Michael Rosenberger ist Professor für Moraltheologie und Institutsvorstand an der Katholischen Privatuniversität Linz.
Michael Rosenberger ist Professor für Moraltheologie und Institutsvorstand an der Katholischen Privatuniversität Linz.
Linzer Professor: "Facebook" und Co. "tragen Verantwortung, der sie nicht genügend nachkommen".
Einen Ethik-Code für soziale Medien, der den dort häufig verbreiteten Hasspostings und Rüpeleien einen Riegel vorschiebt, hat der Linzer Moraltheologe Michael Rosenberger gefordert.
Plattformen wie "Facebook" "tragen Verantwortung, der sie nicht genügend nachkommen", sagte der Theologe am Dienstag, 2. Februar 2016 in den "Oberösterreichischen Nachrichten" (OÖN). Statt dass erst der Gesetzgeber auffordern müsse, problematische Inhalte zu löschen, müssten die Betreiber der neuen Medien von sich aus tätig werden. Dies oder sogar der Ausschluss des "Hassposters" von einer Plattform sollte laut Rosenberger auch die Konsequenz von Verstößen gegen den Ethik-Code sein.
Dass sich das Internet zunehmend mit Gift und Galle füllt, liegt nach den Worten des Theologen daran, dass "in der Anonymität Barrieren, die wir normalerweise im Umgang miteinander wahrnehmen, verloren gehen". Zugleich äußerte sich Rosenberger zuversichtlich, dass sich dies nicht auf den unmittelbaren zwischenmenschlichen Umgang auswirke: "Ich bin kein Anhänger der These, dass die Sitten verfallen." Am Stammtisch in kleiner Runde seien immer schon Äußerungen gefallen, die im öffentlichen Raum tabu waren. "Von Angesicht zu Angesicht werden sich Menschen nie so verhalten, wie sie das in der Anonymität tun", ist Rosenberger optimistisch.
Zur Aussage des ÖVP-Präsidentschaftskandidaten Andreas Khol, dass Nächstenliebe "keine Fernstenliebe" sei, merkte der Theologe an: Es sei schon richtig, dass wir dem, "der irgendwo im fernen Afrika sitzt, nicht viel helfen" könnten. "Aber in dem Moment, wo ein Flüchtling die österreichische Grenze überschreitet, ist er der Nächste. Wenn der Arme vor meiner Tür steht, ist er mein Nächster."