Franz Ferstl, Diakon in der Erzdiözese Wien und Sprecher der österreichweiten Arbeitsgemeinschaft der Ständigen Diakone.
Franz Ferstl, Diakon in der Erzdiözese Wien und Sprecher der österreichweiten Arbeitsgemeinschaft der Ständigen Diakone.
Die Ständigen Diakone wollen ihr Amt weiterentwickeln und haben dazu eine österreichweite Umfrage gestartet.
Österreichs Ständige Diakone haben einen umfassenden Standortbestimmungsprozess gestartet, mit dem sie zur Weiterentwicklung ihres kirchlichen Dienstamts beitragen wollen.
Die derzeit rund 700 österreichischen Diakone sind dabei aufgefordert Erfahrungen und Zukunftsvisionen für den beim Zweiten Vatikanischen Konzil vor 50 Jahren neu belebten Diakonat zu schildern. "Wie geht es den Diakonen, was sind ihre Visionen, welche Richtung soll das Diakonat nehmen, wo drückt der Schuh?", fasst Franz Ferstl, Diakon in der Erzdiözese Wien und Sprecher der österreichweiten Arbeitsgemeinschaft der Ständigen Diakone die zentralen Punkte der Diakonen- "Urabstimmung" zusammen. Gefragt wird dabei etwa nach möglichen Lücken in der Diakonenausbildung oder ob ein Diakon auch entsprechend seiner kirchlich vorgesehenen Aufgaben eingesetzt ist.
"Wir wollen wissen, ist er wirklich im diakonalen Einsatz oder nur 'Ersatzpriester', Ministrant oder nur Sozialarbeiter", schildert Ferstl. 90 Prozent der Ständigen Diakone sind verheiratet, viele von ihnen arbeiten in einem Zivilberuf abseits der Kirche. Im Fokus der Umfrage stehen daher auch Fragen zur Verträglichkeit des ehrenamtlichen kirchlichen Dienst mit der Familie und dem Beruf.
Die Antworten fließen in eine "Österreichische Standortbestimmung" ein, die im November bei einem Treffen der Ausbildungsleiter und Sprecher der Ständigen Diakone erstellt wird. Sie soll Grundlage für ein Gespräch mit den Diözesanbischöfen über die Weiterentwicklung des Diakonats, eventuelle Verbesserungen in der Ausbildung und eine Adaptierung der geltenden österreichweiten Rahmenordnung für Diakone sein. Schlusspunkt des Prozesses ist die nächste Österreich-Tagung der Diakone im Oktober 2015.
Ein Ziel ist dabei schon jetzt klar: Künftig soll es in jeder Pfarre einen Diakon geben. Allerdings nicht als "Ersatzpriester", sondern als eigenständigen Dienst innerhalb des Pfarrteams, wie Ferstl auch mit Blick auf die in den Diözesen laufenden Pfarrstruktur-Reformen betont. "Der Diakon steht dafür, dass die soziale Seite, die Sorge um den einzelnen Menschen wachgehalten wird. Er ist das sichtbare Zeichen, dass die Kirche dem Menschen dienen soll", erinnert er. Auch deswegen stehe der Diakon beim Gottesdienst am Altar.
"Wir gehören zum Ordo (sakramentales Weiheamt der Kirche, Anm.), sind aber ganz bewusst gegen jede Art von Klerikalismus", so Ferstl. "Wir sind nicht die, die mit Gewändern herumgehen oder nur am Altar stehen, sondern wir wollen wirklich unsere diakonale Kompetenz einbringen. Das ist mir ein großes Anliegen, dass das auch von der Kirche noch mehr gesehen wird und auch das familiäre Geschenk des Diakonats geschätzt wird."
Das Diakonat war vom Zweiten Vatikanischen Konzil (1962-1965) als eigene und beständige hierarchische Stufe – wie es schon in der frühen Kirche üblich war – wiederhergestellt worden. Tätig sind die Diakone in der Liturgie, der Verkündigung und im karitativen Bereich. Die meisten wirken ehrenamtlich in Pfarrgemeinden, etliche haben aber auch Aufgabenbereiche in der Krankenseelsorge, in der Altenpastoral, der Gefängnisseelsorge oder in Bildungshäusern übernommen.