"Bischof Johann ist ein Vorbild für uns Bischöfe heute", so Kardinal Christoph Schönborn.
"Bischof Johann ist ein Vorbild für uns Bischöfe heute", so Kardinal Christoph Schönborn.
Mit einem feierlichen Requiem im Grazer Dom haben am Mittwochnachmittag die Diözese Graz-Seckau, die gesamte Kirche in Österreich, Politik und Bevölkerung Abschied von Altbischof Johann Weber genommen.
Bischof Johann Weber habe gezeigt, "dass in einer schwierigen Zeit der Weg des Dialogs der einzige ist, der Zukunft hat". Das hat Kardinal Christoph Schönborn in seiner Rede am Ende des Begräbnisses von Altbischof Weber am Mittwoch im Grazer Dom betont. In der großen Kirchenkrise in Österreich von 1995 bis 1998 habe Weber als damaliger Vorsitzender der Österreichischen Bischofskonferenz die Bischöfe und überhaupt die "tief gespaltene" Kirche in Österreich zusammengehalten und auf den Dialog gesetzt, wiewohl er persönlich dabei auch sehr gelitten habe. Schönborn: "Bischof Johann ist ein Vorbild für uns Bischöfe heute." Dieses Vorbild erlebe man jetzt als Auftrag, wenn es gilt, die Lehre aus der Corona-Krise zu ziehen. "Jetzt ist die Zeit für einen Dialog für Österreich", so der Kardinal wörtlich.
Es habe sich zuletzt gezeigt, dass es in Österreich viel Solidarität gibt sowie gesunde und starke Institutionen. Dahinter stünden freilich konkrete Menschen, die diese Institutionen tragen würden. Schönborn: "Dieses Kapital dürfen wir nicht verspielen."
Deshalb hätten sich die Bischöfe in ihrem jüngsten Hirtenwort, in dem sie für umfassende Reformen und eine "geistvolle neue Normalität" im Land plädieren, an alle Menschen in Österreich gewandt. Jetzt müsse sich das Land bewähren, sei es etwa beim Einsatz gegen Arbeitslosigkeit, bei der Hilfe für Flüchtlinge oder auch bei der Etablierung eines gerechten Generationenvertrags.
Schönborn erinnerte an seine Zeit als junger Seelsorger in der Grazer Hochschulgemeinde. Bischof Weber sei damals der erste Bischof gewesen, den er persönlich kennengelernt habe. Und, so fügte Schönborn hinzu: "Bischof Weber hat mein Bild eines Bischofs entscheidend geprägt."
Johann Weber war ein Geschenk für die Steiermark und die Menschen in diesem Land. Er war ein väterlicher Ratgeber und Hirte, dem wir zu großem Dank verpflichtet sind." - Mit diesen Worten verabschiedete sich der steirische Landeshauptmann Hermann Schützenhöfer von Altbischof Johann Weber. In guten wie schlechten Tagen sei Weber bei den Menschen gewesen, hob Schützenhöfer hervor. Er erinnerte aber auch daran, dass sich Weber mit einigen vatikanischen Bischofsernennungen für Österreich während seiner Amtszeit sehr schwer getan habe. Besonders geschmerzt habe ihn aber, dass in den 1970er und 1980er Jahren so viele Priester ihr Amt niedergelegt hätten.
Schützenhöfer berichtete von vielen persönlichen Begegnungen mit Weber und dessen "leuchtenden Augen, ansteckender Fröhlichkeit und Gelassenheit"; zugleich auch von seinem Mut, die Kirche in einen neuen Aufbruch zu führen. Zwei Tage vor Webers Tod habe er das letzte Mal dem Altbischof begegnen dürfen, zeigte sich der Landeshauptmann dankbar.
Die Franziskanerin Sr. Sonja Dolesch sprach beim Requiem für die Ordensfrauen der Steiermark. Schon in den 1970er Jahren habe Bischof Webers Hirtensorge in besonderer Weise auch den Ordensfrauen seiner Diözese gegolten, erinnerte sie. Sie sollten im Geist des Zweiten Vatikanischen Konzils am Sendungsauftrag der Kirche teilnehmen. Bischof Weber habe dafür keine besonderen Pastoralpläne gehabt. Sein Zugang sei vielmehr der gewesen: "Zuwendung, Hinschauen, Hinhören und viel Zeit, um miteinander nachzudenken; gemeinsam auf Suche gehen, miteinander unterwegs sein und über den Zaun schauen." Dabei sei deutlich geworden: "Auch die Vielfalt der Berufungen von Frauen stärkt die Kirche in unserem Land."
