Kardinal Christoph Schönborn betonte bei der Schlüsselübergabe, es sei wichtig, dass Wien so vielen bedrängten Christen aus dem Nahen Osten eine neue Heimat geben könne.
Kardinal Christoph Schönborn betonte bei der Schlüsselübergabe, es sei wichtig, dass Wien so vielen bedrängten Christen aus dem Nahen Osten eine neue Heimat geben könne.
Wiener Erzbischof überreichte die Schlüssel der Kirche Maria vom Berge Karmel an Patriarch Mar Ignatius Aphrem II. "Christen des Orients können den europäischen Christen"die Kraft und die Tiefe der christlichen Wurzeln nahebringen".
Im Zeichen des Miteinanders von katholischer und syrisch-orthodoxer Kirche, aber auch der Solidarität mit den verfolgten Christen des Nahen Ostens, stand am Sonntag, 7. Dezember 2014, die Übergabe der bisher katholischen Kirche Maria vom Berge Karmel in Favoriten an den syrisch-orthodoxen Patriarchen. Patriarch Mar Ignatius Aphrem II. befindet sich seit Donnerstag in Wien, gemeinsam mit dem für Österreich und die Schweiz zuständigen Metropoliten Mar Dionysios Isa Gürbüz.
Kardinal Christoph Schönborn betonte bei der Schlüsselübergabe, es sei wichtig, dass Wien so vielen bedrängten Christen aus dem Nahen Osten eine neue Heimat geben könne. Die Präsenz der syrisch-orthodoxen Kirche sei ein "Geschenk", weil die Christen des Orients den europäischen Christen "die Kraft und die Tiefe" der christlichen Wurzeln nahebringen.
Zugleich gelte das Gebet dem Schutz der Christen in der Urheimat des Christentums, in Syrien, dem Irak, dem Libanon usw., betonte der Wiener Erzbischof: "Seid weiterhin treue Zeugen des Ursprungs unseres Glaubens".
Patriarch Ignatius Aphrem II., Oberhaupt von rund 3,5 Millionen Gläubigen in Nahost, Europa, Asien und Amerika, betonte seinerseits den Dank an die katholische Kirche. "Österreich hat uns umarmt", sagte der Patriarch wörtlich. Kardinal Christoph Schönborn sei - ebenso wie sein Vorvorgänger Kardinal Franz König - den syrisch-orthodoxen Christen in Österreich in vielfältiger Weise behilflich.
Mar Ignatius Aphrem II. erinnerte an die Hilfe der katholischen Kirche beim Aufbau der syrisch-orthodoxen Gemeinde durch den heutigen Chorepiskopos Emanuel Aydin ab 1973/74. Die syrisch-orthodoxe Kirche habe "Freude am Ökumenismus", nicht nur im Hinblick darauf, dass angesichts der Bedrängnis im Nahen Osten die Solidarität der Glaubensgeschwister im Westen von größter Bedeutung sei, betonte der Patriarch, der Kardinal Schönborn zum Zeichen des Dankes als Geschenk ein syrisches Segenskreuz überreichte. Entscheidend sei die frohe Botschaft des Evangeliums, die Botschaft "der Wahrheit und des Lebens".
Kardinal Schönborn unterstrich, dass die Übergabe der Kirche Maria vom Berge Karmel - die von der syrisch-orthodoxen Kirche dem Heiligen Efrem geweiht wird - "ein großer Tag" für die Kirche von Wien sei. Die bisher in dem Gotteshaus beheimateten katholischen Gemeinden - eine deutschsprachige und eine englisch-/tagalogsprachige - hätten gemeinsam ihr Leben hingegeben, damit in der syrisch-orthodoxen Kirche neues Leben entstehen kann.
