Traditionell stellt sich Papst Franziskus beim Rückflug seiner Reisen den Fragen der Journalisten.
Traditionell stellt sich Papst Franziskus beim Rückflug seiner Reisen den Fragen der Journalisten.
Bei seinem Rückflug aus Aserbaidschan stellte sich Papst Franziskus am Sonntag, 1. Oktober 2016 Fragen von Journalisten.
Franziskus will den Katholiken in den USA keine Empfehlung für die Präsidentschaftswahl im November geben. "In Wahlkampfzeiten sage ich nie ein Wort. Das Volk ist souverän", sagte Franziskus am Sonntag, 2. Oktober 2016 beim Rückflug aus Aserbaidschan in einer "fliegenden Pressekonferenz" mit am Vatikan akkreditierten Journalisten.
Er rate nur dazu, die Vorschläge der Kandidaten eingehend zu prüfen, zu beten und sich dann bewusst zu entscheiden. Auf das "konkrete Problem" wolle er nicht eingehen, so der Papst. Franziskus antwortete damit auf die Frage eines US-Journalisten. Die Frage lautete, welche Empfehlung er Katholiken geben würde angesichts von zwei Kandidaten, die aus katholischer Sicht beide teils untragbare Positionen vertreten.
Im Februar hatte der Papst den vom republikanischen Kandidaten Donald Trump befürworteten Ausbau der Grenzanlagen zwischen Mexiko und den USA mit den Worten kommentiert: "Jemand, der nur daran denkt, Mauern ... und keine Brücken zu bauen, ist nicht christlich." Trump reagierte damals empört: "Wenn ein religiöses Oberhaupt den Glauben einer Einzelperson infrage gestellt, ist das schändlich", erklärte er via Facebook.
Etwa jeder vierte Wahlberechtigte in den USA ist Katholik. Meinungsumfragen zufolge lag die Präsidentschaftskandidatin der Demokratischen Partei, Hillary Clinton, unter Katholiken zuletzt deutlich vor Trump. Um diesen Rückstand aufzuholen, setzte dieser Ende September ein katholisches Beratergremium ein. Weiter sagte Franziskus, allgemein könne er lediglich sagen, dass ein Land, in dem mehrere Kandidaten nicht allen gefielen, "überpolitisiert" sei, aber "nicht viel politische Kultur" habe. Als Beispiel nannte er lateinamerikanische Staaten. Eine Aufgabe der katholischen Kirche sei es, zu einer solchen politischen Kultur zu erziehen.
Papst Franziskus hat sich bei der Pressekonferenz gegen eine Ausgrenzung von Transsexuellen durch die katholische Kirche gewandt. "Die Tendenzen und hormonelle Ungleichgewichte bringen viele Probleme mit sich, und wir müssen vorsichtig damit sein zu sagen, dass alles dasselbe wäre", sagte der Papst. Die Betreffenden müssten in der Kirche aufgenommen sein und begleitet werden. "Das wäre, was Jesus heute machen würde", so Franziskus. Ihre Fälle seien differenziert zu betrachten.
Mit diesen Aussagen wolle er keineswegs Transsexuelle "heiligsprechen", betonte der Papst. Im Leben müsse man "die Dinge so nehmen, wie sie kommen. Die Sünde ist die Sünde", so Franziskus. Im Jänner hatte er im Vatikan einen Transsexuellen empfangen, im April eine Gruppe Transsexueller.
Zugleich bekräftigte Papst Franziskus seine Kritik an einem ideologisch überspitzten "Genderismus". Es sei eine Sache, wenn Personen ihr Geschlecht ändern; eine andere sei es aber, dies in den Schulen zu lehren, um einen gesellschaftlichen Mentalitätswandel herbeizuführen. Das sei Ideologie.
Papst Franziskus will im kommenden Jahr nach Indien und Bangladesch reisen. Ein Besuch zum 100-Jahr-Jubiläum der Marienerscheinungen im portugiesischen Fatima sei bereits sicher und die Reise nach Asien "sehr wahrscheinlich", sagte Franziskus bei seinem Rückflug von Aserbaidschan in der "fliegenden Pressekonferenz".
Weiters plant der Papst nach eigener Aussage eine Afrika-Reise. Konkrete Besucherländer stünden jedoch noch nicht fest. Franziskus bekräftigte zugleich seinen Wunsch, nach China zu reisen. Jedoch ließ er erkennen, dass die vatikanisch-chinesischen Verhandlungen noch etwas Zeit bräuchten. Im Indien waren bereits zwei Päpste: 1964 hatte Paul VI. (1963-1978) Mumbai (Bombay) besucht, 1999 folgte Johannes Paul II. (1978-2005). Bangladesch besuchte der Papst aus Polen 1986. In China war hingegen noch kein einziger Papst.
Der fast 80-jährige Papst Franziskus, der sich selbst bei seinem Amtsantritt 2013 als reiseunfreudig beschrieb, hat mittlerweile 16 Auslandsreisen absolviert. Die nächste führt ihn von 31. Oktober bis 1. November nach Schweden.
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