarz sagte, Gott habe nicht nur den Christen mit dem Weihnachtsfest "so etwas wie ein Weltkulturerbe" geschenkt. Es ziehe Gläubige wie Nicht-Gott-Verbundene gleichermaßen an, weil es "einen Sehnsuchtsraum nach Leben und Liebe eröffnet".
Bei der Christmette im Linzer Mariendom appellierte Bischof Manfred Scheuer zu einem Abrücken vom Prinzip der Rivalität und Praktizieren neuer Formen der Kooperation und des Miteinanders. Sowohl die globalen als auch die persönlichen Probleme vieler Einzelner sollten berücksichtigt werden, was von allen Menschen große Lernprozesse erfordere. "Zu diesen gehört nicht nur die gegenseitige Achtung und das Wahrnehmen der Bedürfnisse aller, sondern auch Selbstbeschränkung und der Verzicht auf Egoismen", so Bischof Scheuer.
Beim Weihnachtshochamt am Montag erinnerte Scheuer in diesem Zusammenhang an die Worte der deutschen jüdischen Dichterin Hilde Domin (1909-2006): "Eine Mindestutopie muss man verwirklichen. Das ist ein Ausdruck, der verdiente in unser Vokabular aufgenommen zu werden, nicht als Besitz, sondern als Stachel. Die Definition dieser Mindestutopie: Nicht im Stich lassen - sich nicht und andere nicht. Und nicht im Stich gelassen werden."
Beim Hochamt im Grazer Dom stellte der steirische Bischof Wilhelm Krautwaschl der Logik der Macht die Logik von Weihnachten - ein Wort in Anlehnung an Papst Franziskus - gegenüber. Diese Logik sei eingeschrieben in die DNA unseres Christseins. Die Menschen seien versucht, der Logik der Macht zu folgen und sich größer zu machen und über andere zu erhaben, indem sie den anderen klein machten. Gott nehme den umgekehrten Weg.
Bischof Krautwaschl bedauerte, dass gerade die politischen Auseinandersetzungen von 2017 - sowohl öffentlich wie auch in sozialen Medien - "von einer solchen Logik geprägt waren." Viel sei von sozialer Bindung und vom Zusammenhalt in unserer Gesellschaft verlorengegangen, das "Miteinander" oft leichtfertig in ein "Gegeneinander" eingetauscht worden. Es sei Zeit, die Logik der Macht zurückzudrängen und der Logik von Weihnachten zu folgen. Diese müsse man in die Gesellschaft hineintragen, um so als Christen Futtertrog und Nahrung für diese Welt zu sein.
Zur Politik äußerte sich in der Messe im St. Pöltner Dom am Montag auch Bischof Küng und kritisierte die so genannte "Ehe für alle" oder die Einführung eines "3. Geschlechts" in Deutschland. Auch in der Gesetzgebung im Bereich der Fortpflanzungsmedizin gebe es viele Hinweise, dass der Glaube an Gott "einfach beiseite geschoben" und der Zusammenhang mit der Schöpfungsordnung nicht wahrgenommen werde.
Doch selbst wenn die Gesellschaft in ihrer großen Mehrheit vom Glauben an Gott abrücke und die entsprechenden Werte missachte, zeige die Erfahrung: "Das, was wahr ist, bleibt trotzdem weiterhin wahr", betonte Küng: "Und wenn nur einer oder eine die Stimme erhebt und diese Wahrheit zum Ausdruck bringt, werden alle oder fast alle unruhig, weil sie, obwohl sie vielleicht heftig protestieren, in irgend einem Winkel des Herzens auch selbst wissen, dass das Gesagte wahr ist." Weihnachten sei eine Einladung, "unsere Freiheit ganz bewusst als Christen wahrzunehmen und unser Leben entsprechend zu gestalten, im Verlangen nach einer noch größeren Freiheit".
Der Vorarlberger Bischof Elbs ging in seiner Predigt im Dom von Feldkirch auch auf den "sozialen Abstieg" Gottes ein. Am Beginn der "Revolution Gottes" stehe eben nicht ein Zeichen der Macht und des Stolzes, sondern die reine Demut. Gott werde zu Weihnachten nicht nur Mensch, um als Mensch unter uns Menschen zu sein. "Er wird auch Mensch, um weiter unten zu sein als viele von uns, weil er sich klein macht und erniedrigt bis ins Letzte", er habe "Sympathie und Liebe zu den niedrigsten sozialen Schichten", und so werde er auch deshalb Mensch, so Elbs.
Weihnachten bedeutet, sich von Gott umarmen zu lassen, sagte der Innsbrucker Bischof Hermann Glettler im Dom der Tiroler Landeshauptstadt. "Diese Umarmung sättigt unser Herz mit einem Frieden, den wir selbst nicht herstellen können." Glettler nahm Bezug auf eine Begegnung in einer Palliativstation. Dort werde die verbleibende Lebenszeit für die Betroffenen und ihren Angehörigen, Partnern und Kindern meist zu einer extrem wertvollen Schule einer wiedergefundenen Verbundenheit: "Bei der anschließenden persönlichen Segnung der Kranken - mit Handauflegung und einem tröstenden Zuspruch - hat mich eine von Krebs im Endstadium gezeichnete Patientin gefragt, ob ich sie nicht umarmen könnte, kurz zumindest. Ich war gewaltig bewegt von dieser tiefen Sehnsucht und ehrlichen Frage."
Aus Erfahrung wüssten die meisten, dass dann, wenn Menschen "keine inneren Ressourcen haben, keine Herzenskraft, jede äußere Anforderung zu einer Überforderung wird". Das Herzen des Menschen müsse deshalb mit Liebe gesättigt sein, sonst werde er auch zum Nächsten hin keine Liebeskraft geben. "Die Kollegen, die Nachbarn, die Fremden, die sozial Schwachen - ja selbst die Mitglieder der eigenen Familie können zur Last werden. Ein Mensch, der innerlich leer ist, kann nichts geben. Wenn jedoch unser Herz mit Liebe gesättigt ist, können wir einander annehmen und - wie es oft der Fall ist - auch ertragen und aushalten", sagte Glettler.
Weihnachten - "ein starkes Fest, das sich gegen alle banalisierenden Zugriffe von Kitsch und Konsumorgien hält" - baue die Ressourcen des Herzens auf, es verbinde. Es nähre auch - denn Bethlehem heiße übersetzt "Haus des Brotes" , und "unsere Seele braucht Jesus, das Brot von Bethlehem".
Weihnachten gebe Antworten auf "ganz tiefe Fragen, die uns Menschen umtreiben". Es seien meist nicht die explizit ausformulierten Fragen, sondern Erwartungen und Sehnsüchte des Herzens. In der extremen Betriebsamkeit des Jahres würden sie mehr oder weniger verdrängt. Ihre Beantwortung öffne einen neuen Himmel, sagte der Innsbrucker Bischof.