Die Heilige Familie: Jesus ist Maria und Josef anvertraut.
Die Heilige Familie: Jesus ist Maria und Josef anvertraut.
Familie ist Heimat, Geborgenheit – und allzu oft Ort nachhaltiger Verletzungen, unversöhnlicher Feindschaft. Wir alle wünschen uns eine gute Familie und leiden nur allzu häufig unter den Rissen, die durch die Familie gehen.
Deshalb ist es auch sinnvoll, dass die Kirche uns Jesus, Maria und Joseph als Familie vor Augen zu stellen. Aber ist das so eine ideale Familie? Und was wissen wir wirklich über ihr Alltagsleben? Es ist erstaunlich, dass die Evangelien fast gar nichts über die dreißig Jahre berichten, die Jesus im Kreis seiner Eltern und Verwandten in Nazareth gelebt hat. Wie sah ihr Familienleben aus, wie ihre Arbeitswelt, ihr religiöses Leben?
Ein einziges Ereignis wird aus den dreißig Jahren erzählt, die Jesus im Kreis seiner Familie gelebt hat. Das heutige Evangelium berichtet davon. Die Eltern Jesu hielten sich wohl an den Brauch, am jüdischen Pesachfest zum Tempel nach Jerusalem zu pilgern. Von Nazareth aus war das etwa die Entfernung Wien – Mariazell, also jedes Mal etwa drei bis vier Tagesmärsche hin und ebenso viele wieder zurück: eine beachtliche Leistung.
Jesus ist zwölf und geht schon mit auf diese Wallfahrt. Erst am Abend des ersten Tages der Rückreise merken die Eltern, dass ihr Sohn fehlt. Sie hatten darauf vertraut, dass er in der großen Pilgergruppe mitgegangen ist: Ein angsterfüllter Tagesmarsch zurück nach Jerusalem; dort sorgenvolles Suchen, bis sie ihn im Tempel finden, mitten unter den Gelehrten.
„Kind, wie konntest du uns das antun?“ Jesus – ein Vorbild für einen gehorsamen Jugendlichen? Vielleicht ein wenig pubertärer Unabhängigkeitsdrang? Die Antwort Jesu klingt nicht sehr freundlich: „Warum habt ihr mich gesucht? Wusstet ihr nicht, dass ich mich um die Sache meines Vaters kümmern muss?“
In dieser Szene kommt etwas von dem persönlichen Geheimnis Jesu zum Ausdruck, aber auch etwas für alle Familien Gültiges. Mit zwölf Jahren macht Jesus seinen Eltern klar, dass er nicht ihnen gehört und gehorcht, sondern Gott, seinem Vater. Gott gebührt immer der erste Platz. Jesus ist zuerst Gottes Sohn und dann erst Mariens Sohn und Joseph, seinem Ziehvater, anvertraut.
Wenn in unseren Familien Gott den ersten Platz hat, dann lösen sich so manche Konflikte, die oft aus Egoismus, Verletzungen, Vorwürfen entstehen. Maria ist hier Vorbild. Sie verstand anfangs ihren Sohn nicht, hat aber über alles nachgedacht und gebetet. Und im Glauben Ja gesagt zu Gottes Willen in ihrem Leben und im Leben ihres Kindes Jesus.
Die Eltern Jesu gingen jedes Jahr zum Paschafest nach Jerusalem. Als er zwölf Jahre alt geworden war, zogen sie wieder hinauf, wie es dem Festbrauch entsprach. Nachdem die Festtage zu Ende waren, machten sie sich auf den Heimweg. Der junge Jesus aber blieb in Jerusalem, ohne dass seine Eltern es merkten. Sie meinten, er sei irgendwo in der Pilgergruppe, und reisten eine Tagesstrecke weit; dann suchten sie ihn bei den Verwandten und Bekannten. Als sie ihn nicht fanden, kehrten sie nach Jerusalem zurück und suchten ihn dort. Nach drei Tagen fanden sie ihn im Tempel; er saß mitten unter den Lehrern, hörte ihnen zu und stellte Fragen. Alle, die ihn hörten, waren erstaunt über sein Verständnis und über seine Antworten. Als seine Eltern ihn sahen, waren sie sehr betroffen und seine Mutter sagte zu ihm: Kind, wie konntest du uns das antun? Dein Vater und ich haben dich voll Angst gesucht. Da sagte er zu ihnen: Warum habt ihr mich gesucht? Wusstet ihr nicht, dass ich in dem sein muss, was meinem Vater gehört? Doch sie verstanden nicht, was er damit sagen wollte. Dann kehrte er mit ihnen nach Nazaret zurück und war ihnen gehorsam. Seine Mutter bewahrte alles, was geschehen war, in ihrem Herzen. Jesus aber wuchs heran und seine Weisheit nahm zu und er fand Gefallen bei Gott und den Menschen.