"Hier geht es nicht primär um Disziplinfragen, sondern um das Verständnis von Kirche und apostolischem Amt."- Kardinal Christoph Schönborn
"Hier geht es nicht primär um Disziplinfragen, sondern um das Verständnis von Kirche und apostolischem Amt."- Kardinal Christoph Schönborn
Kardinal Christoph Schönborn appelliert an die Deutsche Bischofskonferenz, den Dialog mit dem Vatikan fortzuführen und die Einheit der Kirche über die Etablierung eines "Synodalen Ausschusses" zu stellen, welcher die Lehren des Zweiten Vatikanischen Konzils und die kirchliche Verfassung herausfordern könnte.
Kardinal Christoph Schönborn, äußerte sich in einem Interview mit dem Wiener Dogmatiker Jan Heiner Tück zur Diskussion über die Bildung eines 'Synodalen Ausschusses' in der katholischen Kirche Deutschlands.
Er betont, dass eine solche Institution den Grundsätzen der Kirche und der Konzilstheologie entgegensteht und teilt die Bedenken des Vatikans. Angesichts der ernsten Situation mahnt er zu Besonnenheit, um ein Schisma zu vermeiden, und plädiert dafür, dass die Deutsche Bischofskonferenz den bereits begonnenen Dialog mit dem Vatikan entschlossen fortsetzt. "Die deutschen Bischöfe sollten sich bewusst sein, dass sie die Gemeinschaft mit dem Papst nicht aufkündigen müssen, sondern in Treue annehmen können", erläutert Schönborn im Gespräch auf "communio.de".
Die Äußerungen Schönborns erfolgen vor dem Hintergrund der bevorstehenden Vollversammlung des deutschen Episkopats in Augsburg. Die Deutsche Bischofskonferenz hat kurz vor Beginn den Eingang eines Schreibens aus dem Vatikan bestätigt, das dazu auffordert, nicht über die Satzung des Synodalen Ausschusses abzustimmen. Es ist wichtig, dass die Gespräche zwischen Vertretern beider Seiten vorangehen. Der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, Bischof Georg Bätzing, hat entschieden, diesen Tagesordnungspunkt vorläufig zu streichen. Sprecher Matthias Kopp sagt: "Wie es weitergeht, wird sich während der Vollversammlung in Augsburg zeigen".
Der Vatikan hat bereits mehrfach betont, dass es der Kirche in Deutschland nicht gestattet ist, eine gemeinsame Leitungsstruktur aus Laien und Klerikern zu gründen, wie es der Reformprozess "Synodaler Weg" vorsieht. Schönborn lobt die Geduld des Papstes und der römischen Kurie im Umgang mit den deutschen Bischöfen, um die Einheit zu wahren. Schönborn betont diese Tatsachen mit Überzeugung und Klarheit. Es wird erwartet, dass die deutschen Bischöfe und das Zentralkomitee der deutschen Katholiken die Grenzen nicht überschreiten.
Die Lehren des Zweiten Vatikanischen Konzils zur Kirchenverfassung und zum Bischofsamt sehen keine Delegation der Glaubensweitergabe an gemischte Gremien vor. Er kritisiert, dass der Synodale Weg in Deutschland das Thema Evangelisierung vernachlässigt und fragt nach dem Kirchenbild, das dabei vermittelt wird. Die Kritik Roms zielt auf eine unzureichende Aufnahme der Konzilstheologie ab.
In diesem Konflikt geht es laut Schönborn nicht um Macht oder Disziplin, sondern um die Bewahrung der Einheit im Glauben und das grundlegende Verständnis von Kirche. Schönborn betont die Bedeutung der Bewahrung der Einheit im Glauben und des grundlegenden Verständnisses von Kirche, um eine klare und entschlossene Position zu vertreten.
"Papst Franziskus hat in seinem Brief an die Kirche in Deutschland von 2019 den "Primat der Evangelisierung" betont, weil er darin die vorrangige Aufgabe der Kirche sieht. Alle Getauften sind aktive Träger der Evangelisierung. Das völlige Fehlen des Themas Evangelisierung im deutschen Synodalen Weg lässt mich daher nach dem Kirchenbild fragen, das hier zum Ausdruck kommt. Es entsteht der Eindruck, dass die Anliegen des Papstes einfach nicht aufgegriffen werden. Die wichtigen Impulse des Apostolischen Schreibens "Evangelii Gaudium" von 2013 scheinen mir einfach zu fehlen. Noch nie in der langen Kirchengeschichte hat die Kirche so ausführlich und klar über sich selbst gesprochen wie auf dem Zweiten Vatikanischen Konzil. Auch hier geht es um Erneuerung der Kirche im Dienst an der Welt. Die Kritik aus Rom bezieht sich im letzten auf die Defizite in der Rezeption der Ekklesiologie des Zweiten Vatikanischen Konzils."
Zum gesamten Interview: communio.de