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07.09.2024 · Kardinal · Gedanken zum Evangelium

Jesus – der Therapeut

mit feundlicher Genehmigung des kunsthistorischen Museums Wien (KHM)

 

Gedanken von Kardinal Christoph Schönborn zum Evangelium vom 8. September 2024

Ich kann es mir nicht vorstellen, was es heißt, völlig taub zu sein. Inzwischen brauche ich zwar ein Hörgerät, aber ich kann dank dieses kleinen Wunderwerkes der Technik im Großen und Ganzen noch recht gut hören. War der Mann, den Jesus geheilt hat, von Geburt an taub? Oder ist er erst taub geworden, wie der von mit sehr geschätzte Maler Helmut Michael Berger (1925-2013), der erst mit 15 Jahren durch eine Meningitis völlig das Gehör verloren hat? Ich arbeite zur Zeit an einem Buch über diesen Künstler, der in seinen beeindruckenden Bildern das Trauma des Taubwerdens verarbeitet hat. Die Begegnung mit ihm und seinem Werk hat mir geholfen, etwas aufmerksamer und feinfühliger zu werden für das, was Taubheit bedeutet.


Feinfühlig und aufmerksam waren die Menschen, die den Taubstummen zu Jesus brachten, mit der Bitte, er möge ihm die Hand auflegen. Wer waren diese Leute? Was bewegte sie, so zu handeln? Was erhofften sie von Jesu körperlicher Berührung des Tauben? Auffallend ist, dass Jesus auf ihre Bitte hin dem Tauben gegenüber nur körperliche Gesten durchführt. Gehörlose verständigen sich untereinander durch die Gebärdensprache. Jesus spricht sie eindrucksvoll. Vier „Worte“ sagt er dem Taubstummen durch das, was er tut. Jedes ist von bewundernswerter Einfühlsamkeit.


Es beginnt damit, dass er ihn beseite nimmt, weg von der Menge. Er will ihn nicht zur Schau stellen. Es soll eine ganz persönliche Begegnung sein. Keine neugierigen Augen dürfen dabei stören. Jesu zweites „Wort“: Er berührt spürbar und doch ganz zart die tauben Ohren. Er legt behutsam seine Finger auf die „Wunde“. Durch die Taubheit hat der Mann nie sprechen können. Wie sollen wir Wörter bilden können, wenn wie sie nie hören? Mit seiner Zunge konnte der Taube nur stammeln. Das dritte „Wort“ in Jesu Gebärdensprache ist stark, fast anstößig: Er berührt die Zunge, die nur lallen kann, mit seinem eigenen Speichel. Dabei musste Jesus ihm ins Gesicht schauen. So kann er sein viertes „Wort“ sprechen, sein „Effata“, das „Öffne dich!“ Der Taube kann es ihm von den Lippen ablesen. Was es bedeutet, sieht er an den begleitenden Gesten. Jesus blickt zum Himmel auf. Ohne Worte sagt ihm Jesus, woher er Hilfe für ihn erbittet. Sein Seufzen drückt Mitgefühl aus. So öffnen sich die Ohren des Tauben und seine Zunge wird zum Sprechen befreit. Die Heilung löst bei den Zeugen ein Staunen „über alle Maßen“ aus.


Eine Frage drängt sich freilich auf: Was hilft das alles den Taubstummen von heute? Die Frage ist nicht neu. Schon damals hat Jesus nicht alle geheilt. Wunder geschehen auch heute. Sie bleiben die rare Ausnahme. Was will dann das heutige Evangelium sagen? Da ist zuerst die Haltung der Menschen, die den Taubstummen zu Jesus bringen. Ihr Mitgefühl ist schon ein Stück Heilung. Uns allen steht es offen, so einfühlsam wie Jesus mit Menschen umzugehen, die mit einer Behinderung leben müssen. Denken wir genug an die vielen Menschen, die in den Familien und in den Pflegeeinrichtungen tätig sind und sich tagein, tagaus (und oft nachts) wie selbstverständlich und liebevoll um die ihnen Anvertrauten sorgen? Danken wir ihnen dafür?


Jahrelang habe ich mich mit den Bildern von Helmut Michael Berger beschäftigt. Von ihm habe ich den Hinweis auf das Wichtigste. Das Trauma seines Taubwerdens hat ihn zu einer tiefen Beziehung zu Jesus und zu seinem Kreuz geführt. In ihm hat er den Therapeuten seines Traumas gefunden. Davon will er Zeugnis geben.
 

erstellt von: Kardinal Christoph Schönborn
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Evangelium vom 8.9.24

Markus 7,31-37

 

In jener Zeit verließ Jesus das Gebiet von Tyrus und kam über Sidon an den See von Galiläa, mitten in das Gebiet der Dekápolis. Da brachten sie zu ihm einen, der taub war und stammelte, und baten ihn, er möge ihm die Hand auflegen. Er nahm ihn beiseite, von der Menge weg, legte ihm die Finger in die Ohren und berührte dann die Zunge des Mannes mit Speichel; danach blickte er zum Himmel auf, seufzte und sagte zu ihm: Éffata!, das heißt: Öffne dich! Sogleich öffneten sich seine Ohren, seine Zunge wurde von ihrer Fessel befreit und er konnte richtig reden. Jesus verbot ihnen, jemandem davon zu erzählen. Doch je mehr er es ihnen verbot, desto mehr verkündeten sie es. Sie staunten über alle Maßen und sagten: Er hat alles gut gemacht; er macht, dass die Tauben hören und die Stummen sprechen.

Nachrichten

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Viele erleben Weihnachten nicht als heiles, sondern als belastendes Fest. Konflikte, Trauer und Ängste treten zu den Feiertagen besonders stark auf. Die Telefonseelsorge ist rund um die Uhr für alle Sorgen und Nöte unter der Nummer 142 kostenlos erreichbar.

Zur Profanierung der Palottikirche

Ein Abschied, der schmerzt, führt zu einem Neuanfang: Die Erzdiözese Wien begleitet die Gemeinde nach der Profanierung der Pallottikirche und lädt alle herzlich ein, in der Pfarre Maria Hietzing eine neue, hoffnungsvolle Heimat zu finden und gemeinsam Kirche zu sein. 

Maria von Guadalupe

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Mitten im Winter wächst die Solidarität: Eine neue Initiative zeigt, wie engagierte Menschen konkrete Hilfe für Schutzsuchende organisieren und sichtbar machen.

Eröffnung des Hospiz im Haus der Barmherzigkeit: Für ein Leben in Würde bis zum Schluss

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Elisabeth Birnbaum: "Wege durch den Bibelwald"

Wer die Bibel neu entdecken möchte, findet in diesem ungewöhnlichen Zugang eine Einladung, vertraute Texte mit frischen Augen zu erkunden.

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Wiener Pastoraltheologin übernimmt Leitung des Koordinierungsausschusses für christlich-jüdische Zusammenarbeit – Seit 1956 engagiert für den Dialog zwischen den Religionen.

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