Polizei ermittelt gegen sechs Unbekannte. Campus der Religionen: „Wo eine Religion angegriffen wird, sind auch alle anderen mitbetroffen“.
Die Fahne der jüdischen Glaubensgemeinschaft am Campus der Religionen in der Seestadt in Wien-Donaustadt ist erneut zerstört worden. Wie die Polizei am Montag mitteilte, haben Zeugen eine Gruppe von sechs Personen beobachtet, wie sie die weiße Flagge mit dunklem Davidstern zerrissen haben, berichtete die Austria Presse Agentur (APA). Gegen die Unbekannten wird nun wegen des Verdachts der schweren Sachbeschädigung und Herabwürdigung religiöser Lehren ermittelt.
Betroffen zeigt sich der Verein „Campus der Religionen“ vom Vorfall: „Als Mitglieder des ‚Campus der Religionen‘ verurteilen wir den erneuten Vandalenakt auf die jüdische Fahne in der Seestadt Aspern aufs Schärfste. Wir sind betroffen und bestürzt über einen solchen Angriff gegen eine unserer Religionsgemeinschaften. Wir treten entschieden gegen jede Art von Respektlosigkeit und Feindseligkeit in unserer Stadt auf. Denn wo eine Religion angegriffen wird, sind auch alle anderen mitbetroffen, weil wir uns miteinander auf einem friedlichen und solidarischen Weg bewegen. Der antisemitische Akt ist ein Zeichen gegen den friedvollen Umgang miteinander, den wir in Wien schon lange pflegen. Als Vertreter der acht beteiligten Religionsgemeinschaften stehen wir zur religiösen Vielfalt und bekennen uns zu unserem freundschaftlichen Diskurs, der keine Diskriminierung oder Verletzung zulässt.“
Auch Bürgermeister Michael Ludwig verurteilte am Montag das Herunterreißen der jüdischen Fahne: "Ich verurteile es auf Schärfste, dass die jüdische Fahne in der Seestadt zerstört wurde", schrieb er in einer ersten Reaktion auf der Plattform X. In Wien gebe es keinen Platz für Rassismus und Antisemitismus, so Ludwig, die Bundeshauptstadt sei eine Stadt des sozialen Zusammenhalts und Friedens.
Die Flagge als Symbol des jüdischen Glaubens ist immer wieder Gegenstand von Vandalismusakten, zuletzt war sie im Sommer des Vorjahres heruntergerissen worden. Am Campus der Religionen sind acht Religionsgemeinschaften vertreten. Ihre jeweiligen Vertreter haben auch in der Vergangenheit diverse Vandalenakte als Herabwürdigung religiöser Traditionen verurteilt. Im aktuellen Fall wurde das Landesamt für Staatsschutz und Extremismusbekämpfung in Kenntnis gesetzt.