Der Tiananemen-Platz, der zentrale Platz in der chinesischen Hauptstadt Peking.
Der Tiananemen-Platz, der zentrale Platz in der chinesischen Hauptstadt Peking.
Übereinkunft betrifft strittige Frage von Bischofsernennungen. Kritik und Warnungen am Tag nach Bekanntgabe des Abkommens.
Der Vatikan und China haben ein "vorläufiges Abkommen" über die strittige Frage von Bischofsernennungen getroffen. Das teilte das vatikanische Presseamt am Samstag, 22. September 2018 mit. Die Vereinbarung solle die "Bedingungen für eine weitere Zusammenarbeit auf bilateraler Ebene" schaffen. Der Inhalt des Abkommens wurde nicht mitgeteilt.
Geschätzt rund 13 Millionen von etwa 1,3 Milliarden Einwohnern der Volksrepublik China sind Katholiken; die Behörden verzeichnen jedoch lediglich 6 Millionen. Als kleine Minderheit haben die Katholiken mit rund 100 Diözesen dennoch landesweit funktionierende Kirchenstrukturen. Eine große Besonderheit des chinesischen Katholizismus ist die Teilung in zwei Gruppierungen: Neben einer regimenahen und staatlich zugelassenen "Patriotischen Vereinigung" gibt es die sogenannte Untergrundkirche in Gemeinschaft mit dem Papst.
Die "patriotischen Christen" dürfen seit 1957 beziehungsweise wieder seit Ende der chinesischen "Kulturrevolution" (1966-1976) mit staatlicher Erlaubnis aktiv sein. Gegen die Mitglieder der "Untergrundkirche" kommt es immer wieder zu staatlichen Sanktionen. Priester und Bischöfe werden verhaftet oder verhört. Die "Untergrund-Katholiken" erhalten auch keine Erlaubnis zum Bau von Kirchen.
Seit der kommunistischen Machtübernahme in Peking 1949 gibt es bis heute keine offiziellen diplomatischen Beziehungen mit dem Heiligen Stuhl. Eine Kernfrage ist die chinesische Forderung, Rom müsse zuerst seine Kontakte zu Taiwan abbrechen. Ein anderer Streitpunkt ist die jetzt behandelte Frage der Bischofsernennungen.
Von den rund 100 chinesischen Bischöfen sind derzeit sieben "patriotische" nicht von Rom anerkannt, davon drei ausdrücklich exkommuniziert. Umgekehrt amtieren 30 bis 40 Untergrundbischöfe ohne Genehmigung Pekings. Zudem werden diverse weitere römische Kandidaten von den Behörden abgelehnt.
Der Vatikan hat in den vergangenen Jahren wiederholt Angebote formuliert, um die Beziehungen zu verbessern. Papst Benedikt XVI. (2005-2013) wandte sich 2007 mit einem Brief an die chinesischen Katholiken, in dem er auch auf die Regierung zuging. Auch unter seinem Nachfolger, dem Jesuiten Franziskus, suchte Rom unter Führung von Kardinalstaatssekretär Pietro Parolin einen Ausgleich durch Verhandlungen. Teile der chinesischen Katholiken warnten jedoch davor, der Vatikan drohe sich von Peking über den Tisch ziehen zu lassen.