Demenz ist eine enorme Herausforderung für Betroffene und Angehörige. Die Caritas hilft.
Demenz ist eine enorme Herausforderung für Betroffene und Angehörige. Die Caritas hilft.
Derzeit leben in Österreich rund 130.000 Menschen mit Demenz. Bis 2050 rechnen Experten mit einer Verdoppelung der Erkrankungen. Beim „Langen Tag der Pflege“, den die Caritas am 7. Oktober veranstaltet,
bekommen Angehörige und Betroffenen Information aus erster Hand.
Vier Jahre ist es her. Da hat sich das Leben des 80-jährigen Feridoun Edalati von Grund auf verändert.
Damals wurde bei seiner Frau eine Demenzerkrankung diagnostiziert. Seither lassen Gedächtnisleistung und Denkvermögen seiner Frau kontinuierlich ab.
Derzeit sei sie in Pflegestufe 3, erzählt Feridoun Edalati. Das bedeutet, sie braucht mehr als 120 Stunden Unterstützung pro Monat (etwa vier bis fünf Stunden pro Tag), um den Alltag zu bewältigen.
Dass er seine Frau selber pflegt, solange es geht, ist für Edalati selbstverständlich. Auch wenn es nicht immer leicht ist.
Vor allem sehen zu müssen, wie jeden Tag etwas verloren geht, sei für ihn „dramatisch“. „Aber ich sag zu meiner Frau halt immer: Mit zunehmendem Alter verliert man an Muskel-, Seh- und Gedächtniskraft. Ich habe vieles verloren und du halt ein wenig mehr.“
Dass er in Pension ist und damit Zeit hat, sich um seine Frau zu kümmern, sieht er als großes Glück an. „Viele von Demenz Betroffene haben keinen pensionierten Ehemann zur Seite“, so Edalati:
„Dann müssen der Ehepartner oder die Kinder die Arbeit aufgeben, denn du kannst ja die Pflegebedürftigen nicht alleine daheim lassen – mit all den Gefahren, die da auf sie lauern“.
Rechtliche und finanzielle Unterstützung sowie praktische Hilfen seien hier wichtig.
Er selbst nehme die kostenlose psychosoziale Angehörigenberatung der Caritas in Anspruch, seine Frau besuche mehrmals pro Woche ein Tageszentrum der Caritas Socialis.
„Sie hat hier Gymnastik, Gedächtnistraining, Psychotherapie und Begegnung mit anderen Menschen, und auch für mich ist es eine enorme Hilfe: Ich habe Zeit für Erledigungen, und außerdem brauche auch ich Freiräume und kann und muss nicht rund um die Uhr an meiner Frau picken“, so Edalati.
Was er sich von der Gesellschaft wünscht? „Einen neuen Zugang zu Demenz und Alter“, so Feridoun Edalati ohne zu zögern: „Ein Zugang, der Menschen, die nicht mehr produktiv sein können, nicht abwertet.“
Derzeit sind in Österreich 130.000 Menschen von Demenz betroffen. Bis 2050 deuten die Prognosen auf einen Anstieg auf zwischen 235.000 und 290.000.
„Besondere Aufmerksamkeit“, verlangt Caritas-Präsident Michael Landau angesichts dieser Zahlen für dieses Thema. Die steigenden Zahlen machen Demenz künftig zu „einer der größten Herausforderungen für unsere Gesellschaft.
Und schon heute sind Demenzerkrankungen der häufigste Grund für Pflegebedürftigkeit“, so der Caritas-Präsident.
Betroffen seien aber nicht nur die Erkrankten selber. Auch die Angehörigen bräuchten gute Information, frühzeitig Hilfe und Entlastung.
Die Demenzstrategie der Bundesregierung „Gut leben mit Demenz“, die im vergangenen Jahr präsentiert wurde und die unter anderem den Ausbau mobiler Dienste und Tageszentren, mehr Beratung und Aufklärung sowie unterstützende Maßnahmen für pflegende Angehörige vorsieht, sei dafür bestimmt ein guter Schritt in die richtige Richtung gewesen.
Seither sei es jedoch recht „ruhig geworden“, bedauert Landau. Von den Ländern fordert er deshalb endlich Pläne für die Umsetzung der Demenzstrategie vom Bund die notwendigen Ressourcen bereitzustellen, die es möglich machen, dass qualifizierte Fachkräfte, Beratungs-, Unterstützungs- und Entlastungsdienste nicht nur auf Spenden und kurzfristige Projektmittel angewiesen sind.
Die Caritas der Erzdiözese Wien setzt im Herbst einen Schwerpunkt zum Thema Demenz. Informationsveranstaltungen sollen für ein „größeres Verständnis für Betroffene und Angehörige in der Gesellschaft“ sorgen.
Am „Langen Tag der Pflege“ am 7. Oktober von 10 bis 19 Uhr öffnen die Pflegewohnhäuser der Caritas Wien den ganzen Tag ihre Türen für alle – mit Beratung zu Demenz, Besichtigungsmöglichkeit und abwechslungsreichem Programm.
Umfassende Informationen zum Thema Demenz erhalten Angehörige und Betroffene auch über Informationsbroschüren und auf einer speziellen Website der Caritas zum Thema Pflege: www.caritas-pflege.at.
Langer Tag der Pflege
Die Pflegewohnhäuser der Caritas Wien öffnen den ganzen Tag ihre Türen für alle - mit Beratung, Besichtigungsmöglichkeit und abwechslungsreichem Programm.
Programm - download
Freitag 7. Oktober 2016, 10.00 bis 19.00 Uhr
Wo: Alle Pflegewohnhäuser der Caritas Wien
zum Thema Pflege: www.caritas-pflege.at.
weitere Informationen zu
T +43 (1) 512 60 63
E-Mail-Adresse: redaktion@dersonntag.at
Weitere Informationen zu "Der SONNTAG" die Zeitung der Erzdiözese Wien