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26.02.2022 · Aus der Diözese · Schönborn

Trauer um Kardinalsmutter Eleonore Schönborn

"Es ist selten, dass man 77 Jahre alt wird und immer noch die Mutter hatte. Sie war eine starke Frau, eine faszinierende Persönlichkeit", sagte Kardinal Schönborn. "Nicht umsonst wurde sie von so vielen Menschen geschätzt und auch ehrlich geliebt. Sie war bereit für den letzten Gang und hat sich schon danach gesehnt, zu Gott heimzugehen."

Wiener Erzbischof: 101-jährige Mutter "im Kreis der Familie friedlich entschlafen, gestärkt durch die heiligen Sakramente". Eleonore Schönborns bewegte Geschichte prägte auch ihren Sohn am Wiener Bischofsstuhl.

Eleonore Schönborn, die Mutter von Kardinal Christoph Schönborn, ist am Freitagvormittag im 102. Lebensjahr verstorben. Sie sei im Vorarlberger Montafon "im Kreis der Familie friedlich entschlafen, gestärkt durch die heiligen Sakramente", teilte der Wiener Erzbischof mit. Er selbst hatte die letzten Stunden seiner Mutter an deren Seite verbracht, die am 14. April 102 Jahre alt geworden wäre. Noch am Donnerstag habe sie die Messe spürbar geistig mitfeiern können. Die Begräbnisfeierlichkeiten finden voraussichtlich am kommenden Freitag, 4. März, um 10 Uhr, in ihrer Heimatgemeinde Schruns, statt.

 

"Es ist selten, dass man 77 Jahre alt wird und immer noch die Mutter hatte. Sie war eine starke Frau, eine faszinierende Persönlichkeit", sagte der Kardinal. "Nicht umsonst wurde sie von so vielen Menschen geschätzt und auch ehrlich geliebt. Sie war bereit für den letzten Gang und hat sich schon danach gesehnt, zu Gott heimzugehen."

 

Bewegte Lebensgeschichte

Am 100. Geburtstag Eleonore Schönborns hatte eine große Familienfeier - mit den Kindern Philipp (78), Christoph (77), Barbara (75) und Michael (68), den Enkeln und 15 Urenkeln - wegen der Covid-Pandemie verschoben werden müssen. Zuletzt war ihre Gesundheit bereits stark beeinträchtigt: Die Bewegungsfähigkeit war stark eingeschränkt, sie war nahezu vollständig erblindet.

 

Bis ins hohe Alter war die Verstorbene hochaktiv gewesen: Die leidenschaftlich kartenspielende Jasserin saß auch nach ihrem 90er noch selbst hinter dem Steuer, sie erlernte entschlossen den Umgang mit E-Mail und Internet. Selbst vom Rollstuhl aus referierte Schönborn noch beim von ihr einst mitbegründeten Krankenpflegeverein Außermontafon über das Thema "Einsamkeit im Alter".

Einen "hellwachen Geist" attestieren der Kardinalsmutter alle, die sie kennen. Und große Gelassenheit, die sie bei einem ausführlichen "Krone"-Interview vor zwei Jahren unter Beweis stellte: Der Erblindung verdanke sie, dass ihre Gebete "ehrlicher" geworden seien, dass sie nun endlich "in Ruhe über vieles nachdenken" und ihr Leben ordnen könne. Der Ausspruch "Wer an Gott glaubt, ist nie allein" des sieben Jahre und zwei Tage jüngeren Benedikt XIV. sei ihr oft eine große Stütze gewesen, teilte Schönborn mit; sie habe dieses Zitat oft gebraucht - wohl auch, um nachträglich die dunklen Zeiten der eigenen Vergangenheit zu verstehen.

 

Gutsherrin mit jähem Ende

Ihre eigene Kindheit in Mähren beschrieb Eleonore Schönborn als "wundervoll". Eleonore Freiin von Doblhof, so ihr Geburtsname, wurde 1920 als jüngstes Kind einer u.a. in der Zuckerproduktion tätigen Adelsfamilie geboren und besuchte ein Internat für höhere Töchter. Ihr Vater starb früh nach Multipler Sklerose. Sie selbst lernte rund um den 22. Geburtstag auf einer Cocktailparty den Maler Hugo-Damian Schönborn kennen, der schon beim dritten Treffen um ihre Hand anhielt. Sein Faible für moderne Kunst, Philosophie und Literatur faszinierte sie und ließ sie alle Vorbehalte der Verwandten überhören. Am 10. Mai 1942, mitten im Weltkrieg, wurde geheiratet.

