Medial habe man den Eindruck gehabt, alles drehe sich bei der Synode um die Frage, ob das Zölibat aufgehoben wird oder nicht, merkte der Wiener Erzbischof kritisch an.
Medial habe man den Eindruck gehabt, alles drehe sich bei der Synode um die Frage, ob das Zölibat aufgehoben wird oder nicht, merkte der Wiener Erzbischof kritisch an.
Wiener Kardinal warnt vor fehlenden Konsequenzen aus Amazonien-Synode: "Noch haben wir Zeit, aber später ist zu spät".
Allerheiligen feiert die vielen unbekannten Menschen, die die Bergpredigt leben und damit einen "Schutzwall gegen das Böse bilden und die Welt im Lot halten". Diesen Heiligen sei es zu verdanken, dass das drohende Unheil aufgehalten werden kann, betonte Kardinal Christoph Schönborn bei der Allerheiligen-Festmesse im Wiener Stephansdom. Die Bibel sprechen immer wieder das Thema des Aufschubs und der Verzögerung an. "Gott gewährt noch eine Frist", laute die biblische Erfahrung, die auch für heute Gültigkeit habe, so der Kardinal im Blick auf die bedrängenden globalen Fragen, die zuletzt bei der Amazonien-Synode behandelt wurden.
Medial habe man den Eindruck gehabt, alles drehe sich bei der Synode um die Frage, ob das Zölibat aufgehoben wird oder nicht, merkte der Wiener Erzbischof kritisch an. Demgegenüber seien jedoch die drohende ökologische Katastrophe und ihre Konsequenzen für die dort Lebenden und die ganze Welt das eigentliche Hauptthema der Synode gewesen. "Ich finde das eigentlich empörend, dass man den Notschrei nicht hört oder nicht hören will", sagte der Kardinal. "Stirbt Amazonien, dann stirbt die ganze Welt", habe ein anerkannter Wissenschaftler bei der Synode betont. Dies betreffe genauso die Menschen in den Wohlstandszonen der Welt: "Die Bedrohung des größten Waldgebiets der Erde ist durch unseren Lebensstil gefährdet. Unser Lebensstil ist nicht zukunftsfähig", so der Kardinal, der mit den Worten eines anderen Synodenteilnehmers sagte; "Noch haben wir Zeit, aber später ist zu spät."
Vor diesem dramatischen Hauptaugenmerk hätten auch kirchliche Themen bei der Synode ihren Platz gehabt, wo es um die Seelsorge und der Fragen nach genügend Priestern dafür gegangen ist. In diesem Zusammenhang sei es dann auch berechtigt zu fragen, ob man bewährte Männer zur Priesterweihe zulassen soll, führte der Kardinal aus.
Zu Allerheiligen feiert die Kirche "Erntedank dafür, dass die Saat des Evangeliums aufgegangen ist und und reiche Frucht gebracht habt". Eine der schönsten Früchte des Evangeliums sei die Achtung und Wertschätzung für alle Menschen und das Engagement jener, die sich für Bedrohte einsetzen, schrieb der Kardinal in seiner Evangeliumsauslegung zum Hochfest in der "Kronen Zeitung". Der Wiener Erzbischof ging dabei erneut auf die Amazonien-Synode ein und erinnerte daran, dass die Kirche schon lange Vorkämpferin für die dort bedrohten Völker gewesen sei.
So habe etwa Papst Paul III. als Erster nach der Entdeckung und Eroberung Amerikas die Rechte der Indios verteidigt. Zwar sei dieser in seinem Leben zuerst alles eher als ein Heiliger gewesen, dennoch sei er in seinem Pontifikat (1534-1549) entschieden gegen die Versklavung und Verfolgung der Indios aufgetreten. Mit der Zeit sei dieser Papst immer mehr zu einem vorbildlichen Christen geworden und habe sich mit der Einberufung des Konzils von Trient für die notwendige Erneuerung der Kirche eingesetzt.
"Keiner kommt als Heiliger auf die Welt. Alle Heilige wurden es erst, oft nach Jahren der Irrwege und des Suchens. Aber niemand ist ausgeschlossen vom Weg der Heiligkeit", den man nur mit Gottes Hilfe gehen könne. Die acht Seligpreisungen in der Bergpredigt, dem Tagesevangelium zu Allerheiligen, seien daher acht Wege zur Heiligkeit, die Jesus den Menschen aufzeigt, so der Kardinal.
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