Leitspruch der diesjährigen dritten Auflage des apostolischen Weltkongresses in Kolumbien ist "Barmherzigkeit, unser Auftrag in einem vereinten Herzen".
Leitspruch der diesjährigen dritten Auflage des apostolischen Weltkongresses in Kolumbien ist "Barmherzigkeit, unser Auftrag in einem vereinten Herzen".
Kirchlicher Großkongress mit Fokus auf Versöhnungsprozess im Bürgerkriegsland Kolumbien. Chilenischer Kardinal wird Papst vertreten.
In Bogota findet im August 2014 der bisher dritte "Weltkongress der Barmherzigkeit" statt. Der Wiener Erzbischof Christoph Schönborn leitet die Kongressreihe, die 2008 ins Leben gerufen wurde und nach ihrem Englischen Anfangsbuchstaben "WACOM" genannt wird.
Am Dienstag, 15. Juli 2014, endete die Anmeldefrist für die Großveranstaltung, bei der zwischen 15. und 19. August rund 4.000 Kongressteilnehmer aus aller Welt - darunter zahlreiche Kardinäle - erwartet werden. Papst Franziskus hat den emeritierten Erzbischof von Santiago de Chile, Kardinal Francisco Javier Errazuriz, zu seinem Sondergesandten für den Kongress ernannt.
Thematisch liegt der Fokus durchaus beim Hauptproblem des Gastgeberlandes: Die Veranstaltung soll eine "Plattform für die Heilung der Wunden des bewaffneten Konfliktes" zwischen der Regierung und den Guerilla-Einheiten werden und auch auf die Armut vieler Menschen Antworten geben, bekundeten die kolumbianischen Bischöfe im Vorfeld. Was Barmherzigkeit in der Lebensrealität bedeuten kann, werden deshalb zentrale Akteure des Friedensprozesses im von Bürgerkrieg gezeichneten Land skizzieren, darunter Kardinal Ruben Salazar, ein in der Arbeit mit den Kriegsopfern beteiligter Rechtsanwalt der Versöhnungskommission und eine Vertreterin der Opferverbände.
Auf dem weiteren Programm des Kongresses stehen Vorträge, Gebetsmomente, Gottesdienste und Zeugnisse. Kardinal Schönborn hält am zweiten Tag das Eröffnungsreferat über "Die göttliche Barmherzigkeit - unser Auftrag" und wird am Abschlusstag ein Resümee ziehen. Mehrere Vortragende berichten, in welcher Form sie Gottes Barmherzigkeit am eigenen Leib erfahren haben - darunter die italienische Ex-Pornodarstellerin Claudia Koll, die in ihrer Karriere eine deutliche Kehrtwende erfuhr, zum Glauben kam und seither als Missionarin tätig ist. Weitere Beiträge kommen von der thailändischen Finanzmanagerin Mary Sarindhorn, die einst unschuldig eines Verbrechens angeklagt wurde, sowie vom Schweizer evangelisch-reformierte Pfarrer Martin Hoegger.
Wie der kolumbianische Bischof Julio Hernando Garcia Pelaez im Vorfeld erklärte, solle der Kongress in seinem Land der neuen Evangelisierung Südamerikas einen Auftrieb geben. Nötig sei dafür jedoch eine "Bekehrung" auch in der Pastoral, wo neue Strukturen nötig seien. "Barmherzigkeit besteht darin, dass wir nicht darauf warten, dass die Menschen zu uns kommen, sondern dass wir hinaus gehen zu den Menschen und von Haus zu Haus, von Tür zu Tür die Botschaft von der Barmherzigkeit Gottes bringen", so der Bischof von Istmina-Tado.
Theologisch aktuell ist das Thema u.a. deshalb, da auch Papst Franziskus in seinem Pontifikat wiederholt von der Kirche die Ausübung der Barmherzigkeit Gottes gefordert hat. "Werdet nicht müde barmherzig zu sein!", forderte er Priester des Öfteren auf, zudem zählt er die Barmherzigkeit auch zu den Hauptkriterien für Bischofskandidaten.
Für die Organisation und die Einbindung der Gläubigen in den Kongress sind in Bogota 450 freiwillige Helfer aus Kolumbien und anderen Ländern tätig. Breitenwirkung erhofft sich die kolumbianische Kirche auch durch eine begleitende virtuelle Ausstellung unter dem Motto "Barmherzigkeit - die Kunst ohne Maß", zu der Menschen weltweit eingeladen werden, durch eigene Kunstwerke Gottes Barmherzigkeit Ausdruck zu verleihen. Bis 1. August können Beiträge aus dem Bereich der bildenden Künste an die Erzdiözese Bogota eingereicht werden, wobei das Ergebnis dieser Sammlung ab Kongressbeginn auf der Homepage der Erzdiözese abrufbar sein wird.
Die "WACOM"-Kongressreihe ist laut Kardinal Schönborn "eines der vielen Kinder von Papst Johannes Paul II.", der die Barmherzigkeit zum Grundsatz der Evangelisierung machen wollte, wie etwa seine zweite Enzyklika, "Dives in misericordia", die Selig- und Heiligsprechung der polnischen Ordensfrau Faustina Kowalska (1905-1938) und die Einführung des "Barmherzigkeitssonntages" eine Woche nach Ostern gezeigt hätten. Der Kongress sei auch als eine Reaktion der katholischen Kirche auf das Terrorattentat vom 11. September 2001 in New York zu sehen - als ein Schritt, durch den Glauben zur Beendigung von Gewalt und Konflikten beizutragen.
Neben nationalen und kontinentalen Barmherzigkeits-Kongressen gibt es seit 2008 auch Weltkongresse mit diesem Schwerpunkt. Den Anfang machte damals Rom, drei Jahre später war Krakau an der Reihe, aufgrund der engen Verbindung der polnischen Stadt zu Johannes Paul II. und der heiligen Faustina. Leitspruch der diesjährigen dritten Auflage des apostolischen Weltkongresses in Kolumbien ist "Barmherzigkeit, unser Auftrag in einem vereinten Herzen".
Begleitet wird der Kongress von einer internationalen Pilgerfahrt, an der auch österreichische Gläubige teilnehmen. Die Gruppe startet bereits am 10. August und besucht u.a. den Marienwallfahrtsort Chiquinquira, das Christusheiligtum von Monserrate. Während des Kongresses sind für die Pilger Konferenzen, Workshops sowie ein kulturelles Programm vorgesehen.
Informationen zum Weltkongress der Barmherzigkeit 2014: www.wacom2014.org
Kardinal Christoph SchönbornSeine Texte, Predigten und Vorträge. |