"Gott möchte, dass wir Schöpfer und Unternehmer sind", sagte Kardinal Christoph Schönborn.
"Gott möchte, dass wir Schöpfer und Unternehmer sind", sagte Kardinal Christoph Schönborn.
Kardinal Schönborn zum Abschluss des 3. Kongresses christlicher Führungskräfte: "Kirche ist nicht wirtschaftsfeindlich".
Den liturgischen Schlusspunkt des 3. Kongresses christlicher Führungskräfte bildete am Samstagmittag, 29. April 2017, ein ökumenischer Gottesdienst in der Göttweiger Stiftskirche. Kardinal Christoph Schönborn und Lars Müller-Marienburg, Superintendent der Evangelischen Kirche in Niederösterreich, standen diesem vor.
Ausgehend von der Tageslesung aus dem ersten Johannesbrief (1 Joh 1,5-2,2) sprach Kardinal Schönborn in seiner Predigt über das Wesen der Sünde: "Wenn wir sagen, dass wir keine Sünde haben, führen wir uns selbst in die Irre und die Wahrheit ist nicht in uns."
Das alte griechische Wort "Armatia", das im Neuen Testament für Sünde verwendet wird, hatte in der antiken Welt die Bedeutung von "nicht treffen, das Ziel verfehlen", wie etwa beim Speerwurf. "Sie alle stecken sich Ziele und nicht alle werden erreicht", sagte der Kardinal zu den versammelten Führungskräften. "Sünde ist eine Fehlleistung. Wenn jemand sagt, er hat keine Fehlleistung getan, dann lügt er. Im ursprünglichen Sinn von Sünde ist enthalten: ein Ziel nicht erreichen und eine Regel nicht beachten."
Schönborn erinnerte sich an Worte seines vor zwei Jahren verstorbenen Freundes François Michelin, den größten Reifenproduzenten der Welt. "Er war ein zutiefst gläubiger Mensch. Ich habe von ihm die faszinierendste Definition der Erbsünde gehört, die nur ein Techniker formulieren kann: 'Die Erbsünde ist das Nichtbeachten der Gebrauchsanweisung.' Man beklagt sich, weil das Handy nicht funktioniert, aber man hat die Gebrauchsanweisung nicht gelesen. Michelin ging sogar sogar weiter und sprach vom Ablehnen der Gebrauchsanweisung. Das passiert laufend und ständig, dass wir uns nicht an die Zielsetzung halten und die Regeln des Tuns nicht einhalten. Beides kann man verfehlen und beides ist Sünde. Das gilt für alle Bereiche des Lebens, auch für die Wirtschaft."
Der Wiener Erzbischof habe oft Klagen aus Wirtschaftskreisen gehört, dass die Kirche, die Bischöfe, auch der Papst zu negativ über die Wirtschaft sprechen. "Macht die Kirche den wirtschaftlichen Erfolg madig?", fragte Kardinal Schönborn.
Papst Johannes Paul II. habe mit seiner Sozialenzyklika "Centesimus annus" notwendige Korrekturen eingebracht: "Es ist nicht schlecht, wenn die Wirtschaft nach Gewinn strebt." Kardinal Schönborn: "Das muss sie, sonst kann sie nicht wirtschaften. Erfolg ist nicht etwas Böses und Sündhaftes. Das natürliche Streben nach wirtschaftlichem Erfolg, das naturhafte Begehren, wie es Thomas von Aquin nennt, ist etwas Gutes. Es ist die Leidenschaft, etwas kreativ und erfolgreich zu schaffen. Der Schöpfer hat es im Menschen angelegt, er will, dass wir Schöpfer und Unternehmer sind. Gott möchte aber, dass wir darauf achten, wo sich der Wurm der Sünde in dieses naturhafte Begehren einschleicht."
Kardinal Christoph Schönborn, Superintendent Lars Müller-Marienburg, Bischof Alois Schwarz, Abt Columban Luser und Mitglieder des Vorstands des Forums christlicher Führungskräfte