Advent und Weihanchten in unseren Pfarren, auch im Lockdown.
Advent und Weihanchten in unseren Pfarren, auch im Lockdown.
Adventkranzsegnung, Rorate Messen, Adventmärkte, die Christmette, die Krippenspiele und vielleicht gemeinsames Weihnachtsliedersingen in der Kirche – gerade im Advent und zu Weihnachten ist das Pfarrleben besonders reich und stimmungsvoll.
Aber in diesem Jahr sieht das alles ein wenig anders aus. Der erste Adventsonntag fällt mitten in den 2. Lockdown. In unseren Pfarren machen sich die Menschen trotzdem oder gerade deswegen Gedanken, was im Advent und sogar zu Weihnachten möglich sein könnte. Andrea Harringer vom SONNTAG hat sich für Sie in der Erzdiözese Wien umgehört.
Pfarre St. Othmar, Wien 3: Seit Wochen schon machen sich Dariusz Schutzki, Pfarrer in St. Othmar und Bischofsvikar des Vikariates Wien Stadt und seine Pfarrmitglieder Gedanken über Advent und Weihnachten. „Es ist doch so, dass wir in alle der Unsicherheit, eine Sicherheit haben“, sagt er als wir ihn nach den Wünschen und Hoffnungen der Pfarre St. Othmar in diesem Jahr fragen: „Und das ist: Der Advent wird kommen und Weihnachten ebenso. Und wir wollen als Pfarre, als Kirche da präsent sein.“ Die vergangenen Wochen und Monate hätten ihm überdeutlich gezeigt, dass die Menschen Trost, das Gefühl der Sicherheit und Geborgenheit brauchen, so Dariusz Schutzki: „Und gerade das finden sie in den Kirchen, im Gebet – das ändert auch das Abstand-Halten und Mund-Nasen-Schutz-Tragen nicht. “
Für den Advent gibt es deshalb in der Pfarre St. Othmar – mit aller Vorsicht und Achtsamkeit – verschiedenste spezielle Ideen, die vor allem „Hoffnung, Kraft und Geborgenheit vermitteln“ sollen, sagt Dariusz Schutzki. Die Kirche wird in St. Othmar, so wie auch sonst – jeden Tag offen sein, es soll Musik gespielt werden und viele Kerzen brennen. Stimmungsvoll solle es sein, ein Ort an den man gerne geht und von dem man auch „ein gutes Gefühl für die Seele mitnehmen kann“, sagt Dariusz Schutzki.
Außerdem gibt es die Idee, Familien, die im Pfarrgebiet leben oder hier in die Kirche gehen, Impulse in die Hand zu geben, wie sie diese besondere Zeit zu Hause miteinander feiern können. „Schön wäre auch ein ,großer‘ Adventkalender rund um die Kirche – bei dem jeden Tag in einem anderen Haus zu einer bestimmten Stunde eine Kerze ins Fenster gestellt wird“, erzählt Dariusz Schutzki. Geplant ist auch, dass ab dem 1. Adventsonntag über die Sozialen Medien der Pfarre ein Video-Impuls gesendet wird. „Den Adventmarkt haben wir schweren Herzens abgesagt“, sagt Darius Schutzki.
Für den 24. Dezember überlegt man in St. Othmar zwischen 10.00 Uhr und 20.00 Uhr jede Stunde eine Krippenandacht zu machen – damit man die Besucherzahlen pro Feier klein halten kann. In welcher Form die Mette gefeiert werden kann, ist derzeit unklar. „Aber ich glaube fest daran, dass wir in all diesen Planungen nicht alleine sind“, sagt Dariusz Schutzki: „Der hl. Geist ist bei uns und wirkt.“
Möglichst viel möglich machen, möchte auch die Pfarre Korneuburg in Zeiten von Corona. „Vieles, was bei uns Tradition hat – wie Adventmarkt, Adventkonzert oder den Punschstand der Jugend – können wir zwar nicht machen“, sagt Pfarrer Stefan Koller: „aber wir versuchen zu machen, was geht.“ Die Hoffnung sei groß, dass die Pfarre auf die Tradition der Roratemessen nach dem Lockdown nicht verzichten muss – „nur das übliche Frühstück wird auf alle Fälle ausfallen müssen“, sagt Pfarrer Stefan Koller.
Eine Kindermette und eine Christmette hofft die Pfarre Korneuburg am Hauptplatz vor dem Rathaus feiern zu können.
