Demokratien und Freiheit seien mit der Bereitschaft verbunden, dafür einen Preis zu bezahlen, so Kardinal Schönborn.
Demokratien und Freiheit seien mit der Bereitschaft verbunden, dafür einen Preis zu bezahlen, so Kardinal Schönborn.
Wiener Erzbischof bei Messe für den in der Karwoche verstorbenen Friedenspolitik-Pionier Ernst Florian Winter.
Kardinal Christoph Schönborn hat am Donnerstagabend, 1. Mai 2014, im Wiener Stephansdom an die Notwendigkeit einer Fundierung der Demokratie in Gewissen und Glauben erinnert. Er zitierte die Tageslesung mit dem Wort von Petrus vor dem Hohen Rat - "Man muss Gott mehr gehorchen als den Menschen" (Apg 5,29) - und den Ausspruch des deutschen Verfassungsrechtlers Ernst-Wolfgang Böckenförde - "Der freiheitliche, säkularisierte Staat lebt von Voraussetzungen, die er selbst nicht garantieren kann". Der Wiener Erzbischof äußerte sich bei einer Messe für den in der Karwoche verstorbenen Friedenspolitik-Pionier Prof. Ernst Florian Winter (1923-2014).
Demokratien und Freiheit seien mit der Bereitschaft verbunden, dafür einen Preis zu bezahlen, so Schönborn. Das Leben von Ernst Florian Winter und seiner Familie sei davon geprägt gewesen, dass "sie den Preis dafür gezahlt haben, dass sie das Wort vom Gehorsam Gott gegenüber ernst genommen haben". Dass es dabei um einen "großen geistigen Kampf" gehe, habe Winter durch sein Leben gezeigt.
Winter, mit dem der Kardinal viele Jahrzehnte befreundet war, habe vieles "als Demütigung hinnehmen" müssen, "aber die Freude hat ihm nie gefehlt". Die große Lehre, die das Leben von Ernst Florian Winter gebe, ist laut Schönborn folgende: "Gehorsam Gott gegenüber gibt Freiheit. Nicht Bequemlichkeit, nicht einen leichten Weg, aber Freiheit."
Kardinal Schönborn sagte, dass Ernst Florian Winter, der mit seinen Eltern und Geschwistern vor den Nationalsozialisten in die USA geflohen war, wie schon sein politisch engagierter Vater Ernst Karl Winter "immer an Österreich geglaubt hat". "Für mich ist Ernst Florian ein Zeuge dafür, wie man christlicher Patriot sein kann: Nicht als Nationalist, nicht durch Vergötzung der Nation, erst recht nicht der Rasse oder der eigenen Identität."
Der Wiener Erzbischof wies auf das Fest des heiligen Florian am 4. Mai hin. Winter wollte am Florianitag als erster Soldat der amerikanischen Armee in Österreich sein, "zur Befreiung des Landes". "Am Florianitag ist er nach Österreich gekommen, und fast wieder zu Floriani nehmen wir Abschied von ihm", sagte Schönborn.
"ORF Salzburg" berichtete in einer Würdigung Winters, dass der spätere Politikwissenschafter und Diplomat jener Mann war, "der Anfang Mai 1945 als erster US-Soldat seinen Fuß ins Innviertel und wenig später nach Salzburg setzte". Ernst Florian Winter sei auch über seine Ehe mit Johanna Trapp ("Sound of Music") mit Salzburg verbunden gewesen.
Winter sei vor wenigen Jahren mit dem Politikwissenschafter Andreas Maislinger und der Salzburger ORF-Redaktion auf seiner Original-Route des Kriegsendes (1945) durch das Innviertel und Salzburg gefahren. Winter hatte einen Auftrag des amerikanischen Generals George S. Patton zu erfüllen, für dessen Stab er auch als Geheimdienst-Offizier gearbeitet hatte. Das kleine Team sollte in Gundertshausen den ersten behelfsmäßigen Gefechtsstand in Österreich gegen SS und Wehrmacht vorbereiten. Der Ort und das Gebäude waren aufgrund von Fotos ausgewählt worden, die amerikanische Aufklärungsflieger geliefert hatten. Winter war bereits im Juni 1944 bei der alliierten Invasion in der Normandie ("D-Day") und bei der Befreiung von NS-Todes- und Konzentrationslagern dabei gewesen.
Kardinal Schönborn
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