Für Roma-Seelsorger Mmagu sind Gedenktafeln wesentliche Teile einer "Gedächtnispastoral", welche in der Kirche besondere Bedeutung habe.
Für Roma-Seelsorger Mmagu sind Gedenktafeln wesentliche Teile einer "Gedächtnispastoral", welche in der Kirche besondere Bedeutung habe.
Roma-Seelsorger Mmagu: Gedenktafeln für Holocaust-Opfer "wesentliche Teile einer Gedächtnispastoral", doch oft durch Ablehnung und Ängste verhindert.
Die Aufarbeitung der einstigen NS-Verbrechen an der Volksgruppe der Roma und Sinti kommt im Burgenland nur schleppend voran: Das hat Roma-Seelsorger Fabian Mmagu im Interview mit "Kathpress" dargelegt. Die Anbringung von Gedenktafeln für die ermordeten Roma in den Gemeinden - etwa an den Friedhöfen - "wäre für die Integration wichtig, wird aber vielerorts von fehlender Bereitschaft und Ablehnung verhindert sowie von Ängsten, dadurch würde jemandem Schuld zugewiesen", so der seit 2004 von der österreichischen Bischofskonferenz für die Roma-Pastoral beauftragte Priester. Anlass für seine Kritik war der internationale Roma-Tag am 8. April 2016.
Nur etwa jeder Zehnte der 11.000 Roma und Sinti, die im Jahr 1938 in Österreich lebten, überlebte den Zweiten Weltkrieg. Mittlerweile gibt es eine Handvoll Orte, an denen die Burgenland-Roma und Lovara ihrer Familienmitglieder in deren Heimatgemeinden gedenken können. Für Mmagu sind Gedenktafeln wesentliche Teile einer "Gedächtnispastoral", welche in der Kirche besondere Bedeutung habe: "Hätten wir Christen Jesus vergessen, könnten wir auch keine Eucharistie feiern." Schuldverdrängung mache zudem "gesellschaftlich krank".
Für ein gelingendes Zusammenleben und für den Abbau von Vorurteilen sei die Mitwirkung beider Seiten nötig, so der Priester. Auch auf Roma-Seite beobachte er öfters Ängste und Zurückhaltung. Doch auch die Kirche müsse sich noch stärker engagieren als bisher: "Roma brauchen Signale der Einladung durch die Pfarren, dass sie dazugehören, etwa wenn es um die Gestaltung der Gottesdienste geht." Dass die neue Roma-Beauftragte der Diözese Eisenstadt, Martina Horvath, selbst Romani ist und auch dem Pastoralrat angehört, bezeichnete Mmagu als "Hoffnungssignal".
Von den 40.000 heimischen Roma und Sinti sind rund 10.000 autochthon, während 25.000 bis 30.000 in den vergangenen Jahrzehnten ins Land gekommen sind. Es handelt sich dabei aber nur um Schätzungen; die letzte verfügbare Statistik bei der Volkszählung 2001 hatte 6.273 Menschen mit der gemeinsamen Umgangssprache "Romanes" ausgewiesen. Die in Österreich lebenden Roma bestehen aus fünf Untergruppen: Aus den teils schon seit Jahrhunderten ansässigen Burgenland-Roma, Sinti und Lovara, die seit 1993 als eigene Volksgruppe anerkannt sind, sowie auch die Kalduras, Gubet und Arlije, die seit den 1960er-Jahren als Gastarbeiter kamen.
Österreichische Bischofskonferenz:
www.bischofskonferenz.at
Pfarre Großhöflein:
pfarre-grosshoeflein.at/?page_id=5