Etwas Besonderes hat sich die Pfarre für den Advent ausgedacht: „Im Vorfeld gestalten wir eine Weihnachtskarte mit dem Hinweis auf das hoffentlich stattfindende Gottesdienstangebot zu den Feiertagen. Das haben wir zwar auch schon in den letzten Jahren gemacht. Diesmal erweitern wir diese Karte aber und drucken einen Vorschlag für eine Feier unter dem Christbaum dazu.“ Wenn Gottesdienste stattfinden können, sollen jene, die kommen, auch ermuntert werden, den daheimgebliebenen kränklichen oder älteren Verwandten besonders zu den Weihnachtstagen die Kommunion nach Hause zu bringen. „Verbundenheit in der Eucharistie“, wie Stefan Koller es ausdrückt.
„Mein Arbeit ist derzeit vor allem von einem Wort geprägt“, erzählt Christian Maresch, Pfarrer in Altsimmering, Wien 11: „Voraussichtlich.“ Zwei Kirchen stehen in seinem Pfarrgebiet – St. Laurenz und St. Josef – die besonders im Advent und zu Weihnachten ein Ort der Festlichkeit, der stimmungsvollen Musik, des gemeinsamen Gebets und des geselligen Beisammenseins sind. „Viel von dem, was bei uns Tradition hat, kann heuer nicht stattfinden – das Adventsingen am 3. Adventsonntag etwa“, sagt Christian Maresch: „Aber ich will da gar nicht jammern – so ist es heuer nun mal und wir sind gefragt, möglich zu machen, was geht.“
Flexibilität, Spontanität und Kreativität seien dabei sicherlich das Gebot der Stunde. „Die Rorate hoffen wir mit Mund-Nasen-Schutz und Abstand, aber sonst wie gewohnt feiern zu können. Was allerdings ausfallen muss, ist das Frühstück danach – das ist enorm schade, aber ich sehe keine Möglichkeit, wie wir das in den momentanen Zeiten hinkriegen sollten.“ Wie auch in der Karwoche und zu Ostern wird in Altsimmering versucht werden, Gottesdienste im Internet zu übertragen. „Ich habe da sehr engagierte junge Leute und wir werden sehen, wie es gehen wird“, sagt Christian Maresch.
Da man via Internet aber nicht alle Menschen erreichen kann, wird es auch ein Pfarrblatt geben, das sich speziell dem adventlichen und weihnachtlichen Programm widmen wird. Am 24.12. hofft Christian Maresch einen Besuch bei der Krippe möglich machen zu können. „Das hat bei vielen Tradition“, sagt er: „Um allzu langen Kontakt zu vermeiden und Abstand zu ermöglichen, überlegen wir St. Laurenz ab 14.30 aufsperren und bis 17.00 offen zu halten und die Menschen mit einem Einbahnsystem durch die Kirche zu ,leiten‘“, sagt Christian Maresch. Die Orgel soll während dieser Zeit spielen und so weihnachtliche Stimmung verbreiten. Wenn es ein Licht von Bethlehem gibt, soll das auch heuer in der Kirche abgeholt werden können. „Und auch in St. Josef versuchen wir einen Krippenbesuch in dieser Art zu ermöglichen. Die Zeiten dafür müssen wir noch festlegen. Vielleicht wird es ja auch möglich sein, einen weihnachtlichen Stationenbetrieb für Familien mit der Jungschar aufzubauen.“
Auch in St. Elisabeth, eine Teilgemeinde der Pfarre zur frohen Botschaft, Wien 4 macht man sich seit mehreren Wochen sehr konkrete Gedanken, wie der Advent, wie Weihnachten wird ablaufen können. Um der „Sehnsucht der Menschen, die gerade in diesen Tagen spürbar wird, entgegenzukommen, müssen wir heuer besonders kreativ sein und uns trauen, etwas Neues zu machen“, zeigt sich Pfarrer Gerald Gump überzeugt: „Wir haben deshalb die Idee eines Stationengottesdienstes in und rund um die Kirche. Die andere Idee ist ,Pop-up‘-Gottesdienste zu machen: Wir überlegen durch die Straßen des Pfarrgebietes zu ziehen und an verschiedenen öffentlichen Orten einen kurzen Gottesdienst zu feiern.“ Bei beiden Ideen wären die Menschengruppen viel kleiner, Abstände könnten eingehalten werden – „und wir sind trotzdem zusammen – in körperlicher Distanz, aber in sozialer Nähe und Verbundenheit“, sagt Gerald Gump.
