Erich Leitenberger war langjähriger Kommunikationschef der Erzdiözese Wien und "Kathpress"-Chefredakteur. Nun ist er Sprecher des Ökumenischen Rates der Kirchen in Österreich.
Erich Leitenberger war langjähriger Kommunikationschef der Erzdiözese Wien und "Kathpress"-Chefredakteur. Nun ist er Sprecher des Ökumenischen Rates der Kirchen in Österreich.
Sprecher des Ökumenischen Rates der Kirchen: Havanna ist "neutraler Boden" für Papst Franziskus und Patriarch Kyrill und Ort mit vielen Botschaften.
Das Treffen zwischen Papst Franziskus und Patriarch Kyrill in Havanna "bedeutet Diplomatie vom Feinsten". Zu diesem Urteil kommt der Sprecher des Ökumenischen Rates der Kirchen in Österreichs (ÖRKÖ), Erich Leitenberger, in einem Beitrag für die aktuelle Ausgabe der Wochenzeitung "Die Furche".
Der Ostkirchenexperte begründet sein Urteil mit der symbolträchtigen Ortswahl für das erste Treffen eines katholischen Papstes mit einem russisch-orthodoxen Kirchenoberhaupt und mit der gekonnten Vorbereitung des Treffens. Dass bei der einjährigen Vorbereitung "nichts nach außen drang, spricht dafür, dass beide Diplomatien - die des Heiligen Stuhls und die des Moskauer Patriarchats - ihr Handwerk verstehen, wenn es darauf ankommt", so Leitenberger.
Insgesamt trage der ganze Vorgang "unverkennbar die Handschrift von Papst Franziskus", weil dieser zu einem Treffen mit Kyrill "an jedem gewünschten Ort und zu jedem gewünschten Zeitpunkt" bereit gewesen sei. Der Sprecher der Stiftung "Pro Oriente" würdigte auch die Rolle des mit der Vorbereitung auf russisch-orthodoxer Seite beauftragten Leiter des Außenamtes: Mit Metropolit Hilarion (Alfejew), der auch einige Jahre in Wien gewirkt hatte, habe Rom einen "kongenialen Verhandlungspartner gehabt".
Mit der Wahl von Havanna für das Treffen seien zudem mehrere Botschaften gebündelt, führt Leitenberger weiter aus. Der Ort für das Gipfeltreffen erinnere nicht nur an den großen diplomatischen Erfolg des lateinamerikanischen Papstes bei der politischen Annäherung zwischen Kuba und den USA. Von Havanna aus erreiche man mit den beiden Weltsprachen Englisch und Spanisch den amerikanischen Doppelkontinent. Zugleich werde der dynamischen "Kirche des Südens" symbolisch die Hand gereicht, zumal es Ausgangspunkt für die Weiterreise des Papstes nach Mexiko und des Patriarchen nach Paraguay und Brasilien ist.
Vor allem erfülle Havanna für eine historische Begegnung die Vorbedingung, ein kirchengeschichtlich und ökumenisch "neutraler Boden" zu sein. Demgegenüber seien in Europa alle "neutralen" Orte durch die Erinnerung an die konfessionellen Auseinandersetzung belastet. "Das mag mit dazu beigetragen haben, dass das 1997 geplante und schon bis ins Detail vorbereitete Treffen zwischen Papst Johannes Paul II. und Patriarch Aleksij II. in Heiligenkreuz nicht zustande kam", erinnerte der frühere Kommunikationschef der Erzdiözese Wien und "Kathpress"-Chefredakteur.