 

Das Glück war jedoch nur von kurzer Dauer. Hugo-Damian, der wie viele Adelige eine NS-Offizierskarriere ausschlug und einfacher Gefreiter blieb, wurde an die Front nach Stalingrad einberufen, überlebte Stalingrad, desertierte später an der Westfront nach der Landung der Alliierten und lief zur britischen Armee über. Der Krieg trug ihm die Tuberkulose ein, an der er lebenslang laborierte. Eleonore, damals auf die Burg Skalka bei Leitmeritz übersiedelt, brachte inmitten der Wirren dieser Zeit im Jänner 1945 Christoph Schönborn zur Welt - neun Monate nach einem Fronturlaub ihres Gatten.

 

Kurz nach Kriegsende jener Moment, der für die damals 25-jährige Guts- und Schlossherrin alles veränderte: Der Dorfgendarm stand damals an der Türschwelle und teilte mit, die Familie müsse binnen einer Stunde das Land verlassen; die Benes-Dekrete in der neu entstandenen Tschechoslowakei sorgten für die Vertreibung aller Angehörigen der seit Jahrhunderten hier ansässigen deutschen und ungarischen Minderheit. Eleonore, mit zwei Kindern im Schlepptau, durfte nur das mitnehmen, was sie tragen konnte. Heimat, Heim, die beschützende Großfamilie und auch ihr Lebensplan - alles ist mit einem Schlag zerstört.

 

Flucht, Scheidung, Neubeginn

Es folgte eine Odyssee - zunächst zu Verwandten nach Breiteneich bei Horn in Niederösterreich, dann zur älteren Schwester Eleonores in Graz, wo sie auch ihren Mann wieder traf, schließlich ab 1950 nach Schruns im Vorarlberger Montafon, wo sie Arbeit fand. Auch wenn während dieser Wanderzeit zwei weitere Kinder geboren wurden, sei es ihre "dunkelste Etappe" Lebens gewesen, sagte Eleonore später und bezog sich dabei auf ihre Enttäuschung über die glücklose Ehe. Das Paar ließ sich 1958 einvernehmlich scheiden. Bei ihren Kindern hinterließ die Trennung tiefe Spuren - Erfahrungen, die ihrem zweiten Sohn viel Einfühlungsvermögen verleihen sollten, als es bei der Familiensynode in Rom sechs Jahrzehnte später um Scheidungsfamilien ging.

 

Jetzt erst recht auf sich gestellt, verdiente Eleonore Schönborn den familiären Lebensunterhalt bei einer Textilfirma in Bludenz, wo sie 30 Jahre lang blieb und wegen ihrer Sprachkenntnisse rasch Chefsekretärin und später Vorarlbergs erste Prokuristin und Pressesprecherin wurde. Sie baute das Haus ihrer Familie, brachte sich in Schruns im Pfarrgemeinderat und im Krankenpflegeverein ein. Erst nach 25 Jahren - ihr Sohn Christoph war inzwischen 1970 zum Priester geweiht und dann 1975 zum Professor an der Schweizer Universität Freiburg ernannt worden - fühlte sie sich in der neuen Heimat integriert und nicht mehr als "Zugereiste", sagte sie später.

 

Ihr politisches Interesse, mit dem sie das Zeitgeschehen intensiv verfolgte, legte Eleonore Schönborn nie ab. Sie wurde erste Schrunser Gemeindevertreterin, initiierte die Errichtung von Museen im Montafon und wurde dafür 1997 sogar mit dem Großen Verdienstzeichen des Landes geehrt. Sie war hellhörig, als das Asylthema Österreich später erneut betraf: Plattformen, die sich gegen die Abschiebung von in Österreich integrierten Flüchtlingsfamilien einsetzten, fanden in ihr eine vehemente Unterstützerin. "Niemand geht freiwillig von zuhause weg", und: "auch ich war einmal Flüchtling", begründete sie dies glaubhaft aufgrund ihrer eigenen Vergangenheit.

