Am 7./8. März ist der Chor in den Pfarrkirchen Weinhaus und Nußdorf zu erleben. Theologen-Ehepaar aus der Schule von Prof. Suttner initiierte „unspektakulären Beitrag“ zur Ökumene.
Der Vorarlberger „Johannes-Chrysostomos-Chor“ ist am 7./8. März zwei Mal mit Gesängen der ostkirchlichen liturgischen Tradition in Wien zu hören.
Am Samstag, 7. März, singt der von den Theologen Maria und Norbert Duffner gegründete Chor um 18:30 Uhr in der Pfarrkirche St. Josef-Weinhaus (1180 Wien, Gentzgasse 142) bei einer „Meditation zur Fastenzeit“ in deutscher Sprache ostkirchliche Gesänge.
Am Sonntag, 8. März, sorgt der Chor in der Pfarrkirche St. Thomas in Nußdorf (1190 Wien, Greinergasse 25) um 11 Uhr für die musikalische Gestaltung der Göttlichen Liturgie, die Hanna Ghoneim, der Pfarrer der Wiener melkitischen griechisch-katholischen Gemeinde, zelebriert. Pfarrer Ghoneim, der aus einem Städtchen in der Nähe von Damaskus stammt, ist immer wieder in Syrien, um seinen durch den seit 2011 andauernden Krieg schwer betroffenen Landsleuten beizustehen, u.a. durch die Hilfsaktionen der unter dem Patronat von Kardinal Christoph Schönborn stehenden „Korbgemeinschaft“. Da es der zweite Fastensonntag ist, wird die Basilius-Liturgie gesungen.
Der „Johannes-Chrysostomos-Chor“ wurde 1999 gegründet, um die nachdrückliche Empfehlung des Zweiten Vatikanischen Konzils umzusetzen, dass sich „die Katholiken mehr mit den geistlichen Reichtümern“ der östlichen Kirchen vertraut machen sollen, um die Fülle der christlichen Tradition in Treue zu wahren und so der Versöhnung der Christen zu dienen.
Die rund 20 Sängerinnen und Sänger des Chores haben – auf Einladung von Pfarrgemeinden in Vorarlberg und anderen Bundesländern sowie in der Schweiz, Liechtenstein und Deutschland bisher mehr als 100 Gottesdienste (Göttliche Liturgien = Heilige Messen, Vespergottesdienste, Andachten wie der „Hymnos Akathistos“ u.a.) im byzantinischen Ritus mitgestaltet. Gemäß dem Grundsatz der Slawenapostel Kyrill und Method wird in der Muttersprache, also hier in deutscher Sprache, gesungen. Geleitet wird der Chor von Prof. Dora Kutschi-Dočeva, die aus Bulgarien stammt und auch schon Gastauftritte des Chors in ihrem Heimatland ermöglicht hat. Für die Organisation des Chors sind Maria und Norbert Duffner in Rankweil verantwortlich. Hier ist auch der Sitz des Chores.
Maria und Norbert Duffner, die auch im „Andreas-Petrus-Werk“ engagiert sind, kommen aus der Schule von em. Prof. Ernst Chr. Suttner, der an der Wiener Katholisch-Theologischen Fakultät und in Zusammenarbeit mit „Pro Oriente“ die Entwicklung der ostkirchlichen Studien in Wien wesentlich geprägt hat. Maria Duffner wurde durch das Studium der katholischen Theologie in Wien mit der neugegründeten Lehrkanzel für Patrologie und Ostkirchenkunde (Prof. Suttner) in Verbindung gebracht.
Ihre Diplomarbeit behandelte die juristischen Grundlagen für die Entstehung bzw. Auflösung autokephaler und autonomer Kirchen. 1978, kurz nach der Hochzeit mit Norbert Duffner, trat sie in den Schuldienst ein. 1981 folgte die Übersiedlung nach Vorarlberg. Norbert Duffner stammt aus Triberg im Schwarzwald. Er trat bei den Steyler Missionaren ein. Nach Noviziat und Theologiestudium an der Hochschule St. Augustin bei Bonn folgte ein Praxisjahr in Berlin und der Austritt aus dem Orden. Das Theologiestudium (kombiniert mit Geschichtsstudium und Russisch) schloss er mit einer Diplomarbeit über die Entwicklung der russischen Exil-Jurisdiktionen ab. Von 1973–1979 arbeitete er als Vertragsassistent am Katholisch-Ökumenischen Institut in Münster, von 1977–1979 als Vertragsassistent am Institut für Patrologie und Ostkirchenkunde der Universität Wien bei Prof. Suttner, wo er auch seine Frau kennen lernte. Ab 1979 war er als Religionslehrer tätig. Das Ehepaar Duffner pflegt enge Kontakte mit den ostkirchlichen Gemeinden in Vorarlberg; u.a. singt der „Johannes-Chrysostomos-Chor“ auch bei den orthodoxen Gottesdiensten im Rahmen der ökumenischen „Bodensee-Kirchentage“. In den 1970er- und 1980er-Jahren waren sie auch wesentlich am Aufbau der ostkirchlichen Berichterstattung der österreichischen katholischen Nachrichtenagentur „Kathpress“ beteiligt.
Als wesentliche Aufgabe des „Johannes-Chrysostomos-Chores“ sehen Maria und Norbert Duffner die Begleitung und musikalische Mitgestaltung von Gottesdiensten der byzantinischen Tradition, die für die orthodoxen, aber auch für die katholischen Ostkirchen (die mit dem Bischof von Rom in Gemeinschaft stehen) gilt: „Die meisten Gebete der Göttlichen Liturgie werden gesungen, teilweise im Rezitationston, oft aber auch durchkomponiert. Instrumente sind im Prinzip ausgeschlossen. Sänger (ob als einzelne oder als Chor) und Priester bzw. auch Diakon befinden sich in einem beständigen Dialog. Die Sänger sind wie im Westen Vertreter des Volkes und als solche ‚Konzelebranten‘. Auch der Volksgesang ist in einzelnen Kirchen und Gemeinden üblich“.
Aus persönlicher Überzeugung, aber auch mit dem Rückhalt bedeutender Persönlichkeiten des ostkirchlichen ökumenischen Engagements pflegt der Chor den Gesang in der (deutschen) Muttersprache. Trotzdem soll den Gläubigen im deutschsprachigen Raum bewusst gemacht werden, dass die Heimat dieser gottesdienstlichen Form im östlichen Europa zu suchen ist. Daher singt der Chor einige wenige Gesänge auch in kirchenslawischer, griechischer und rumänischer Sprache. Das Wirken des „Johannes-Chrysostomos-Chors“ sehen Maria und Norbert Duffner nicht zuletzt auch als „unspektakulären Beitrag“ zum Verständnis der östlichen Völker und damit auch zum Frieden auf dem europäischen Kontinent.