Es heißt „wir werden …“, nicht „ich werde…“ Biblische Hoffnung ist immer Hoffnung auf Gemeinschaft – mit Gott und mit allen, die ihn endgültig erreicht haben.
Es heißt „wir werden …“, nicht „ich werde…“ Biblische Hoffnung ist immer Hoffnung auf Gemeinschaft – mit Gott und mit allen, die ihn endgültig erreicht haben.
Interview mit Em. Univ.-Prof. Josef Weismayer über die Hoffnugn im christlichen Glauben.
In einem seiner Bücher („Leben – stärker als der Tod. Von der christlichen Hoffnung“) schreibt Gisbert Greshake, dass wir „nicht nur für, sondern zu den Toten beten“ sollen. Was heißt das konkret?
Weismayer: Beten für die Toten gehört zum christlichen Totengedenken. Seit frühester Zeit wird im eucharistischen Hochgebet der Verstorbenen gedacht, „unserer Brüder und Schwestern, die entschlafen sind in der Hoffnung, dass sie auferstehen“.
Wir beten für die Verstorbenen, weil wir mit ihnen verbunden sind, nicht durch die Bande der Verwandtschaft und der Freundschaft, sondern als Getaufte, die in der Gemeinschaft mit Christus sind.
In der „Gemeinschaft der Heiligen“ sind wir, Lebende und Verstorbene, miteinander verbunden. Niemand steht allein vor Gott. Das Eintreten füreinander ist nicht einseitig, sondern gegenseitig.
Die Verstorbenen, die in der Anschauung Gottes leben, tragen auch unsere Anliegen vor den lebendigen Gott. Wir können sie darum bitten, wir können zu ihnen beten.
Zur österlich motivierten Lebenshaltung („ars vivendi“) gehört auch eine zeitgerechte „ars moriendi“ („Kunst des Sterbens“). Wie kann diese aussehen?
Weismayer: Im Spätmittelalter gab es eine sehr ausgeprägte „Ars moriendi“- Literatur. Da ging es um das Anliegen: Wie kann man sich optimal auf das Sterben vorbereiten? In diesen Schriften wurde vor allem die Umkehr von den Sünden betont und die Vorbereitung auf die „Sterbesakramente“ akzentuiert.
In einer stärker österlich motivierten Lebenshaltung geschieht die „ars moriendi“ durch ein Leben mit dem Auferstandenen, der bei uns ist alle Tage bis zum Ende der Zeit (vgl. Mt 28,18).
Wer „im Heute“ lebt, im Hören auf Gottes Wort, im Nachgehen auf dem Weg des Herrn, der ist vorbereitet auf die alles entscheidende Begegnung mit dem liebenden Gott.
Früher stand oftmals eine spiritualistische Frömmigkeit im Vordergrund, die den Leib dem Grabe und die Seele dem Himmel überließ. Was ist das Ziel christlicher Hoffnung?
Weismayer: Die biblische Hoffnung über den Tod hinaus lautet: Auferstehung der Toten. Oder mit den Worten des hl. Paulus: „Wir werden immer beim Herrn sein.“ (1 Thess 4,17)
Das ist für mich die wichtigste und einfachste Beschreibung dessen, was wir Himmel nennen, das ist das Ziel der christlichen Hoffnung.
Auferstehung der Toten, will sagen, dass der Mensch mit allem, was zu seinem Menschsein gehört, in der Gemeinschaft Gottes sein wird, mit „Leib und Seele“, mit seiner ganz persönlichen Geschichte.
Es heißt „wir werden …“, nicht „ich werde…“ Biblische Hoffnung ist immer Hoffnung auf Gemeinschaft – mit Gott und mit allen, die ihn endgültig erreicht haben.
Diese Hoffnung ist nicht einfach eine Verlängerung oder gesteigerte Weiterführung irdischer Verhältnisse; sie übersteigt und überbietet unsere Vorstellungen, sie ist letztlich unbegreiflich wie Gott selbst.
Wie kann die Frage nach den Toten und ihrem Geschick wachgehalten werden?
Weismayer: Paulus charakterisiert die Christen – im Unterschied zu den „andern“ – als Menschen, die Hoffnung haben (vgl. 1 Thess 4,13).
Die Frage nach den Toten und ihrem Geschick stellt sich immer von neuem, wenn wir von einem Todesfall aus dem Kreis unserer Familie oder unserer Bekannten erfahren.
Die Frage nach dem Tod und dem, was dann kommt, stellt sich in schwerer Krankheit und im Alter. Wir begegnen freilich immer wieder Menschen, die scheinbar mit dieser Frage „fertig geworden sind“, für die Tod absolutes Ende bedeutet. Man kann fragen, wie weit es diesen Menschen wirklich gelingt, das große Fragezeichen wegzubringen, darüber hinwegzukommen.
Wer im Heute der Gegenwart des Auferstandenen lebt, der ist bereit: „Denn der Menschensohn kommt zu einer Stunde, in der ihr es nicht erwartet.“ (Mt 24,44)
Em. Univ.-Prof. Josef Weismayer
Stephanushaus Erzdiözese Wien
Von der christlichen Hoffnung
2008, Herder, Freiburg
Flexibler Einband
240 Seiten
ISBN: 978-3-451-32096-5
Dieses Buch online bei der Wiener Dombuchhandlung "Facultas" erstehen
Schwerpunkt Begräbnis und Bestattung auf erzdioezese-wien.at
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