 

Mutter des Kardinals

In internationale Schlagzeilen schaffte es die Kardinalsmutter kurz vor ihrem 93er: Ihr Sohn auf dem Stuhl des Wiener Erzbischofs werde damals nach dem Rücktritt von Papst Benedikt XVI. als heißer Tipp für dessen Nachfolge gehandelt. Die ganze Familie hätte Angst davor, sollte dies wirklich eintreten, sagte sie, auch erachte sie Kardinal Christoph Schönborn als "viel zu gütig" für den Job und das Papstamt als zu große Belastung für ihn. Außerdem würde sie ihn dann wohl kaum mehr zu Gesicht bekommen, wie bis dahin zumindest noch bei ihren jährlichen Wien-Aufenthalten. Ihr Fazit war klar: "Das ist nichts für meinen Buben."

 

Christoph sei "immer ein sehr guter Sohn gewesen" und ihr stets sehr nahe gestanden, sagte die Mutter über den dann doch in Wien Verbliebenen. Der Erzbischof verwies in Predigten und Zeitungskolumnen oft auf sie. Eleonore Schönborn erinnere ihn beispielsweise stets daran zu lächeln - "dass die Mundwinkel oben bleiben, auch wenn einem gar nicht danach zumute ist".

 

radio klassik Stephansdom ändert Programm

Anlässlich des Heimgangs der Mutter des Kardinals ändert "radio klassik Stephansdom" sein Programm und bringt ein Archiv-Interview mit Eleonore Schönborn, aufgezeichnet anlässlich ihres 90. Geburtstag. Die von Stefan Hauser gestaltete Sendung "In memoriam Eleonore Schönborn" ist am, Freitag 25. Februar, um 17.30 Uhr, zu hören in Wien auf der Frequenz 107,3, auf anderen Lokalfrequenzen und im Internet unter https://radioklassik.at.

erstellt von: red/kathpress
26.02.2022
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Im Wiener Stephansdom kritisierte Kardinal Christoph Schönborn die gesellschaftliche Verrohung. Er forderte mehr Empathie und stellte die Frage, ob die Nation den "Jammer" der Flüchtlinge höre.

Österreich und das Evangelium

Gedanken zum Evangelium am Sonntag, den 26. Oktober 2025

Kardinal Schönborn zum Protektor von „Pro Oriente“ ernannt

Die Stiftung würdigt das unermüdliche ökumenische Wirken des scheidenden Wiener Erzbischofs. Sein Nachfolger betonte die Bedeutung des persönlichen Dialogs.

Gedanken zum Gräbergang

Gedanken zum Evangelium von Kardinal Christoph Schönborn am 1.und 2. November 2025 Mt 5,1-12a

Erzbischof Josef

Antworten von Kardinal Christoph Schönborn in der Tageszeitung HEUTE am 24.10. 2025

Kardinal Schönborn dankt Klasnic bewegt für richtungsweisendes Werk

In Wien dankte Kardinal Schönborn der scheidenden Opferschutzanwältin Waltraud Klasnic für ihre „Großtat“. Missbrauchsexperte Zollner systemischen Wandel von der Kirche forderte.

Verdunstet bei uns der Glaube?

Gedanken zum Evangelium von Kardinal Christoph Schönborn zum Sonntagsevangelium am 19.10.2025

Muss Armut sein?

Antworten von Kardinal Christoph Schönborn in der Tageszeitung HEUTE am 17.10. 2025

Leib und Seele

Antworten von Kardinal Christoph Schönborn in der Tageszeitung HEUTE am 10.10. 2025

Sonnengesang

Antworten von Kardinal Christoph Schönborn in der Tageszeitung HEUTE am 3.10. 2025

Erbarmen und Dankbarkeit

Gedanken von Kardinal Christoph Schönborn zum Sonntagsevangelium vom 12.10.2025

Das kleine Körnchen Glaube

Gedanken von Kardinal Christoph Schönborn zum Sonntagsevangelium vom 5.10.2025

HyperFocal: 0

Lazarus vor deiner Tür

Gedanken von Kardinal Christoph Schönborn zum Sonntagsevangelium vom 28.9.2025

Zettel mit den Worten 'Die Macht der Worte'

Die Macht der Worte

"Antworten" von Kardinal Christoph Schönborn, aus der Zeitung HEUTE, am Freitag, 25. September 2025.

Kranker Mann mit vielen Medikamenten.

Wie sterben?

"Antworten" von Kardinal Christoph Schönborn, aus der Zeitung HEUTE, am Freitag, 19. September 2025.

Kardinal Schönborn in Köln: Mut und Hoffnung in der Krise

Kardinal Schönborn feierte vergangenen Sonntag als päpstlicher Legat den Gottesdienst zum 350- Jahr-Jubiläum von St. Maria in der Kupfergasse in Köln.

