Antonia Keßelring erklärt, wie die Telefonseelsorge in Krisen Halt gibt und Menschen hilft, ihre innere Stärke wiederzufinden.
In der gestrigen Ausgabe von „Was ich glaube“ auf ORF 2 sprach Antonia Keßelring, die Leiterin der Telefonseelsorge Wien, über die besondere Bedeutung ihrer Arbeit in Krisenzeiten. Mit viel Einfühlungsvermögen erklärte sie, dass die Telefonseelsorge wie ein „Seismograph der Gesellschaft“ funktioniert: Wann immer eine Krise die Menschen bewegt – sei es die Corona-Pandemie, die Ukraine-Krise, das Attentat im November 2020 oder Naturkatastrophen wie Hochwasser – steigen die Anrufe schnell an. Dabei spiegeln die Gespräche oft die aktuelle Lage wider und werden für einige Tage von den Ereignissen dominiert.
Keßelring betonte, dass die Telefonseelsorge zwar nicht die Macht hat, Krisen wie Überschwemmungen zu verhindern oder aktiv in das Leben der Menschen einzugreifen, doch sie kann etwas ebenso Wertvolles bieten: ein offenes Ohr und ein offenes Herz. Sie beschrieb, wie wichtig es ist, den Anrufern Zeit, Verständnis und Aufmerksamkeit zu schenken. Oft geht es darum, gemeinsam das emotionale Durcheinander zu ordnen und den Menschen zu helfen, wieder „nach Hause“ zu sich selbst zu finden. So gewinnen sie die Kraft, die nächsten Schritte in ihrer persönlichen Krise zu gehen.
Sie zitierte Archimedes: „Gebt mir einen Angelpunkt und ich hebe die Welt aus den Angeln.“ Die Telefonseelsorge, so Keßelring, ist dieser Ankerpunkt – ein Ort der Geborgenheit, an dem die Seele zur Ruhe kommen kann, wenn das Leben stürmisch wird.