12. Juni: Gedenktag der Sel. Hildegard Burjan
12. Juni: Gedenktag der Sel. Hildegard Burjan
Gottesdienst am 12. Juni im Wiener Stephansdom - Für die Politik unterstreicht EU-Parlamentarier Mandl im Kathpress-Interview die breite Vorbildwirkung der weltweit bislang einzigen seliggesprochenen Parlamentarierin der Neuzeit.
Die Schwesterngemeinschaft der Caritas Socialis und eine breite politische Plattform laden am Mittwoch, 12. Juni, zur bereits 13. Hildegard-Burjan-Gedenkmesse in den Wiener Stephansdom. Dem Gottesdienst um 8 Uhr früh wird der Rektor der Anima in Rom, Michael Max, vorstehen. Die Teilnehmenden gedenken der seligen Hildegard Burjan (1883-1933) und wollen Kraft aus der Inspiration schöpfen, die das Leben der Politikerin und Ordensgründerin bietet. Für die Politik haben Bundesrat Karl Arlamovsky (NEOS), der Wiener Gemeinderat Peko Baxant (SPÖ), der EU-Abgeordnete Lukas Mandl (EVP), die Wiener Stadträtin Judith Pühringer (Grüne) sowie der Nationalratsabgeordnete Philipp Schrangl (FPÖ) die Einladung gezeichnet. Im Anschluss findet eine Agape statt. Eine Anmeldung wird bis 5. Juni 2024 via E-Mail an info@lukasmandl.eu erbeten.
Hildegard Burjan wurde am 30. Jänner 1883 in Görlitz an der Neiße als zweite Tochter einer liberalen jüdischen Familie geboren. Nach einer schweren Erkrankung fand sie zum katholischen Glauben. Mit ihrem Gatten Alexander übersiedelte sie 1909 nach Wien und begann sich hier intensiv für Randgruppen der Gesellschaft zu engagieren. 1919 zog sie als erste christlich-soziale Abgeordnete in das Parlament der Ersten Republik Österreich ein. Als verheirate Frau und Mutter gründete sie die Schwesterngemeinschaft Caritas Socialis, deren Vorsteherin sie bis zu ihrem Tod im Jahre 1933 blieb.
Lukas Mandl hob für das politische Vorbereitungsteam gegenüber Kathpress die vielfache Bedeutung der Seligen hervor. Hildegard Burjan, eine Frau jüdischer Herkunft, habe als Politikerin sowohl im österreichischen Parlament als auch im Wiener Landtag gedient und sich gegen Widerstände auch in ihrer eigenen Gesinnungsgemeinschaft als Parlamentarierin für das Gemeinwohl engagiert. Burjan sei das einzige Parlamentsmitglied weltweit, das in der Neuzeit selig- oder heiliggesprochen wurde, unterstrich Mandl.
Burjan könne für alle Politikerinnen und Politiker, aber auch darüber hinaus, ein bedeutendes Vorbild sein. Als engagierte Politikerin habe sie es alles andere als leicht gehabt, erinnerte Mandl u.a. an antisemitische Gegnerschaft in ihrer eigenen Partei. Eines ihrer wesentlichen politischen Verdienste war aber die Verabschiedung des "Hausgehilfinnengesetzes", womit für diesen Berufsstand erstmals Rechtsgrundlagen für die Arbeits- und Lohnbedingungen geschaffen wurden.
Burjan sei klar in der Sache gewesen, keine faulen Kompromisse eingegangen, zugleich aber sehr verbindlich in der Kommunikation über Parteigrenzen hinweg, erläuterte Mandl. Dieses Vorbild gelte es gerade heute ernst zu nehmen. Der respektvolle, wertschätzende Umgang miteinander sei in der Politik in Österreich wie auch auf Europaebene weitgehend verloren gegangen, konstatierte der Europa-Politiker. Eine wertschätzende Kommunikation führe letztlich aber zu besseren politischen Ergebnissen, zeigte sich Mandl überzeugt.
Beeindruckt zeigte sich der Europaabgeordnete auch vom Glauben bzw. Kirchenverständnis Burjans. Sie sei überzeugt davon gewesen, "dass es ihr Auftrag war, die Liebe Gottes durch die soziale Tat zu verkünden". Bereits vom Tod gezeichnet, habe sie zum Andenken an ihren verstorbenen geistigen Freund und Wegbegleiter, Prälat Ignaz Seipel, den Bau einer Kirche in Wien in die Wege geleitet. Auf dem heutigen Gebiet des Bezirkes Neu-Fünfhaus sollte neben der Kirche zudem ein Sozialzentrum entstehen, für die damalige Zeit ein neuer Gedanke. Zudem habe Burjan verfügt, dass der Kirchenturm nicht höher sein sollte als die Häuser der Menschen rundherum. Mandl: "Der Akt ist bis nach Rom gewandert. Und eigentlich ist das selbsterklärend und wunderbar. Ein starkes Vermächtnis für die Politik, die Kirche und die gesamte Gesellschaft."
Der Europa-Politiker unterstrich zudem im Interview sein Bemühen, Hildegard Burjan über Österreich hinaus bekannt zu machen. So sprach etwa vor rund einem Jahr die Ordensfrau Sr. Karin Weiler von der von Burjan gegründeten Schwesterngemeinschaft Caritas Socialis im Europaparlament in Straßburg über die selige Parlamentarierin. Den Rahmen dafür bildete die vom Abgeordneten Mandl in den Plenarwochen veranstalteten "Happy Hour of Free Speech". Vor rund zwei Jahren gab es im Europaparlament eine internationale Konferenz über Franz Jägerstätter. Auch dabei sei es möglich gewesen, über die selige Hildegard Burjan zu informieren, so Mandl. Dasselbe Ziel hatte auch eine kleine Burjan-Ausstellung im EU-Parlament, die im November 2012 im Zuge eines Brüssel-Besuches der Österreichischen Bischofskonferenz eröffnet wurde.
Mandl unterstrich auf Nachfrage die Überparteilichkeit der Burjan-Gedenkmesse. Diese Überparteilichkeit zeige sich anhand der einladenden Personen, aber auch der Teilnehmenden aus allen Parteien. In den Fürbitten werde etwa auch der bereits verstorbenen Abgeordneten Gabriela Moser (Grüne) und Andreas Karlsböck (FPÖ) gebetet, die das Anliegen stets mitgetragen hatten.
Seit ihrer Seligsprechung im Jahr 2012 begehen österreichische Politikerinnen und Politiker aller Parteien gemeinsam den Gedenktag (12. Juni) von Hildegard Burjan. Den Gedenkmessen vorgestanden sind bisher u.a. Kardinal Christoph Schönborn, der frühere Nuntius Peter Stephan Zurbriggen, der frühere österreichische Caritaspräsident und nunmehrige Präsident der Caritas Europa, Michael Landau, Dompfarrer Anton Faber, Pfarrer Martin Rupprecht, Fr. Manuel Barrios, Generalsekretär der COMEC, oder auch Bischofskonferenz-Generalsekretär Peter Schipka.