Bischof Weber habe den Schwestern großes Vertrauen geschenkt und sie als Gemeindeassistentinnen in priesterlose Pfarren gesandt. "Das war weit über die Diözese und Österreich hinaus ein neues und mutiges Projekt", so Dolesch. Zutiefst von der Wirkkraft des Gebetes überzeugt, habe Weber freilich auch die kontemplativ lebenden Schwestern gefördert.
Dolesch: "Seine Art, mit Menschen umzugehen, war besonders. Er verstand es, sich dem Gegenüber persönlich zuzuwenden und sich über die Begegnung von Herzen zu freuen; das machte ihn wohl zum 'Herzbischof'."
Der steirische evangelische Superintendent Wolfgang Rehner würdigte Weber als "Wegbereiter der Ökumene in der Steiermark" und sagte: "Er wurde uns zum Bruder im Glauben." Ökumene möge bisweilen mühsam sein, Johann Weber aber habe diese Mühen sicher nicht gescheut. Ein Geschenk sei es für ihn gewesen, "als insbesondere auf Initiative der Orthodoxen die 2. Europäische Ökumenische Vollversammlung 1997 in Graz stattfand", erinnerte Rehner.
Bischof Weber sei ein "Mann des Gespräches und des Dialoges" gewesen, sagte Andrea Ederer, Präsidentin der Katholischen Aktion in der Steiermark. Weber habe schon als junger Bischof sehr früh verschiedene Räte in seiner Diözese eingeführt: "Zuerst wurden Pfarrgemeinderäte gewählt, dann Diözesanräte aus allen Dekanaten der Steiermark. Damit wurden die ehrenamtlichen Christinnen und Christen besser eingebunden. Sie sollten Mitverantwortung tragen und so ihrerseits auf das Evangelium antworten."
Weber sei in vielen Ideen und Taten der Kirche voraus gewesen, zeigte sich Ederer überzeugt und in Richtung des Verstorbenen: "Dein bischöflicher Wahlspruch - den Armen die frohe Botschaft bringen - passt noch haargenau in die heutige Zeit von Corona- und Klimakrise sowie dem Mangel an Solidarität. Unser heutiges Zukunftsbild von der Kirche hat Dir sicher in vielem gefallen, auch die Schriften unseres Papstes Franziskus und sein Einsatz für die Armen."
Ederer schloss mit einem Zitat der Theologin Dorothee Sölle: "Am Ende der Suche und der Frage nach Gott steht keine Antwort, sondern eine Umarmung."
Im Anschluss an das Requiem wurde Bischof Weber in der Bischofsgruft im Grazer Dom beigesetzt.
Das Motto von Bischof Weber, "den Armen die Frohe Botschaft verkünden", fand sich bei dem Trauergottesdienst in der Lesung aus dem Buch Jesaia. Für die Musik mit dem Schwerpunkt auf dem Requiem von Anton Faist sorgte Domkapellmeister Josef Döller mit dem Grazer Domchor; unterstützt von einem Bläserquintett und Domorganist Christian Iwan. Zusätzlich musizierte die Polizeimusik Steiermark.
In den Bänken im Dom waren Herzen aufgelegt, die in den Lebenswelten der Barmherzigen Brüder in Kainbach hergestellt wurden. Bischof Weber war mit Kainbach immer sehr verbunden. Die Gottesdienstteilnehmer konnten die Herzen mitnehmen als Andenken an den Menschen Johann Weber, der von vielen in den vergangenen Tagen als ihr "Herz-Bischof" bezeichnet wurde.
In Sinn des Verstorbenen bat die Diözese Graz-Seckau, von Kranz- und Blumenspenden abzusehen und stattdessen den Bischof-Johann-Weber-Fonds der Caritas für den Lebensunterhalt von Menschen in Not zu unterstützen:
IBAN: AT08 2081 5000 0169 1187
Bischof-Johann-Weber-Fonds