Die Kirche werde dazu im Advent auch die ganze Zeit offen sein: „Das ist sowieso eine Selbstverständlichkeit“, sagt Gerald Gump: „Aber ich denke im Advent und zu den Weihnachtsfeiertagen noch wichtiger. Jeder, der möchte, soll hereinkommen und kurz innehalten können.“ Geplant ist außerdem eine Herbergssuche per Brief. Vielleicht auch – so wie schon in der Fastenzeit – ein regelmäßiger Videoimpuls auf der Pfarrhomepage. „Weihnachten ist das Fest der Nähe. In diesem Fest kommt Gott zu jedem einzelnen Menschen“, sagt Gerald Gump und genau diese Nähe gelte es besonders heuer spürbar zu machen. „Auf jede erdenkliche Art und Weise.“
„2020 ist ein sehr spezielles Jahr“, sagt auch Thomas Marosch, Pfarrer in der „Passionsspielgemeinde“ Kirchschlag und in Bad Schönau in der Buckligen Welt: „Aber ich versuche damit gar nicht lange zu hadern, sondern realistisch zu bleiben, offen auf alles zuzugehen und es anzunehmen, wie es ist. Schließlich hat uns Gott das doch beigebracht – das es nicht immer nur großartige Zeiten gibt, sondern dass es manchmal auch schwierig ist.“ Taufen, Erstkommunion und Firmung habe man bereits verschoben. Gruppenstunden gebe es derzeit auch nicht.
„Aber im Advent und zu Weihnachten – da hoffen wir dann doch, dass wir etwas machen können: Die Metten haben wir bereits verdoppelt, damit kleinere Gruppen miteinander feiern können. Die Krippenandacht würden wir im Passionsspielhaus machen – da ist viel Platz. Wenn es die Maßnahmen zulassen, möchte ich gerne so viele Möglichkeiten Gottesdienst zu feiern anbieten, wie möglich“, sagt Thomas Marosch.
Die Erfahrung der vergangenen Monate habe ihm gezeigt, dass „gerade die Eucharistiefeier den Menschen hier wirklich wichtig ist.“ Für alle die nicht kommen wollen oder können, möchte Thomas Marosch Weihnachtsgottesdienste auch via Livestream feiern.
„Gerade in diesem Jahr dürfen wir im Advent und zu Weihnachten nicht die Hände nicht in den Schoß legen und sagen ,Es geht eh nix‘“, sagt Pfarrer Karl Engelmann, Pfarrer der Pfarre Hernals, Wien 17: „Weihnachten ist das Fest der Menschwerdung und es ist unsere Pflicht als Kirche die Menschen ganz besonders im Blick zu haben und ihnen zu zeigen, dass sie nicht alleine sind. Gleichzeitig haben wir eine Verantwortung nicht aus Leichtsinnigkeit Cluster entstehen zu lassen.“
In Hernals sind deshalb heuer viele kleinere Aktionen geplant, um große Menschenansammlungen zu vermeiden. „Die Rorate Messen hoffen wir ganz normal feiern zu können – natürlich mit allen Regeln, die zu diesem Zeitpunkt vorgeschrieben sein werden“, sagt Pfarrer Karl Engelmann. „Wir werden das 1. Mal direkt am Bartholomäusplatz einen Christbaum aufstellen. Und wohl auch an den Adventsonntagen eine Videobotschaft über unsere Homepage verbreiten.“
Die Weihnachtsfeierlichkeiten wie die Krippenandacht selbst soll am Platz vor der Kirche stattfinden bzw. in der Kirche stattfinden und akustisch und bildlich auf den Platz übertragen werden – „wenn es erlaubt sein wird. Wir sind da mit der MA 46 noch im Gespräch.“ Eine andere Möglichkeit wäre es, mehrere kleinere Weihnachtsandachten in der Kirche oder auf dem Platz zu machen, so Pfarrer Engelmann.
