Am 19. Dezember 2019 lud Bundeskanzlerin Brigitte Bierlein religiöse Vertreterinnen und Vertreter zu einem Adventempfang in das Bundeskanzleramt.
Am 19. Dezember 2019 lud Bundeskanzlerin Brigitte Bierlein religiöse Vertreterinnen und Vertreter zu einem Adventempfang in das Bundeskanzleramt.
Traditioneller Adventempfang im Bundeskanzleramt für Spitzen der heimischen Kirchen und Religionen.
Die Wahrung der Religionsfreiheit und den gemeinsamen Einsatz von Kirchen und Religionen sowie dem Staat für Frieden, Gerechtigkeit und das Gemeinwohl haben Bundeskanzlerin Brigitte Bierlein und der Salzburger Erzbischof Franz Lackner betont. Bierlein begrüßte zum traditionellen Adventempfang am Donnerstagnachmittag im Bundeskanzleramt die Spitzenvertreter der heimischen Kirchen und Religionsgemeinschaften; von katholischer Seite u.a. auch Nuntius Erzbischof Pedro Lopez Quintana und Altbischof Klaus Küng.
Die orthodoxe Kirche war an erster Stelle von Metropolit Arsenios (Kardamakis) vertreten. Weiters waren der syrisch-orthodoxe Chorepiskops Emanuel Aydin, der koptische Bischof Anba Gabriel, der rumänisch-orthodoxe Bischofsvikar Nicolae Dura, der reformierte Landessuperintendent Thomas Hennefeld und der methodistische Superintendent Stefan Schröckenfuchs gekommen. Von der Islamischen Glaubensgemeinschaft in Österreich war deren Präsident Ümit Vural der Einladung der Bundeskanzlerin gefolgt, ebenso anwesend waren der Wiener Gemeinderabbiner Schlomo Hofmeister und der Präsident der Buddhistischen Religionsgesellschaft, Gerhard Weißgrab.
Bundeskanzlerin Bierlein bezeichnete die Kirchen und Religionen in ihren Grußworten als "unverzichtbare Stützen der Gesellschaft", sei es im Bereich von Bildung, Sozialem oder Spiritualität. Die Religionen seien Impulsgeber und Mahner zugleich.
Die Vertreter der Religionsgemeinschaften Österreichs seien sich dessen bewusst, dass das Recht auf freie Religionsausübung ein hohes Gut darstellt, das so keineswegs selbstverständlich ist, sagte Erzbischof Lackner in seinem Grußwort. In zahlreichen anderen Ländern würden Menschen aufgrund ihrer religiösen Einstellung verfolgt, so Lackner: "Wir sind davon überzeugt, dass dies nicht nur ein schweres Unrecht gegen die Würde des Einzelnen ist, sondern auch zum Schaden der ganzen Gesellschaft geschieht.
Der Erzbischof zitierte den polnischen Philosophen Leszek Kolakowski: "Offensichtlich können Einzelne hohe moralische Standards aufrechterhalten und zugleich areligiös sein. Dass auch Zivilisationen das können, bezweifle ich." Religionen stellten einen Sinnhorizont zur Verfügung, der sich stimulierend und motivierend auf das moralische Verhalten auswirken kann, wies Lackner hin. Außerdem befreie ein religiöser Horizont von Bindungen an Begrenztes und übernehme damit eine kritisierende Funktion gegenüber innerweltlichen Ungerechtigkeiten.
"Wenn eine ganze Gesellschaft daher jegliche religiöse Rückbindung verliert, die Verbindung mit einem gleichsam unterirdischen Glaubensstrom, dann wird auch der einzelne jene hohen Standards in seiner Lebensführung nicht aufrecht zu erhalten vermögen", sagte der Salzburger Erzbischof wörtlich und weiter: "Zwischen uns allen, die wir hier versammelt sind, besteht Konsens darüber, dass wir die Verbreitung des Guten zum Wohle aller Menschen unseres Landes unterstützen wollen." Freilich: Das Gute liege für niemanden immer ohne weiteres auf der Hand. In vielen Situationen müsse man sich erst in gesellschaftlichen und religiösen Debatten darüber im Klaren werden, was nun das Gute konkret sei. In diesem Sinne sei auch das gute Miteinander und der ständige Dialog bzw. Diskurs zwischen staatlichen Stellen und Religionsgemeinschaften so wichtig, betonte Lackner.
Der Erzbischof hatte in Vertretung von Kardinal Christoph Schönborn, der sich nach seiner Krankheit auf Kur befindet, das Wort ergriffen. Kanzlerin Bierlein übermittelte dem Vorsitzenden der Bischofskonferenz die besten Genesungswünsche. Erzbischof Lackner bedankte sich im Namen aller Religionsgemeinschaften Österreichs für den guten Austausch, der mit den öffentlichen Stellen besteht. "Diese positive Gesprächskultur trägt maßgeblich dazu bei, dass wir uns als Religionsgemeinschaften in verschiedenen Bereichen des öffentlichen Lebens in Österreich konstruktiv einbringen, Impulse geben können und zugleich wertvolle Anregungen für unsere eigenen Entscheidungsprozesse erhalten", sagte Lackner.