Kernstück der Petition, die IOC-Präsident Bach im Herbst in Lausanne übergeben werden soll, sind mehrere Forderungen. Das IOC soll die eigenen Werte und ihre 'Agenda 2020' zu gelebter Praxis machen.
Kernstück der Petition, die IOC-Präsident Bach im Herbst in Lausanne übergeben werden soll, sind mehrere Forderungen. Das IOC soll die eigenen Werte und ihre 'Agenda 2020' zu gelebter Praxis machen.
Sportminister und zahlreiche Abgeordnete aller Fraktionen unterzeichnen "Nosso Jogo"-Petiton gegen Menschenrechtsverletzungen vor bzw. bei Olympischen Spielen und Sportgroßereignissen.
100 Tage vor dem Start der Olympischen Spiele in Rio de Janeiro bekommt die auch kirchlicherseits unterstützte Menschenrechtsorganisation "Nosso Jogo" Unterstützung von österreichischen Spitzenpolitikern in ihrem Kampf gegen Menschenrechtsverletzungen im Zuge der Vorbereitungen des Großevents.
Sportminister Hans Peter Doskozil und zahlreiche Abgeordnete aller Fraktionen haben am Mittwoch, 27. April 2016 im Parlament die Petition der Organisation unterzeichnet, die im Herbst IOC-Präsident Thomas Bach übergeben werden soll. Der "Fair-Play"-Gedanke dürfe nicht nur für den sportlichen Wettkampf gelten, sondern müsse auch im Umfeld des Sports zum Tragen kommen, so Doskozil bei der Unterzeichnung der Petition.
Zwangsumsiedlungen, Polizei- und Militärgewalt, Umwidmung von öffentlichen Mitteln, gesteigerte Kinderarbeit, gefährliche Arbeitsbedingungen: Drei Monate vor Beginn der Olympischen Spiele sind diese Probleme Alltag in Rio de Janeiro. In Österreich haben seit März mehr als 1.800 Menschen mit der Unterzeichnung der Petition gegen diese Menschenrechtsverletzungen protestiert. Dass die Organisation nun auch Unterstützung von oberster Stelle bekommt, wertet Martin Kainz, "Nosso Jogo"-Koordinator, am Mittwoch im Gespräch mit "Kathpress" als "wichtiges Signal". Wenn Zivilgesellschaft, Politik, Unternehmen und Verbände an einem Strang ziehen, "dann kommen wir ein großes Stück weiter". Bis zu den Paralympischen Spielen im Herbst will die Initiative 2.500 Unterschriften sammeln.
Bundesminister Doskozil wird sich laut eigener Aussage auch in Rio de Janeiro "kein Blatt vor den Mund nehmen". Es sei wichtig, dort anwesend zu sein und die österreichischen Sportler zu unterstützen, es sei aber auch wichtig, "die eigene Meinung in dieser Situation zu äußern und auch darzulegen", so der Sportminister am Rande der Petitions-Unterzeichnung gegenüber "Kathpress". Hier "wegzuschauen" wäre falsch. Das gelte auch für künftige Vergaben von Sportgroßereignissen. Menschenrechtsverletzungen müssten hier künftig mehr zur Sprache kommen.
Heftige Kritik kommt auch vom Vorsitzenden des Sportausschusses im Parlament, dem Sportsprecher der Grünen Dieter Brosz. Menschenrechtsverletzungen spielten gerade in der jüngeren Vergangenheit bei der Vergabe internationaler Sportgroßveranstaltungen eine "völlig untergeordnete Rolle". Er begrüßt die Aufmerksamkeit, die die Initiative "Nosso Jogo" auch diesem Aspekt einräume. Neben dem Grünen haben auch die Sportsprecher der FPÖ, NEOS, ÖVP und SPÖ sowie des Team Stronach die Petition unterzeichnet.
Kernstück der Petition, die IOC-Präsident Thomas Bach im Herbst persönlich in Lausanne übergeben werden soll, sind drei Forderungen. Das IOC soll die eigenen Werte und ihre 'Agenda 2020' zu gelebter Praxis machen. "Nehmen Sie Menschenrechte ernst und veröffentlichen Sie eine Selbstverpflichtung zu Menschenrechtsstandards, die auch einen Aktionsplan für eine neue Ära der Nulltoleranz gegenüber Menschenrechtsverletzungen rund um Sportgroßereignisse beinhaltet", heißt es in der Petition. Im Vorfeld von Rio 2016 soll das IOC Druck auf die lokalen Behörden ausüben, damit Menschenrechtsverletzungen gestoppt werden.
Neben "Nosso Jogo" - hinter der Initiative stehen u.a. die Dreikönigsaktion, Südwind und das Wiener Institut für Internationalen Dialog und Zusammenarbeit (VIDC) - treten auch österreichische Athleten gegen die Vertreibungen auf, darunter Ana Roxana Lehaci, als Kanutin im Olympiakader für Rio 2016, sowie der Segler Andreas Hanakamp, Olympiateilnehmer in Atlanta 1996 und Athen 2004.
Zu den "Nosso Jogo"-Unterstützern zählt auch der Grazer Bischof Wilhelm Krautwaschl: "Bei den Olympischen Spielen in Brasilien sollen auch die Menschen vor Ort zu den Gewinnerinnen und Gewinnern gehören. Menschenrechte dürfen dabei nicht verletzt werden", so sein auf der Kampagnenhomepage www.menschenrechte-sind-olympisch.at gepostetes Statement.
Bis zum Start des großen Sportevents im August plant "Nosso Jogo" ein umfangreiches Programm wie Aktionstage mit Sportvereinen, hochkarätigen Dialogveranstaltungen, Workshops an Schulen und Jugendzentren sowie auch eine Studie zu österreichischen Unternehmen in Rio 2016.
Kampagne: Menschenrechte sind olympisch
"Noss Jogo":
www.nossojogo.at
Dreikönigsaktion:
www.dka.at
Südwind:
www.suedwind-agentur.at
Wiener Institut für Internationalen Dialog und Zusammenarbeit:
www.vidc.org