„Es ist uns als Pfarre enorm wichtig, mit all unseren Angeboten Schritte gegen die Einsamkeit zu setzen – und das nicht nur bei älteren Menschen.“ Natürlich sei das auch ein Drahtseilakt – aber eben auch alternativlos. „Wenn ich ehrlich bin, dann erschweren die Maßnahmen meinen Alltag schon auch – allein der Mund-Nasen-Schutz etwa geht mir wirklich auf die Nerven, aber natürlich trage ich ihn – und das aus Überzeugung. Und ich sage mir jeden Tag vor: Es ist derzeit nun einmal so und es wird auch wieder anders werden.“
Vielfältige Pläne und die große Hoffnung, dass sie auch umgesetzt werden können, prägen auch die Pläne für Advent und Weihnachten in St. Johann Nepomuk, Wien 2. „Wir wollen einen Online Adventkalender inklusive Weihnachtsfestkreis gestalten“, sagt Pfarrer Konstantin Spiegelfeld: „Mehrere Gemeindemitglieder, Pastoralassistentinnen, Diakone und Priester stellen einen täglichen Impuls zusammen. Dazu nehmen sie einen oder mehrere Verse aus der Tageslesung, formulieren dazu einen kurzen Impuls, ein Gebet und suchen ein passendes Foto.“ Der Adventkalender und die täglichen Impulse werden dann in den Schaukästen sichtbar sein und auf der Homepage und auf Facebook abruf- und anschaubar.
Mehr als ein Monat lang arbeitet die Pfarre Baden St. Stephan bereits an einem Konzept für Advent und Weihnachten. Wichtig ist Pfarrer Clemens Abrahamovicz, dass sich die Leute bei ihm in der Kirche sicher fühlen. „Die Menschen sollen wissen, dass wir uns an die Regeln halten und im Rahmen dieser das versuchen möglich zu machen, was geht.“
Für die Christmetten und die Kinderkrippenfeiern werden deshalb seit dem 10. November Zählkarten ausgegeben. „So können wir die Größe der Gruppe überblicken und jeder hat damit auch einen so corona-sicheren Sitzplatz wie möglich“, sagt Clemens Abrahamovicz. Sollten die Maßnahmen das alles nicht zulassen oder noch einmal verschärft werden, dann müsse er eben improvisieren. „Das geht aber dann auch ganz bestimmt“, zeigt er sich optimistisch und zuversichtlich. Außerdem plant er – wie auch schon im Lockdown im Frühling – einen Livestream einiger Gottesdienste zu machen.
Auch die geistlichen Video-Impulse, die er seit dem 20. März jeden Tag über Facebook und Youtube verbreitet, werden im Advent natürlich weiterlaufen. „Dass die Kirche offen ist und jeder, der möchte hereinkommen kann, ist sowieso selbstverständlich“, sagt Clemens Abrahamovicz: „Vielleicht werden wir im Advent auch stimmungsvolle Musik im Hintergrund laufen lassen.“ Und über allem stehe sowieso, dass der physische Abstand zwar notwendig sei, ein sozialer, mentaler, spiritueller oder seelischer Abstand aber nicht.
„Möglichst viel weihnachtliche Normalität“, versucht auch Helmut Klauninger, Pfarrer von Gänsendorf für und mit seiner Gemeinde herzustellen. Die Kirche werde „so wie auch sonst“ jeden Tag offen für all jene, die einen Moment der Ruhe und des Gebetes suchen. Auch die Krippe wird in der Kirche aufgestellt sein – allerdings an einem anderen Platz, um Abstand zwischen den Besuchern zu ermöglichen.
Am 24.12. hofft man, eine interaktive Krippenfeier machen zu können. „Wir haben uns überlegt, einen Stationenbetrieb für Familien mit Kindern zu machen, bei dem es allerhand weihnachtliche Aufgaben zu erfüllen geben wird“, so Helmut Klauninger. Allerdings müsse man abwarten, welche Maßnahmen bis dahin gelten werden. Und es soll auch ein Feierheft geben mit Ideen, wie man Weihnachten zu Hause in der Familie feiern kann. „Das Heft wird Lieder und Texte, aller Voraussicht nach auch Ausmalbilder und, oder einen Bastelbogen für eine Krippe beinhalten.“
Für die Christmette und das Weihnachts-Hochamt werden Zählkarten ausgeben werden. „Bei so großen Feiern geht das bei uns unter den momentanen Bedingungen fürchte ich nicht anders“, sagt Helmut Klauninger: „sollte die Nachfrage groß sein, werden wir – wenn die Zählkarten zu Ende sind – Alternativen anbieten.“ Weihnachte sei das Fest der Menschwerdung – dieser Aspekt sei ihm sehr wichtig und das bedeute für ihn als Pfarrer natürlich auch, soweit es geht ein Miteinander möglich zu machen. „Religion ohne Gemeinschaft – das geht eigentlich nicht. Und natürlich ist damit das, was wir machen können ein Notprogramm. Aber es ist jetzt nun mal, wie es ist. Und wir können davon ausgehen, dass es auch wieder anders werden wird.“