"Knausrigkeit ist nicht die Haltung, die Jesus gefällt. Denn am Ende des Lebens müssen wir alles zurücklassen", so Kardinal Christoph Schönborn.
"Knausrigkeit ist nicht die Haltung, die Jesus gefällt. Denn am Ende des Lebens müssen wir alles zurücklassen", so Kardinal Christoph Schönborn.
Gedanken zum Evangelium von Kardinal Christoph Schönborn, am Sonntag, 18. September 2016 (Lk 16, 1-13).
Viel, allzu viel im unserem Leben dreht sich ums liebe Geld. Die meisten Menschen haben davon zu wenig, wenige sind es, die davon viel zu viel haben. Allen ist uns gemeinsam, dass die Sorge um das Geld in unserem Leben einen großen Platz einnimmt. Das ist nicht neu. Das war zur Zeit Jesu nicht anders. Kein Wunder, dass deshalb Jesus oft vom Geld spricht. Er warnt davor, dass es unser Gott wird, und er gibt praktische Hilfen, wie wir nicht zu Sklaven des Geldes werden, obwohl wir es brauchen: "Ihr könnt nicht beiden dienen, Gott und dem Mammon."
Die Lebensregeln Jesu sind immer sehr anschaulich. Er verpackt sie in Geschichten, Gleichnissen. Er erzählt von einem, der seinen Job verliert und arbeitslos wird. Der Mann überlegt, wie er weiterleben kann, wenn er ohne Arbeit dastehen wird. Arbeitslosengeld gab es damals noch nicht. "Was soll ich jetzt tun?" Nüchtern schätzt er seine Möglichkeiten ein: "Zu schwerer Arbeit tauge ich nicht, und zu betteln schäme ich mich." Also sucht er einen anderen Weg, um als Arbeitsloser gut durchzukommen.
Immer schon haben die Abgaben eine große Belastung dargestellt. Heute sind es die Steuern, die immer mehr vom eigenen Budget verschlingen. Früher waren es die Anteile der Ernte, die die Bauern an den Grundherrn abliefern mussten. Der schlaue Verwalter macht sich Freunde bei den Pächtern, indem er sie ihre Schuldscheine abändern lässt. Er schädigt zwar seinen reichen Chef, hilft aber damit den Bauern, die unter der Last der Abgaben stöhnen.
Wieso wird der Verwalter für diesen offensichtlichen Betrug auch noch gelobt? Will Jesus uns damit schockieren? Die Antwort gibt er selber: "Die Kinder dieser Welt sind im Umgang mit ihresgleichen klüger als die Kinder des Lichtes." Der schlaue Verwalter "hat es sich gerichtet", hat gut für alle Fälle vorgesorgt.
Empfiehlt Jesus deshalb den Betrug? Redet er der Korruption das Wort? Im Gegenteil! Er weiß, aus eigener Erfahrung, dass das beste Geschäftsmodell die Zuverlässigkeit und damit die Zufriedenheit der Kunden ist.
Echter Erfolg beruht immer auch auf Großherzigkeit. Der betrügerische Verwalter war sehr großzügig, freilich nicht mit seinem eigenen Besitz, sondern mit dem seines Chefs. Wer kleinlich nur an seinem Geld hängt, nie ein Herz für andere hat, dem wird das Geld zum Götzen. Knausrigkeit ist nicht die Haltung, die Jesus gefällt. Denn am Ende des Lebens müssen wir alles zurücklassen. In die "ewigen Wohnungen" kommen wir nicht mit einem dicken Portmonee, sondern mit den guten Taten, die wir in diesem Leben mit dem "lieben Geld" getan haben.
In jener Zeit sagte Jesus zu den Jüngern: Ein reicher Mann hatte einen Verwalter. Diesen beschuldigte man bei ihm, er verschleudere sein Vermögen. Darauf ließ er ihn rufen und sagte zu ihm: Was höre ich über dich? Leg Rechenschaft ab über deine Verwaltung! Du kannst nicht länger mein Verwalter sein. Da überlegte der Verwalter: Mein Herr entzieht mir die Verwaltung. Was soll ich jetzt tun? Zu schwerer Arbeit tauge ich nicht, und zu betteln schäme ich mich. Doch - ich weiß, was ich tun muss, damit mich die Leute in ihre Häuser aufnehmen, wenn ich als Verwalter abgesetzt bin. Und er ließ die Schuldner seines Herrn, einen nach dem andern, zu sich kommen und fragte den ersten: Wie viel bist du meinem Herrn schuldig? Er antwortete: Hundert Fass Öl. Da sagte er zu ihm: Nimm deinen Schuldschein, setz dich gleich hin, und schreib „fünfzig“. Dann fragte er einen andern: Wie viel bist du schuldig? Der antwortete: Hundert Sack Weizen. Da sagte er zu ihm: Nimm deinen Schuldschein, und schreib „achtzig“. Und der Herr lobte die Klugheit des unehrlichen Verwalters und sagte: Die Kinder dieser Welt sind im Umgang mit ihresgleichen klüger als die Kinder des Lichtes. Ich sage euch: Macht euch Freunde mit Hilfe des ungerechten Mammons, damit ihr in die ewigen Wohnungen aufgenommen werdet, wenn es mit euch zu Ende geht. Wer in den kleinsten Dingen zuverlässig ist, der ist es auch in den großen, und wer bei den kleinsten Dingen unrecht tut, der tut es auch bei den großen. Wenn ihr im Umgang mit dem ungerechten Reichtum nicht zuverlässig gewesen seid, wer wird euch dann das wahre Gut anvertrauen? Und wenn ihr im Umgang mit dem fremden Gut nicht zuverlässig gewesen seid, wer wird euch dann euer wahres Eigentum geben? Kein Sklave kann zwei Herren dienen; er wird entweder den einen hassen und den andern lieben, oder er wird zu dem einen halten und den andern verachten. Ihr könnt nicht beiden dienen, Gott und dem Mammon.
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