Der Vatikan beteilige sich derzeit sehr stark an den großen Fragen der internationalen Politik, sagte der österreichische Vatikanbotschafter Alfons Kloss.
Der Vatikan beteilige sich derzeit sehr stark an den großen Fragen der internationalen Politik, sagte der österreichische Vatikanbotschafter Alfons Kloss.
Österreichischer Botschafter beim Heiligen Stuhl: "Brückenbauen, Dialog-Suchen und auf Konsens ausgerichtetes Vermitteln ist 'raison d'etre' der vatikanischen Diplomatie".
Die Botschafter Österreichs und Deutschlands beim Heiligen Stuhl haben die Friedensdiplomatie des Vatikan gelobt. Der Vatikan beteilige sich derzeit sehr stark an den großen Fragen der internationalen Politik, sagte der österreichische Vatikanbotschafter Alfons Kloss am Sonntag, 2. August 2015, im Gespräch mit "Radio Vatikan". "Das Brückenbauen, das Dialog-Suchen, das auf Konsens ausgerichtete Vermitteln ist in der vatikanischen Diplomatie so etwas wie die raison d'etre", sagte Kloss.
Die deutsche Botschafterin Annette Schavan lobte in dem Doppelinterview, die vatikanische Friedensdiplomatie sei langfristig angelegt und eine im besten Sinn politische Diplomatie. Papst Franziskus bezeichnete sie als einen moralischen Kompass und "unglaublich ermutigend für viele". "Er gehört nicht zu einer Partei, nicht zu einer Nation, nicht zu einer Region der Welt, er spricht nicht aus diesem oder jenem Interesse heraus, sondern im Verständnis der Welt als über den Parteien stehend", so Schavan.
Als Beispiel nannte Schavan die jüngste Umwelt-Enzyklika des Papstes. Das Lehrschreiben "Laudato si" rege auch zu kritischen Rückfragen und Diskussionen an, bei vielen seiner Aussagen bestehe aber ein Konsens zwischen Wissenschaft, Politik und Kirche. Kloss sprach mit Blick auf die anstehenden internationalen Gipfeltreffen in New York und Paris von einem kräftigen Zeichen. Franziskus sei "eine Stimme, die in der Form von nirgendwo mit dieser Kraft hätte kommen können".
Schavan lobte die päpstliche Kritik an den bisherigen Ergebnissen der globalen Umweltgipfel als "Provokation im besten Sinn". Die internationalen Organisationen arbeiteten längst nicht so effizient wie gewünscht. Es sei kritisch zu fragen, ob die verantwortlichen Gremien ihren Aufgaben gerecht würden.
Schavan betonte außerdem die Bedeutung der katholischen Kirche für die kulturelle Prägung Europas und der Welt. Ohne ein Verständnis von christlicher Tradition lasse sich die Welt nicht verstehen. Aus Sicht Schavans kann die Außenpolitik von Staaten deshalb nicht auf religiöse Kompetenz verzichten.