Die Teilnehmer der Konferenz in Wien verurteilten insbesondere auch die Gewalt gegen Christen, Yeziden und andere religiöse oder ethnische Gruppen.
Die Teilnehmer der Konferenz in Wien verurteilten insbesondere auch die Gewalt gegen Christen, Yeziden und andere religiöse oder ethnische Gruppen.
Veranstalter der Großkonferenz war das zuletzt wegen unbedachter Äußerungen seiner Ko-Vorsitzenden in die Kritik gekommene König-Abdullah-Dialogzentrum KAICIID
Die in Wien zusammengekommenen Religionsvertreter aus der arabischen Welt - Scheichs, Imame und Bischöfe - haben in einer Erklärung am Mittwoch, 19. November 2014 gemeinsam die von IS-Terroristen im Namen der Religion verurteilte Gewalt verurteilt und die christlich-muslimische Koexistenz als "eine der Hauptsäulen der arabischen Zivilisation" bezeichnet. Auffallend an der Selbstverpflichtung ist unter anderem, dass der Christen und Muslime gemeinsame "mächtige und über allem waltende Gott" zu Hilfe gerufen wird.
"Wir rufen auf zur Beibehaltung der Diversität in den arabischen Gesellschaften, das unser Erbe seit Jahrtausenden ist", heißt es in der Schlusserklärung, die von mehr als 100 Religionsvertretern unterzeichnet wurde. Unter ihnen sind etwa der chaldäische (katholische) Patriarch Raphael Louis Sako (Bagdad) und der Scheich der Abdulaziz-Universität in Saudi-Arabien, Abdallah bin Mahfudh bin Bayyah. Bin Bayyah ist einer jener 138 führenden Islamgelehrten, die 2008 mit Papst Benedikt XVI. in Verbindung getreten waren. Für den Vatikan nahm der Sekretär des Päpstlichen Dialogrates, P. Miguel Ayuso Guixot, an der Konferenz teil.
Veranstalter der Großkonferenz im Wiener Hilton-Hotel war das - zuletzt wegen vage-unbedachter Äußerungen seiner Ko-Vorsitzenden in die Kritik gekommene - König-Abdullah-Dialogzentrum KAICIID. Die Abschlusserklärung ist hingegen eindeutig, und sie verurteilt die Gräueltaten der IS-Dschihadisten. Bezeichnet werden sie als "jene, die für sich eine 'Islamische Herrschaft' im Irak und in Syrien reklamieren". Terrorismus, Unterdrückung und Angriffe gegen Unschuldige sowie die Entweihung heiliger Stätten und die Zerstörung von kulturellem Erbe dürfe es zwischen den Religionen nicht geben.
Laut KAICIID war es das erste Mal, dass Religionsführer der sunnitischen, schiitischen, christlichen, mandäischen und jesidischen Gemeinden des Mittleren Ostens eine gemeinsame Deklaration gegen Gewalt im Namen der Religion verabschiedet hätten. In ihrer "Wiener Deklaration gegen die Gewalt im Namen der Religion" verurteilen die Oberhäupter verschiedenster Glaubensrichtungen aus der betroffenen Region den "verbrecherischen Missbrauch der Religion zur Ausgrenzung, Unterdrückung, Verfolgung und Tötung von Menschen".
Gemeinsam stellen die Religionsführer fest, dass der aktuelle Konflikt im Irak und in Syrien die Anhänger jeder Religion betrifft. Sie weisen nicht nur Gewalt im Namen der Religion zurück, sondern auch "die Anmaßung von Gruppen wie IS, ihr Handeln mit den Lehren des Islam zu rechtfertigen". Im Blick auf Menschenrechtsverletzungen werden Christen und Jesiden als primär Betroffene erwähnt.
Betont wird, dass jede Person unabhängig von ihrer religiösen Überzeugung das Recht auf menschliche und würdevolle Behandlung hat und dass Gräueltaten im Namen der Religion Verbrechen gegen die Menschlichkeit sind. Ebenso prangert die Deklaration die Unterstützung oder Finanzierung von Terrorismus an.
Die Religionsführer drücken ihre Solidarität mit jenen aus, die unter den aktuellen Ereignissen leiden, und insbesondere mit all jenen, die aus ihren Häusern und aus ihrer Heimat vertrieben wurden. Sie rufen die maßgeblichen politischen Kräfte und die internationale Gemeinschaft auf, nichts unversucht zu lassen, um diesen Menschen die Rückkehr in ihre Städte und Dörfer zu ermöglichen.
Als konkrete Handlungsempfehlungen stellen die Teilnehmer der KAICIID-Konferenz in der Erklärung eine Reihe von Initiativen zur Förderung des sozialen Zusammenhalts und der Friedensbildung in der Region heraus. Die praktische Umsetzung dieser Initiativen solle durch ein ständiges interreligiöses Komitee sowie durch Arbeitsgruppen "verschiedener Institutionen des Dialogs und der Interreligiösität" beaufsichtigt werden.