Sonderschau im Papyrusmuseum der Nationalbibliothek legt Augenmerk auf Gemeinsamkeiten der drei monotheistischen Religionen anhand ihrer Schriften
Sonderschau im Papyrusmuseum der Nationalbibliothek legt Augenmerk auf Gemeinsamkeiten der drei monotheistischen Religionen anhand ihrer Schriften
Ausstellung über Bibel und Weltreligionen im Papyrusmuseum der Nationalbibliothek
Die Gemeinsamkeiten der drei großen Buchreligionen - Christentum, Judentum und Islam - festgemacht an ihren Schriften, stehen im Mittelpunkt der aktuellen Sonderschau des Papyrusmuseums der Österreichischen Nationalbibliothek. Das Hauptaugenmerk der Ausstellung liegt auf der Bibel und ihrer Rezeption. Mehr als 90 Exponate aus mehreren Jahrhunderten der Antike und des Mittelalters veranschaulichen die lange Zeit ihrer Textgestaltung, Überlieferung und vielfältigen Wirkungsgeschichte. Das Anliegen der Schau gehe aber über ein rein wissenschaftliches Interesse hinaus. "Wir wollen damit ein stückweit den interreligiösen Dialog zwischen den drei Weltreligionen fördern", betonte Johanna Rachinger, Generaldirektorin der Österreichischen Nationalbibliothek.
Wenige Werke haben die Menschheitsgeschichte so sehr geprägt wie die Bibel, betonte Professor Bernhard Palme, Kurator der Ausstellung und Direktor des Papyrusmuseums am Mittwoch bei einer Pressekonferenz in Wien. "Für zwei Weltreligionen und mehr als zwei Milliarden Juden und Christen ist sie Grundlage des Glaubens. Auch der Islam betrachtet sie als heiligen Text."
Die Ausstellung begibt sich an die Wiege der Bibel und beleuchtet die Geschichte ihrer Überlieferung anhand von einmaligen Originalen aus den Beständen der Österreichischen Nationalbibliothek. Fragmente der ältesten bekannten biblischen Handschriften sind dabei ebenso zu sehen, wie illuminierte hebräische Codices, frühe Korantexte und zahlreiche weitere einzigartige Objekte, von denen viele das erste Mal öffentlich gezeigt werden. Ein "besonders spannender" Zeuge für kulturelle und religiöse Vielfalt ist ein als Fragment erhaltenes Messbuch aus dem 13. Jahrhundert, das in griechischer, koptischer und arabischer Sprache verfasst wurde, so Palme.
Highlights der Ausstellung sind unter anderem ein Fragment der Bücher Jesajas aus dem 3. Jahrhundert, ein Bruchstück aus den Psalmen aus dem 5. Jahrhundert oder eine um 500 entstandene lateinische Fassung der Sprüche Salomons. Teil der Ausstellung ist auch das "Nikodemus-Evangelium" aus dem 5. Jahrhundert. Die Handschrift der Österreichischen Nationalbibliothek sei das wichtigste und älteste Fragment der lateinischen Übersetzung, die bald nach dem griechischen Original entstand und nur äußerst selten öffentlich zu sehen sei, so Palme.
Ein Teil der Ausstellung ist dem Koran gewidmet, der im Vergleich zur Bibel in relativ kurzer Zeit entstanden sei, erklärte der Kurator. Gezeigt wird unter anderem ein Doppelblatt einer arabischen Handschrift aus dem 9./10. Jahrhundert, auf dem eine kunstvolle, mehrfarbig illustrierte Darstellung des Paradieses als Garten zu sehen ist. Teil der Ausstellung ist auch ein Codex aus dem Jahr 1299 als Beispiel für die an islamischer Ornamentik geschulte Kunstfertigkeit jüdischer Buchillustration.
Papyrusmuseum der Österreichischen Nationalbibliothek
Heldenplatz, 1010 Wien
Öffnungszeiten:
Dienstag bis Sonntag 10.00 bis 18.00 Uhr
Donnerstag 10.00 bis 21.00 Uhr
Von Juni bis September: täglich von 10.00 bis 18.00 Uhr
Donnerstag von 10.00 bis 21.00 Uhr
Ausstellungsdauer: 12. Juni 2014 bis 11. Jänner 2015