Nach der Schlüsselübergabe enthüllten Patriarch und Kardinal gemeinsam eine Gedenktafel für die Opfer der "Zeit des Schwerts" (Seyfo): Ab 1915 wurden im damaligen Osmanischen Reich an die 500.000 syrische Christen Opfer einer Ausrottungskampagne der "Jungtürken". Patriarch Mar Ignatius Aphrem II. betonte, man wolle aller Christen gedenken, die in den Jahren des Ersten Weltkriegs und der nachfolgenden Wirren in Anatolien getötet wurden.
Zum Auftakt der Schlüsselübergabe waren Patriarch Mar Ignatius Aphrem II., Kardinal Schönborn, der Vorsitzende des Ökumenischen Rates der Kirchen (ÖRKÖ), Superintendent Lothar Pöll, der koptische Bischof Gabriel, der armenische Patriarchalvikar Tiran Nersoyan, "Pro Oriente"-Vizepräsident Rudolf Prokschi und andere Kirchenverantwortliche mit einem Regen aus Rosenblättern begrüßt worden.
Nach der Schlüsselübergabe feierte der syrisch-orthodoxe Patriarch das erste Pontifikalamt in dem Gotteshaus, unter seinen Konzelebranten waren Metropolit Mar Dionysios Isa Gürbüz, der Patriarchalsekretär Metropolit Mar Timotheos Matta Al Khoury und der jetzt in Europa lebende vertriebene Metropolit der Djazira, Mar Eustathios Matta Roham.
Die Kirche war in den letzten Wochen von Chorepiskopos Aydin und seinen Helfern im Hinblick auf die Erfordernisse der syrisch-orthodoxen Liturgie adaptiert worden. An der festlichen Liturgie in der überfüllten Kirche nahmen außer den syrisch-orthodoxen Gläubigen auch viele koptische, armenische, äthiopische und indische Christen teil.
Der syrisch-orthodoxe Patriarch dankte den Verantwortlichen der katholischen Pfarrgemeinde in herzlichen Worten für ihre Gastfreundschaft. Der katholische Pfarrer Pawel Wojciga (er kommt aus Polen) und sein (aus Afrika stammender) Kaplan Rodgers Mulenga berichteten vor dem Patriarchen, wie sie seit zehn Jahren gemeinsam mit Pfarrer Sami und seiner Gemeinde für die Sache Jesu eintreten: "Wir bemühen uns gemeinsam, die Menschen näher zu Jesus zu bringen". Die Anwesenheit der syrisch-orthodoxen Christen sei ein "Geschenk Gottes" für die katholischen Gläubigen der Pfarre Gartenstadt.
Im Verlauf seines Pastoralbesuchs in Wien besuchte Patriarch Mar Ignatius Aphrem II. auch Bürgermeister Michael Häupl im Rathaus. Wie auch seine Vorgänger (Mar Ignatius Yakoub III. und Mar Ignatius Zakka I. Iwas) bei ihren Wien-Besuchen trug sich auch Mar Ignatius Aphrem II. ins "Goldene Buch der Stadt Wien" ein. Bürgermeister Michael Häupl betonte angesichts des schrecklichen Bürgerkrieges, der seit Jahren in Syrien und im Irak tobt, "dass wir Menschen, die an Leib und Leben gefährdet sind, helfen müssen". Daran werde sich auch in Zukunft nichts ändern.
Der syrisch-orthodoxe Patriarch sprach seinen Dank für die Hilfe aus Österreich aus. Er betonte die Bedeutung des friedlichen Zusammenlebens, wofür Wien beispielgebend sei, auch in Syrien und im Irak müsse dieses Zusammenleben wieder ermöglicht werden. Zudem hob er die Brückenfunktion Wiens hervor.
Im Zeichen des Miteinanders von katholischer und syrisch-syrisch-orthodoxer Kirche, aber auch der Solidarität mit den verfolgten Christen des Nahen Ostens, stand am Sonntag die Übergabe der bisher katholischen Kirche Maria vom Berge Karmel in Favoriten an den syrisch-orthodoxen Patriarchen.
Fotos: (c) Claudia Schneider