Wiener Pastoraltheologin übernimmt Leitung des Koordinierungsausschusses für christlich-jüdische Zusammenarbeit – Seit 1956 engagiert für den Dialog zwischen den Religionen.
Die Wiener Pastoraltheologin Regina Polak übernimmt die Leitung des Koordinierungsausschusses für christlich-jüdische Zusammenarbeit (KooA). Sie folgt auf Martin Jäggle, der das Amt seit 2011 innehatte. Polak betonte gegenüber Kathpress, dass sie ihren christlichen Glauben „nur im Dialog mit dem Judentum verstehen und leben“ könne. Diese Erfahrung wolle sie auch anderen ermöglichen. Besorgt zeigte sich die Theologin über den wachsenden Antisemitismus: „Niemals hätte ich damit gerechnet, dass Antisemitismus wieder so aufflammt wie seit dem 7. Oktober 2023 – sogar in mir nahen Milieus.“
Die Wahl erfolgte am 18. November bei der Generalversammlung des KooA, die unter dem Thema „Dem Bösen begegnen. Jüdische Spiritualität und jüdische Erfahrungen“ stand. Rabbiner Schlomo Hofmeister und Psychologin Clara Stepanow (ESRA) referierten über Wege im Umgang mit Gewalt und Trauma.
In ihrer ersten Erklärung dankte Polak ihrem Vorgänger: „Ich bin mir bewusst, in welche großen Fußstapfen ich trete.“ Zugleich kündigte sie an, eigene Akzente zu setzen. Angesichts des Antisemitismus sei eine kritische Reflexion bisheriger Strategien nötig. Das wirksamste Mittel bleibe „die Freude am Dialog mit Jüdinnen und Juden in all ihrer Verschiedenheit“.
Der 1956 gegründete Koordinierungsausschuss gilt als ältestes Forum des christlich-jüdischen Dialogs in Österreich. Er wurde von Kardinal Franz König und Judaistik-Professor Kurt Schubert initiiert und zählt heute über 410 Mitglieder sowie 28 Partnerorganisationen. Seine Aufgaben sind die Förderung des Dialogs, die Aufarbeitung christlicher Judenfeindschaft, die Erinnerung an die Schoa und der Einsatz gegen Antisemitismus und Rassismus.
Polak sieht darin eine zentrale Aufgabe ihrer Disziplin: „Die Erneuerung der Kirchen kann nur im Dialog mit dem Judentum geschehen.“ Sie freut sich auf die Zusammenarbeit mit dem Vorstand, der laut Statut zu je einem Drittel jüdisch, evangelisch und katholisch besetzt ist.