Gott und das liebe Geld

Gedanken zum Evangelium von Kardinal Christoph Schönborn am 21.9.2025

Das Kreuz im Widerspruch

Gedanken von Kardinal Christoph Schönborn zum Sonntagsevangelium vom 14.9.2025

Überfluss und Mangel

Antworten von Kardinal Christoph Schönborn in der Tageszeitung HEUTE am 12.9. 2025.

Heilig

Antworten von Kardinal Christoph Schönborn in der Tageszeitung HEUTE am 5.9. 2025

Jesus wird immer schwächer und kann das Kreuz kaum mehr tragen. Die Soldaten befehlen dem Bauern Simon von Cyrene, das Kreuz zu tragen., Mt 27,32 (vgl. auch Mk 15,21; Lk 23,26), Bad Schönau; Marienkirche

„Erfolgsrezept“ Christentum

Gedanken zum Evangelium Sonntagsevangelium vom 7.9.2025 Lk 14,25-33 von Kardinal Christoph Schönborn.

Predigt von Kardinal Schönborn heute Vormittag zur Seligsprechung von Bischof Eduard Profittlich

Die Seligsprechung von Erzbischof Eduard Profittlich findet zu einem Zeitpunkt statt, an dem alte Wunden wieder aufzubrechen drohen. Gerade in dieser Gegend der Welt ist diese Sorge besonders gegenwärtig... so Kardinal Christoph Schönborn heute Vormittag in Tallin, wo er der Seligsprechung des ersten Bischofs von Estland vorstand. 

Schule und Reli

Antworten von Kardinal Christoph Schönborn in der Tageszeitung HEUTE am 29. August 2025

Religion und Gewalt

Antworten von Kardinal Christoph Schönborn in der Tageszeitung HEUTE am 22. August 2025

Himmel oder Hölle

Gedanken von Kardinal Christoph Schönborn zum Evangelium vom 24. August 2025

Gerangel um Rang und Ehre

Gedanken von Kardinal Christoph Schönborn zum Evangelium vom 31. August 2025.

Aufgenommen für immer

Gedanken von Kardinal Christoph Schönborn zum Evangelium vom 15. August 2025

Maria Himmelfahrt

Antworten von Kardinal Christoph Schönborn in der Tageszeitung HEUTE am 15. August 2025

Kardinal Schönborn - päpstlicher Sondergesandter für Kölner Gnadenkapelle

Anlass ist Jubiläum der Gnadenkapelle "Maria in der Kupfergasse" am 14. September.

Büste des Hl. Dominikus /San Domenico, Bologna

Dominikus

Antworten von Kardinal Christoph Schönborn in der Tageszeitung HEUTE am 8. August 2025

Vom Wachen und Warten

Gedanken von Kardinal Christoph Schönborn zum Evangelium vom 10. August 2025

Kardinal Schönborn: Bedrohung durch Atomwaffen ist aktueller denn je

Kardinal in Grußbotschaft zum Wiener Hiroshima-Gedenken am 6. August: Argumentation, dass Frieden nur durch Abschreckung und gegenseitige Bedrohung gesichert werden kann, ist tragische und gefährliche Illusion.

Lydia

Antworten von Kardinal Christoph Schönborn in der Tageszeitung HEUTE am 1. August 2025.

Mann schläft auf seinem Geld.

Vom Besitz besessen

Gedanken zum Evangelium, am Sonntag, 3. August 2025, von Kardinal Christoph Schönborn (Lukas 12,13-21).

Pilgerzeichen am Pilgerweg

Pilgerwege

"Antworten" von Kardinal Christoph Schönborn, aus der Zeitung HEUTE, am Freitag, 25. Juli 2025.

Frau kniet und betet.

Beten – Atmen der Seele

Gedanken zum Evangelium, am Sonntag, 27. Juli 2025, von Kardinal Christoph Schönborn (Lukas 11,1-13).

Nuclear war concept. Explosion of nuclear bomb. Creative artwork decoration in dark. Silhouette of a person against giant mushroom cloud of atomic explosion. Selective focus

80 Jahre Atombombe

"Antworten" von Kardinal Christoph Schönborn, aus der Zeitung HEUTE, am Freitag, 18. Juli 2025.

Steine auf einem Brett, die sich die Waage halten

Arbeit und Leben – kein Gegensatz

Gedanken zum Evangelium, am Sonntag, 20. Juli 2025, von Kardinal Christoph Schönborn (Lukas 10,38-42).

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